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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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habe, eine Australien-Rundreise zu absolvieren, als mich aus diesem Müll wieder herauszuwinden. Jetzt muss ich wirklich nachdenken. Erstens wird der trauernde Herr Bartho lomäus sehr bald seine Fotos vermissen und zweitens: Wo sind Jennys? Auch dafür gibt es wieder nur zwei Möglich keiten. Entweder sie liegen noch im Auto, und da liegen sie verdammt gut, oder sie. sind mir im Taxi aus der Tasche gefallen. So, wie der Tag bisher gelaufen ist, brauche ich gar nicht lange überlegen. Ich rufe in der Taxizentrale an und bingo! Sie sind mir im Taxi aus der Tasche gefallen.
    »Was ist denn drin? Soll ich schnell nachschauen, ob es wirklich Ihr Kuvert ist?«, fragt mich die freundliche Stimme am anderen Ende.
    »Ist okay. Ich bin sicher, es sind meine, ich meine, es ist meins, mein Kuvert«, gebe ich zurück, »ich bin gleich bei Ihnen.«
    Ein schneller Blick auf die Uhr. Bis zur Mitarbeiterver sammlung bin ich wieder zurück. Das Update muss ich nach hinten schieben, der Rest lässt sich locker bis zwölf, ein Uhr nachts erledigen. Morgen früh muss ich erst um sieben Uhr raus. Passt alles prima, kein Mensch braucht nach so einem Tag sechs Stunden Schlaf. Irgendwo dazwischen werde ich noch eine Liste anlegen mit den zehn bes ten Foltermethoden für gute Freundinnen.
    Ich rufe ein Taxi, warte im Schatten des Gebäudeeinganges, bis es eintrifft, und husche dann wie ein Dieb in der Nacht auf den Wagen zu. Umsonst. Oben, hinter dem Fenster, wo meine Kollegen eifrig ihrer Arbeit nachgehen, sehe ich meinen Chef auf mich herabblicken und so was wie einen polynesischen Kriegstanz aufführen. Mein Gott, der Gute sollte was gegen seine cholerischen Anfälle tun. Das kann ihn mehrere Jahre seines Lebens kosten. Mich kostet es im günstigsten Fall mehrere Jahre Betriebszu gehörigkeit, wenn ich ihm keine plausible Erklärung für mein Verhalten liefern kann.
    Im Schneckentempo erreichen wir die Innenstadt. Zusammen mit dem ägyptischen Taxifahrer beschwere ich mich lauthals, ob die verdammte Stadtverwaltung noch nie was von einer grünen Welle gehört hat.
    Als wir endlich an der Taxizentrale ankommen, weiß ich alles über Amir, den Fahrer, und das man von hier schneller nach Mekka gepilgert ist, als mit dem Taxi in die Innenstadt zu kommen. Er nennt mir den Preis, und ich bin sicher, dass die Pilgerreise auch nur die Hälfte kostet. Jenny wird sich einen zusätzlichen Halbtagsjob suchen müssen. Die freundliche Stimme der Taxizentrale gehört einer resoluten Mittfünfzigerin, und die händigt mir einen knallroten DIN-AO-Umschlag aus mit Luft postbriefmarken drauf. Okay, okay, sie hat mir angeboten reinzuschauen, ob es wirklich meiner ist. Selbst schuld. Trotzdem mache ich aus den zehn schnell fünfzehn Fol termethoden.
    Garniert mit bissigen Anmerkungen, warum nie einer auf sie hören würde, funkt die resolute Frau ein wenig im Äther herum, bis sie tatsächlich den Fahrer erwischt, der mich und Carl-Uwe in den Sender gefahren hat. Der hat gleich danach seine Mittagspause gemacht, anschließend den Umschlag im Wagen gefunden (es ist meiner, ich frage detailliert nach) und ihn dann pflichtbewusst zum Sender gebracht und dem Pförtner ausgehändigt. Nebenbei be merkt einer der neugierigsten Menschen, die ich kenne. Er weiß alles, was im Sender abgeht, und noch schlimmer, er will alles wissen, auch das, was außerhalb des Senders abgeht.
    Draußen lümmelt Amir noch an seinem Wagen herum, und ich frage ihn, ob er Lust hätte zu beweisen, dass eine Rückfahrt nicht notgedrungen so lange dauern muss wie die Hinfahrt.
    Ich gewinne. Es dauert noch länger. Und ist konse quenterweise auch ein paar Euro teurer. Die Mitarbeiterversammlung läuft bereits eine Viertelstunde. Weitere fünfzehn Minuten brauche ich, um mich durch die Was, Wies, Wos, Warums des Pförtners hindurchzuschlängeln, bis ich ihn endlich auffordern kann, mir den verflixten Umschlag zu geben. Er kramt umständlich in seinen Schubladen.
    »Haben Sie nicht jetzt 'ne Mitarbeiterversammlung?«
    »Ja, haben wir. Aber das ist jetzt absolut unwichtig«, antworte ich genervt.
    »Wieso?«, will er wissen.
    Ich bin nur eine Sekunde von einer Implosion entfernt. »Der Umschlag!«
    »Ach so, ja der, also jetzt fällt's mir wieder ein«, fällt es ihm wieder ein, »den hab ich dem, wie hieß der noch, den Sie hergebracht haben ...«
    »Bartholomäus«, und ich will nicht hoffen, dass das wahr ist.
    »Ja, genau. Bartholomäus. Dem hab ich den Umschlag gegeben. Der hat ihn nämlich

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