Alice@Hollywood
Aufrichtigkeit anvertraut. »Auf dem eigenen Platz zu verlieren ist eine doppelte Schmach, aber auswärts spielt man normalerweise nicht besonders gut .«
Das Beste wäre also, wenn man das Match auf neutralem Boden austragen könnte. Nina wollte am kommenden Wochenende nach Hamburg fahren, um ihre Schwester zu besuchen. Steve und ich könnten uns doch ganz unverbindlich einklinken, ich könnte meinem Amerikaner den Michel zeigen, und abends würden wir es in einer kuscheligen kleinen Pension an der Außenalster treiben. Vom zweiten Teil des Planes sagte ich Steve zunächst nichts, aber mit einem Ausflug nach Hamburg war er einverstanden. Da Ninas Gatte Markus seine rollende Kapitalanlage, den Porsche Cayenne, nie im Leben rausrücken würde, beschlossen wir, mit meinem Wagen zu fahren. Das könnte doch lustig werden. So versammelten wir uns am kommenden Samstag früh um acht pünktlich mit leichtem Gepäck vor meiner Wohnung. Nina war extrem guter Dinge. Sie freute sich auf ein Wochenende ohne ihren Vormund namens Ehemann. Steve hatte für die Fahrt eigens noch eine Kassette mit seinen Lieblingssongs aufgenommen und ich eine Packung Kondome gekauft, die ich unauffällig in meiner Handtasche verstaut hatte. Nina lümmelte sich auf den Rücksitz, Steve bequemte sich auf die Beifahrerseite. Die erste Etappe sollte ich fahren. Doch gerade, als ich den Blinker setzte, um aus der Parklücke vor meiner Wohnung hinauszusteuern, wurde die Tür aufgerissen. Markus stand neben dem Wagen, eine kleine Reisetasche in der Hand, und grinste.
»Ich komme mit«, verkündete er.
Widerspruch war zwecklos. Thorben-Hendrik hatte er bei der Oma abgestellt. Nun wäre Raum für ein Wochenende auf der Reeperbahn. Da wollte Markus in der nächsten Zeit sowieso mal wieder hin. Zaghafte Einwände Ninas wurden ignoriert. Ehe ich mich versah, saß Markus am Steuer und ich hinten im Fond. Frauen seien längere Strecken als vom Garagentor bis zum Bordstein nicht zuzutrauen. Schon donnerte er los. Mit hundertzwanzig durch die Baustelle auf der Stadtautobahn und dann, drei Spuren kreuzend, quer hinüber zur Ausfahrt auf die nächste Tankstelle zu. Als wir an der Zapfsäule hielten, drehte er sich zu mir um, zog eine Augenbraue hoch und streckte mir seine geöffnete Hand entgegen.
»Gib mir mal was Geld für Sprit, Alice !«
Als ich zögerte, mein Portemonnaie hervorzuholen, grinste Markus böse. Dann ließ er sich herab, mir seine Sicht der Dinge zu erklären.
»Sieh mal Alice, ich fahre euch da hoch. Wenn ich schon hier den Chauffeur spiele, dann will ich aber auch was davon haben .«
Steve, der das ganze Schauspiel zunächst in Ruhe betrachtet hatte, mischte sich nun endlich ein.
»Das ist doch Blödsinn. Sie wollen doch auch nach Hamburg. Und wenn man zusammen fährt, ist es doch wohl selbstverständlich, dass man sich das Benzingeld teilt !«
Markus sah ihn an, als habe Steve ihn soeben bezichtigt, ein international gesuchter Mädchenhändler zu sein. Dann redete Markus auf meinen Freund ein, wobei er die Verben im Infinitiv benutzte.
»Du verstehen nicht. Ich mich hier richten nach euch. Wenn ihr nicht wären, ich allein nach Hamburg fahren . Wann es mir passt. Für mein Entgegenkommen ihr selbstverständlich zahlen !«
Steve hatte genug gehört. Wortlos stieg er aus und ging zum Tankdeckel, der über dem rechten Hinterrad meines Wagens hervorlugte. Umständlich versuchte er, den Verschluss zu öffnen. Ich gestikulierte durch die Scheibe, dass es total bescheuert sei, auf dieses idiotische Verhalten von Mr. »Ihr-solltet-mir-dankbar-sein« Markus auch noch einzugehen. Aber Steve grinste nur. Dann lugte er durch das Beifahrerfenster und bat Markus, ihm zu helfen. Markus zuckte mit dem Mundwinkel, als wolle er sagen, »nicht mal ein simples Tankschloss kriegen diese hirnamputierten Amerikaner auf«, stieg dann aber aus, um Steve zur Hand zu gehen. Danach ging alles superschnell. Kaum hatte Markus sich am Heck des Fahrzeuges eingefunden, schwang sich Steve auch schon auf den Fahrersitz und donnerte davon. Durch das hintere Fenster sahen wir Ninas Mann, der wie das HB -Männchen auf und ab hüpfte. Schon waren wir wieder auf der Autobahn. Nina amüsierte sich köstlich. Doch nach wenigen Kilometern packte sie das schlechte Gewissen.
»Das gibt mit Sicherheit tierisch Ärger, wenn ich nach Hause komme !«
Eigentlich hätte sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder sich auf der Stelle von Markus zu trennen und nie mehr zurückzugehen oder
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