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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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davon.
    Ein paar hundert Meter weiter ließ ich mich in einen Strandkorb fallen und fing an zu weinen. Ich doofe Nuss. Ich war ängstlich und mir über meine Gefühle nicht im Klaren, also versuchte ich hier, die Coole zu mimen und die Schuld an meinem seelischen Durcheinander auf Steve abzuwälzen. Nervös knibbelte ich an dem Korbgeflecht herum und schrak angeekelt hoch, als ich bemerkte, dass ich ein ausgelutschtes Kaugummi unter den Polstern hervorgepult hatte. Ich ging zum Wasser und wusch mir die Hände. Leichte Wellen umspielten meine Knöchel. Das tat gut. Also stiefelte ich noch ein paar Schritte weiter ins Meer. Schließlich breitete ich die Arme aus und ließ mich mit einem lauten Schrei nach vorne fallen. Die Wellen schlugen über mir zusammen. Sie begruben mich für ein paar Sekunden unter Wasser. So langsam wurde ich wieder klar. Oft kann ich die schönen Momente im Leben nicht wirklich genießen, weil ich schon Angst davor habe, mich mies zu fühlen, wenn sie vorbei sind. Deshalb lasse ich sie gar nicht erst zu und verhalte mich lieber zickig. Das wurde mir schlagartig klar, als eine weitere Welle mich zurück an den Strand spülte und mir eine Ladung Sand in die Hosenbeine schoss. Eine Weile blieb ich in der Brandung liegen. Ich hatte endlich ein paar Wahrheiten über mich herausgefunden. Diese Erkenntnis machte mich glücklich, denn sie versprach mir, dass mein Leben in Zukunft vielleicht ein bisschen einfacher würde.
    »Ich werde mich einfach am Leben freuen und mich nicht mit Sorgen über Dinge belasten, die ich ohnehin nicht ändern  kann !« , beschloss ich. Durchnässt, aber irgendwie froh, trottete ich ans Ufer zurück, um mich bei Steve zu entschuldigen. Doch er war nicht mehr da. Das gibt's doch nicht, dachte ich. Der kann sich nicht einfach verpieseln, nur weil ich ihn aus meiner Unausgeglichenheit heraus beschimpft habe.
    »Alice, ich hatte gehofft, die Haie hätten dich gefressen !« , tönte es aus einem Strandkorb, »du Pisstulpe!«
    »Nelke !« , sagte ich, »es heißt Pissnelke!«
    »Musst du denn immer Recht haben ?« , fragte Steve und nahm mich, pitschepatschenass wie ich war, in den Arm.
    Er hatte Kaffee besorgt und ein paar belegte Brötchen. Wir frühstückten im Strandkorb. Ich versuchte, meine neue Philosophie zu leben. Einfach genießen, ohne daran zu denken, dass Steve in ein paar Tagen abreisen würde.
    Der Tag verlief ausgesprochen urlaubsmäßig. Wir bummelten ein bisschen durch die kleinen Läden, aßen eine Riesenportion Gambas zu Mittag und warteten in einem Strandcafe zwei Stunden lang auf die Bedienung, um schließlich mit einem deutschlandverachtenden Blick zwei warme, überteuerte Heineken serviert zu bekommen. Nachmittags zeigte ich Steve einen Coffeeshop, wo er ein paar minderwertige Joints kaufte. Eigentlich rauche er nicht, und seine Marihuana-Karriere habe er in der Highschool bereits beendet, aber die Tatsache, dass man hier frei und ungeniert Dope erstehen könne, fasziniere ihn. Wo er herkam, sei das völlig undenkbar.
    Zum Sonnenuntergang waren wir wieder am Strand, lagen auf einer Decke in den Dünen, lauschten dem Rauschen der Brandung. Wir alberten herum, unterhielten uns über Belanglosigkeiten, trauten uns aber weder das Thema »Abschied« noch »Sex« anzusprechen. Beides Dinge, die uns in naher Zukunft bevorstanden. Schließlich fingerte Steve einen Joint aus seiner Brieftasche hervor und steckte ihn sich an. Beim ersten Zug hustete er noch ein wenig, inhalierte dann den zweiten aber sauber und geradezu professionell. Ich hatte noch nie wirklich gekifft. Bei einigen Partys auf der Uni war die Tüte zwar auch zu mir gewandert, aber während ich sie zwischen kleinem und  Ringfinger eingeklemmt in der Faust zum Mund führte, hatte ich nie richtig dran gezogen. Nie inhaliert. Wie Bill Clinton. Das hat ihm zwar niemals jemand geglaubt, aber ich kann bestätigen, dass es Menschen gibt, die nur so tun, als nähmen sie Drogen. Was, genau betrachtet, ziemlich dämlich ist, aber von jemandem, der Drogen nimmt, erwartet man ja auch keine Vernunft. Steve reichte mir den Joint. Ich setzte ihn ähnlich gekonnt an, wie ich es aus meiner Studentenzeit in Erinnerung hatte. Diesmal jedoch machte ich einen Fehler und sog, ohne es zu wollen, eine kräftige Ladung Rauch in die Lunge ein. Ich prustete und keuchte. Mir wurde quasi auf der Stelle schwindelig, und ich spülte mit einem Schluck aus einer Dose Grolsch nach, die Steve mir fürsorglich reichte. Nach und nach

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