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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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sollte man das Bein heben können oder auf den Boden gucken. Überall waren Einzelzellen, in denen Schwarze, Weiße und Mexikaner eingesperrt waren. Die Zelle war unglaublich klein. So klein, dass ich auf meinem Bett sitzen und die Füße problemlos gegen die gegenüberliegende Wand stemmen konnte.
    Eines Abends wurde ich durch ein Gespräch über einige Etagen hinweg wach. Ich war mir sofort sicher, dass ich eine der Stimmen wiedererkannt hatte. Sie klang wie Bobby Rice, mein Freund aus dem Jugendheim. Ich hört noch etwas länger zu und entschied mich dann, das Gespräch zuunterbrechen.
    „Hey Bobby, bist du das?“
    „Ja, man. Und wer bist du?“
    „Ich bin’s, Carl aus Newport Beach!“
    „Wie geht’s dir, Alter?“ Bobby war sehr erfreut, das ich da war. Immerhin war es über vier Jahre her, das wir uns das letzte mal gesehen hatten. Wir unterhielten uns bis spät in die Nacht, und unsere Gespräche sollten sich während meiner Zeit in San Quentin Abend für Abend und Nacht für Nacht wiederholen. Ich versuchte, ihn für kurze Zeit aus seiner Realität herauszuholen, auch wenn das unmöglich war: Bobby saß im Todestrakt ein, weil er bei einem Überfall einen Polizisten erschossen hatte.
    Das schwerste für mich war die Wiedereingliederung in die Gefängnisbevölkerung. Meine Zeit im Loch in Soledad hatte mich stark verändert und ich hatte es noch nicht mal bemerkt. Wenn ich viele Leute um mich hatte, fing ich am ganzen Körper an zu schwitzen und wenn ich angesprochen wurde, brachte ich nur Halbsätze heraus. Am wohlsten fühlte ich mich, wenn ich eingeschlossen in meiner Zelle war. Aber, verstehen Sie, das war keine Lösung auf Dauer. Gefangene, die sich zurückzogen, würden von den anderen Insassen zunächst als schwach wahr genommen und später dann richtig schön fertig gemacht; erpresst, ausgeraubt und zuletzt dann vergewaltigt und verkauft. Schwäche ist nicht akzeptabel.
    Die Tage in San Quentin verliefen immer gleich. Während Sie zu Hause um sechs Uhr morgens einen Wecker brauchen um wach zu werden, wachte ich hier täglich vom Krach auf, den 500 Männer erzeugen, wenn sie gleichzeitig pissen, husten und sich anziehen. Alle Metalltüren gehen mit einem lauten Knall gleichzeitig auf,so dass sogar ein Mann im Tiefschlaf davon aufwachen würde. Dann erschienen die Bullen und zählten jede Zelle durch. Das Ganze dauerte etwa zwanzig Minuten, währenddessen wir vor unseren Zellen warten mussten und nicht sprechen durften. Wer nicht schnell genug aus der Zelle raus kommt, wird ins Loch geworfen. Wer krank ist, muss trotzdem erscheinen. Und wer nicht schnell genug durch die Tür geht, der kann sich ernsthafte Verletzungen zuziehen. Die Teile schließen automatisch und haben keinen Sicherheitsmechanismus. Man scheint nicht viel Wert auf unsere Gesundheit zu legen.
    Danach hatte man die Möglichkeit, frühstücken oder duschen zu gehen. Großraumduschen befanden sich am Ende der Etage. Die Wachen und Schließer kümmerten sich nicht darum, deswegen passierten hier die meisten Morde und Vergewaltigungen. Das machte es nicht grade reizvoll, sich täglich zu waschen. Also wusch ich mich in meiner Zelle, mit einem nassen Handtuch.
    Wenn man einen Blick über das Geländer der Etage warf, konnte man die Bullen in ihre Walkie-Talkies sprechen sehen. Um mich herum waren hunderte Menschen damit beschäftigt umherzulaufen, zu rauchen oder sich zu unterhalten.
    Auf dem Weg zur Kantine wurde man von Kameras und Bullen gleichzeitig beobachtet. Die Schließer standen mit ihrem Rücken an der Wand und ließen uns nicht aus den Augen. Die Cafeteria sah aus wie ein gigantischer McDonald’s, allerdings ohne die Happy Meals. Also stellte ich mich in die Schlange und riskierte es, das Frühstück zu probieren.
    Um neun Uhr war die Zeit zu frühstücken abgelaufen und man musste die Kantine wieder verlassen. Danach war Zeit, zu tun, was man wollte. Einige hatten Jobs und gingen ihrer Arbeit in den Betrieben der Anstalt nach, anderemachten Sport und wieder andere gingen auf den Hof.
    Mittags konnte man wieder in die Kantine gehen um zu essen, aber ich vermied das in der Regel. Als ich das erste mal den Salat sah, der braun und verschimmelt war, lehnte ich dankend ab. Wenn man aber trotzdem zum Mittagessen ging, dann gesellte man sich zu seinen Leuten. Weiße zu Weißen, Schwarze zu Schwarzen und Braune zu Braunen. Die Bullen essen in einem separaten Raum. Wenn man das Glück hat, in einem Knast zu sitzen, in dem die Bullen

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