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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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jedem Knast der Welt so.
    Aber auch ich sollte von Gewalt nicht verschont bleiben. Die Welt der kalifornischen Knäste ist klein und alles, wirklich alles kommt eines Tages auf dich zurück.
    Eines Abends saß ich im Aufenthaltsraum und unterhielt mich mit einem anderen weißen Insassen namens Hoss. Mit uns waren noch etwa 25 andere Gefangene in dem Zimmer, von denen etwa die Hälfte schwarz war. Der Rest bestand aus Weißen und Mexikanern. Mittelpunkt des Raums war ein alter Schwarzweiß-Fernseher, vor dem man Plastikstühle in 5er-Reihen aufgestellt hatte. Hoss und ich hielten uns nicht dort auf, denn die Stühle waren von den Schwarzen belegt. Die meisten von denen waren Mitglieder der Compton Pirus aus L.A. In regelmäßigen Abständen sprang einer von ihnen auf und rief „Alle ‘Rus im Haus schreien ‘Ho’!“, woraufhin alle anderen aufsprangen und „Hooooo!“ riefen. Das ging den ganzen Abend so und es nervte mich und Hoss gewaltig, aber wir hielten unsere Schnauze.
    Wir saßen also da und die Pirus blickfickten uns, wann immer sie konnten. Irgendwann im Laufe unseres Gespräches nannte Hoss mich bei meinem Spitznamen Cowboy und das zog das Interesse von Chips auf sich, dem Chef der Pirus.
    Chips war der hässlichste Nigger, den ich jemals gesehen habe, mit einem riesigen Kanisterkopf, auf dem völlig wahllos kleine Zöpfchen geflochten waren. Seine Haut war tiefschwarz und wurde nur im Gesicht von Aknenarben zerfurcht. Seine Augen waren tot, völlig emotionslos und lagen in tiefen Höhlen umgeben von noch schwärzeren Ringen. Seine Lippen und die Nase waren so breit, als hätte man sie mit einem Hammer in sein Gesicht gepflanzt. Chips brachte es auf auf etwa 80 Kilo mit wenig Fett und breiter Brustmuskulatur.
    Da stand dieser hässliche Nigger also vor mir und fragtemich „Kommst du aus Soledad?“ und ich wusste, dass die Kacke am dampfen war. Ich blickte Hoss an und stand dann auf, um ihm nicht die Möglichkeit eines Angriffs von oben zu geben.
    „Wer will das wissen?“ antwortete ich ihm. Auf den Stühlen vor dem Fernseher machte sich Unruhe breit.
    „Junge, du bist der Wichser, der meinen Bruder Jones mit einem Eisenrohr verprügelt hat.“
    Ich war kein Trottel und machte vorsichtshalber einen Schritt zurück. „Und jetzt?“ blaffte ich zurück.
    Chips ballte die Faust und machte einen schnellen Schritt in meine Richtung.
    Das Gefängnispersonal muss durch den veränderten Geräuschpegel im Aufenthaltsraum misstrauisch geworden sein. Ein Chicano-Wärter kam hinein und stellt sich zwischen uns.
    „Mitkommen!“ fuhr er mich an.
    In seinem Büro fragte er mich, was das Problem wäre und ich antwortete, es gäbe kein Problem. Die Vorkommnisse in Soledad lagen nicht auf der Hand und nach einem kurzen Disput konnte ich zurück in meine Zelle. Beim Hinausgehen raunte mir Chips zu „Du bist tot, weißer Junge“.
    Im Knast gibt es ein Sprichwort: „Jungs kämpfen, Männer töten“. Es war also an der Zeit, erwachsen zu werden.

ZEIT ERWACHSEN
ZU WERDEN
    Das wurde die längste Nacht meines Lebens. Ich wusste, dass solche Drohungen nicht ohne Konsequenzen blieben. Aber Chips hatte sich den Falschen ausgesucht. In meiner Zelle suchte ich wie ein Verrückter nach einem Stück Metall und riss schließlich ein Stück aus meiner Zellentür raus. Ich kann Ihnen versichern, dass ich die ganze Nacht lang damit beschäftigt war, das etwa 20 Zentimeter lange Stück an beiden Seiten scharf zu feilen. Morgens um vier Uhr hatte ich eine tödliche Waffe, die ich mit etwas Stoff von meinem Bettlaken umwickelte. Das Problem an der Sache war nur, dass ich die Waffe irgendwie auf den Hof schmuggeln musste. Dort, vor dem Tor zum Hof wurde man immer von Wachen durchsucht, die mein Messer finden würden. Mir blieb also nichts anderes über, als mir 20 Zentimeter tödlichen Stahl eigenhändig in den Arsch zu schieben. Sie mögen das jetzt vielleicht lustig finden, aber dieses Stück Metall war meine Lebensversicherung und ich konnte sie nicht mitnehmen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es zu beschämend fand, mir etwas in den Arsch zu stecken. Irgendwann hat es dann doch funktioniert. Als sich die Zellentür um sechs Uhr morgens öffnete, hatte ich noch kein Auge zugemacht.
    Mein Job war es, den Gefangenen auf der fünften Etage das Frühstück zu bringen, weswegen ich früher zu meinem Job antreten musste, als die anderen Häftlinge. Das gab mir die Chance, John zu sehen und ihm meinenPlan mitzuteilen. John

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