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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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wurde mir ganz wohlig und angenehm. Ich hatte das Bedürfnis, noch einmal an der Haschzigarre zu ziehen. Diesmal ging es ohne zu Husten ab. Urplötzlich fühlte ich mich unglaublich erregt. Ich schnippte den Joint in die Nordsee und fiel buchstäblich über Steve her. Jetzt musste es passieren! Nachdem wir so lange gewartet hatten, hatte sich die Vorstellung von unserem ersten Mal sehr ins Romantische verklärt, aber zum Teufel mit der Romantik. Ich würde unseren Kindern erzählen, wie wir zugedröhnt in den Dünen von Zandvoort gevögelt hatten. Das klang nach einer coolen Story und war dann auch wieder okay. Steve ging zärtlich auf meine unkontrollierten Bewegungen ein und begann dann eine Art Sprechgesang, wie man ihn aus Fußballstadien kennt.
    »Einer geht noch. Einer geht noch rein !«
    Moment mal , das war gar nicht Steve. Wir schreckten hoch. Ich sah mich um. Wir waren umzingelt von einer Horde holländischer Halbstarker mit Surfbrettern, die etwas geboten bekommen wollten. Sie hörten gar nicht auf, Steve anzufeuern, obwohl er längst seine Hose wieder hochgezogen hatte.
    »Verpisst euch, ihr Arschlöcher !« , brüllte ich los.
    Mutig, leider durch den Genuss von Rauschmitteln auch etwas unvorsichtig, fügte ich hinzu: »Ihr seid doch nichts weiter als Surfnazis. Heil Holland!«
    Dass ich da einen wunden Punkt getroffen hatte, fiel mir in der Sekunde auf, als das letzte Wort über meine Lippe geflutscht war. Ungefähr eine Minute konnte Steve noch tapfer dagegen halten, dann hatte ihn die Übermacht tief in den Sand geschoben. Mit dem Kopf zuerst. Mir gelang unversehrt die Flucht ins hohe Gras, während mein Held hinter mir das zu spüren bekam, was die Hooligans gelernt hatten. Erst als die Strandpolizei mit einem aufgemotzten Lada über die Dünen geprescht kam, ließen die Schläger von Steve ab und retteten sich mit ihren Surfbrettern ins Meer. Wir krauchten in die Gegenrichtung durchs Dünengras, zerschnitten uns dabei die Finger und verdrückten uns schließlich in eine spärlich beleuchtete Seitenstraße.
    In einer kleinen Pension unweit der Promenade bekamen wir ohne lästige Fragen ein Zimmer. Provisorisch versorgte ich Steves Wunden mit Bandagen aus in Streifen gerissenen Bettlaken. Zum Glück war nichts gebrochen, doch der arme Kerl war schlimm zugerichtet. Ich tupfte ihm das Blut unter der Nase ab und kam mir vor wie die Freundin von Clint Eastwood in irgend so einem Spaghetti-Western. Diese Vorstellung und der Umstand, dass die Wirkung des Joints noch immer nicht ganz verflogen war, versetzten mich erneut in Erregung. Vorsichtig schob ich ein paar Kissen um den Verletzten, um ihn zu stabilisieren. Dann hatten wir unseren ersten Sex. Es war großartig, muss ich sagen, zumindest, wenn man seinen Zustand berücksichtigt. Den Umständen entsprechend eben. Nicht immer war mir klar, ob er vor Lust oder vor Schmerzen stöhnte, aber er schlief glücklich lächelnd ein, als es vorbei war.
    »Ja, das war unser erster Sex !« , beende ich meinen Vortrag. Ich schaue mich um. Nina und Ruth sind auf dem Sofa eingeschlafen. Wenn ich mal Kinder haben sollte, weiß ich, welche Gutenachtgeschichte ich ihnen erzählen werde.

5. Stevie allein zu Haus
    »Okay. Zwei Chili-Burger, einen Breakfast-Bagel, einen kleinen Salat mit Thousand-Island-Dressing, drei Hamburger und einen großen Kaffee, halb entkoffeiniert. Was vergessen ?« , hake ich nach.
    »Noch eine kleine Cola ohne Eis und eine mittlere Pommes«, ergänzt Jenny. Damit schließt sie ihre Bestellung ab. Nina, Ruth und ich begnügen uns mit einem Kaffee und je einem Blueberry-Muffin. Wenn Jenny guten Sex hatte, kann sie futtern wie eine tibetanische Bergziege nach sechs Wochen Trekking im Himalaja. Und so wie Jenny heute reinhaut, hat sie in der vergangenen Nacht sicher gleich mehrere Gipfel erklommen. Wir genießen unser ausgedehntes Frühstück bei Wendy's und lassen uns von einer gut gelaunten Bedienung gerne die eine oder andere Tasse Kaffee gratis nachschenken. Wir überlegen, was uns der sonnige Tag in Manhattan heute bieten kann.
    »Seid nicht böse, Mädels, aber ich habe heute ein Businessgespräch«, entscheidet Jenny für sich, während sie sich eine Hand voll ketchupverschmierter Pommes in den Mund schiebt. Der Ketchup ist hier umsonst, das muss man ausnutzen. Jenny ist mit Willy, ihrem heißen Filmvorführer, verabredet. In Brooklyn steht angeblich ein kleines, renovierungsbedürftiges Kino zum Verkauf. Jenny will es sich mit ihm zusammen

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