Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
über den Mittelgang auf mein Bett zukommen. Ich atmete noch einmal aus und nahm meine Waffe fest in die Hand.
Der große schwarze Mann beugte sich zu mir runter und fragte „Hey Junge, bist du bereit?“
Ich sagte ihm, ich wäre zu allem bereit.
„Okay“ antwortet er mit einer entspannten Stimme. „Dann lass uns zum Aufenthaltsraum runter gehen. Wir haben da was ganz besonderes für dich.“
Ich stand also auf und er lief vor mir her, in der aberwitzigen Annahme, ich würde ihm zu seinem nächsten Orgasmus folgen. Denn auch ich hatte etwas ganz besonderes für ihn. Grade wollte er sich zu mir umdrehen, da hämmerte ich ihm das Rohr mit voller Wucht gegen seinen Schädel. Doch er fiel nicht um. Er stand nur da und glotzte mich fassungslos an. Seine Augen waren weit aufgerissen, als könne er gar nicht verstehen, was ihm grade widerfahren war. Ich schlug nochmals zu, diesmal auf das Schlüsselbein. Er schrie vor Schmerz auf und fiel dann nach hinten auf den Boden. Ich ließ ihn da liegen und ging direkt runter zum Aufenthaltsraum, um mich um seine Freunde zu kümmern. Doch da war nur einer, der in der Tür stand. Anscheinend hatte der Schrei seines Freundes ihn irritiert und er fragte „Was ist passiert, man? Wo ist Bruder Jones?“
„Bruder Jones kommt heute nicht“ antwortete ich und schlug das Stahlrohr direkt in seine Fresse. Er schrie vor Schmerz und rief um Hilfe, als ich weiter auf ihn einprügelte. Und Hilfe sollte er bekommen. Das Licht ging an und die Bullen stürmten den Schlafsaal. Meine zwei Opfer kamen ins Krankenhaus. Bruder Jones wurde auf einer Trage abtransportiert und erklärte den Bullen in meinem Beisein, dass ich sie ohne Grund angegriffen hätte.
Am nächsten Morgen stand ich dann beim Gefängnisdirektor im Büro. Hände und Füße hatte man mit Ketten aneinander gefesselt, das Blut meiner Opfer klebte noch an meinem Gefängnisoverall. Der Direktorwar um die 50 Jahre alt und redete mit einem schweren Südstaatenakzent. Sein kurzes weizenblondes Haar war akkurat zu einer Seite gescheitelt. Irgendwie erinnerte er mich an eine absurde Mischung aus Jimmy Carter und Adolf Hitler.
„Wer zur Hölle glauben Sie zu sein?“ fuhr er mich an. Ich ignorierte ihn schaute zur Seite.
„Was ist mit dir, du Penner?“ fuhr er fort. „Bist du zu dumm zum sprechen?“
„Penner?“ erwiderte ich überrascht. So eine primitive Wortwahl hätte ich einem Mann in seiner Position gar nicht zugetraut. „Nur weil sie einen Anzug tragen haben sie noch lange nicht das Recht, mich zu beleidigen. Fick dich. Arschloch!“
Er grinste nur höhnisch und fragte seinen Lieutenant, ob er wüsste, wer ich sei.
„Yessir, der Insasse Johnson wurde vor drei Wochen aus dem Orange County Bezirksgefängnis überstellt.“
„Sie sind ein richtig schlaues Bürschchen, was?“ Der Direktor stand dicht vor mir und starrte mich grinsend an. „Dann werden wir mal sehen, wie hart sie wirklich sind, Johnson. Lieutenant, bringen sie Mister Johnson für 30 Tage in Einzelhaft.“
30 TAGE EINZELHAFT
Die Zelle, in die man mich brachte, war ein kaltes, dunkles Loch. Es war so stockdunkel, dass ich nur Licht sah, wenn man mir etwas zu essen brachte. Eines Morgens brachte mir eine besonders freundliche Wache das Frühstück und öffnete nicht nur die Luke in der Tür, sondern stellte auch das Licht an. Doch weil ich einige Tage in völliger Dunkelheit verbracht hatte, schmerzte das Licht meine Augen. Es tat so weh, dass ich sie noch nicht mal öffnen konnte, um zu frühstücken. Dieses Arschloch ließ das Licht so lange an, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten und schaltete es dann wieder aus. Ich konnte sein Lachen von draußen hören.
Dieses Ritual wiederholte er jeden Morgen. Irgendwann entschied ich mich dazu, die Augen nicht mehr zu öffnen, wenn das Essen kam. Ich übte den Bewegungsablauf so lange, bis ich wusste, dass ich aufstehen, mich um 90 Grad nach links drehen und drei Schritte auf die Tür zu machen musste. Danach bückte ich mich und konnte die Mahlzeit aufheben. Niemand sprach mit mir, und auch ich hatte nicht das Bedürfnis, mit den Schließern zu reden. Meine Gedanken kreisten immer wieder um meinen Dad, um Debbie und um mein ungeborenes Kind. Würde Debbie auf mich warten? Hatte sie vielleicht schon einen anderen? Und wenn, würde mich mein Kind jemals als seinen Vater akzeptieren? Ich würde seine ersten Worte, seine ersten Schritte verpassen, würde es erst umarmen können, wennes schon längst zur
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