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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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Tracy wie ein einziges blutiges Aufnahmeritual. Irgendjemand musste sterben und irgendjemand würde das schon erledigen. Die großen Jungs, die Paten hier im Knast hatten ein Auge auf mich und sahen, dass ich verlässlich war. Jedes mal hatte ich Angst davor, aber noch größere Angst hatte ich vor den Konsequenzen, wenn ich mich verweigert hätte.
    Die älteren Mitglieder der einflussreichen Gangs saßen alle in Isohaft und hatten keine Möglichkeit, auf den Hof zu kommen. Also gaben sie ihre Autorität an uns weiter, und wir machten auf dem Gefängnishof die Geschäfte. Handelten mit Drogen, überbrachten Nachrichten, führten Kriege und Aufträge aus. Ich fing langsam an, mich in dieser Umgebung wohl zu fühlen. In meiner Zeit hier machteich etwa 10 Typen platt, als wäre ich auf einem Kreuzzug gewesen. Ich meine, nur die wenigsten Gefangenen suchen direkt die Mitgliedschaft in der Aryan Brotherhood, aber alles was man tut, nutzt deiner Reputation. Und die Bruderschaft hatte einen gottgleichen Status im gesamten kalifornischen Gefängnissystem. Ihr langer Arm waren die Nazi Low Rider, die damals noch keine offizielle Gang waren und somit unter dem Schutz der Aryan Brotherhood schalten und walten konnten wie sie wollten. Der Großteil der Morde von Weißen wurde also von ihnen begangen und ich sollte einer von ihnen werden.
    Keines meiner Opfer starb. Aber ich habe eine Menge daraus gelernt. Jemanden mit einem Messer zu töten, ist harte Arbeit. Glauben Sie nicht den Filmen, in denen das Opfer einen Stich zwischen die Rippen kriegt und dann stirbt, während der Mörder ganz gelassen seines Weges geht. Nein, es ist viel brutaler. Du spürst die Klinge in den Körper eindringen und du hörst, wie deine Opfer komische Geräusche machen. Sie grunzen und stöhnen. Das Leben fließt aus ihren Körpern davon. Du kannst es sehen, es fühlen. Sie werden kämpfen, schreien, beißen und spucken. Sie greifen dich an. Niemand stirbt freiwillig. Leute umzubringen ist gar nicht so einfach.
    Die Strafen dafür sind es schon. Auf dem Gefängnishof gab es keine Kameras und die Gefängnisleitung hatte damals eine wunderbare Abkürzung für solche Vorfälle: KMI. Keine Menschen involviert. Sie hatten kein Interesse daran, einen Mörder strafrechtlich zu verfolgen, der einen anderen Mörder umgebracht hatte. Cool, was? Ist das euer Rechtssystem?
    Wie dem auch sei, Messerstechereien waren an der Tagesordnung. Die Bullen machten sich nicht mal die Mühe, den Tatort zu untersuchen. Sie transportierteneinfach das Opfer ab, entsorgten die Tatwaffe und gingen dann zur Tagesordnung über. Ein Mord brachte dir damals etwa 40 Tage im Loch ein oder 40 Tage Haftverlängerung. Das bedeutet für einen Lebenslänglichen gar nichts. Und mir war es auch egal, mein Status unter den weißen Häftlingen wuchs von Tag zu Tag. Ich war auf einem Machttrip, der wichtiger war, als meine Entlassung.
    Wir sahen uns selbst als die Elite der Weißen in Tracy. „White Power“ wäre ohne unsere Existenz völlig bedeutungslos. Wir waren die weiße Macht, die Mörderbande, die sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitete.
    Damals war ich immer noch kein Rassist und ich wollte auch kein Nazi Low Rider sein. Irgendwie stand ich grade noch zwischen den Stühlen; ich war bei den Weißen aufgenommen worden und hatte einen enormen Status. Aber ich wollte kein Mitglied ihrer Gang werden. Das widersprach meiner individuellen Denkweise.
    Eines Abends, als wir alle zusammen im Loch saßen und uns betranken, fing Danny an, Druck auf mich auszuüben.
    „Hey Cowboy, was willst du mit deiner restlichen Zeit im Knast anfangen?“ rief er zu meiner Zelle rüber. Er machte weiter mit den üblichen Sprüchen, dass ich entweder für sie oder gegen sie wäre. Die restlichen Jungs fielen in Dannys Rufe ein. Kreeper, mit dem ich in einer Zelle saß, sagte „Überleg’s dir, du bist doch sowieso schon dabei.“
    Ich ging auf meine Knie und kotzte in die Toilette. Ich war viel zu voll, um mir über so etwas Gedanken zu machen.

FOLSOM PRISON BLUES
    Am 2. Oktober 1984 wurde ich nach Folsom verlegt. Damals war Folsom die Endstation für Häftlinge. Ich glaube der alte Johnny Cash hat mit seinem Lied den Nagel auf den Kopf getroffen. Folsom war ein dunkler Ort, berüchtigt für Härte und Gnadenlosigkeit. Hier war kein Platz für Ängstliche und Schwache.
    Der Knast übertraf alles, was ich jemals gesehen hatte. Selbst San Quentin. Von Außen sah das Gebäude aus wie ein großes Verlies, in

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