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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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dem man Menschen folterte. Innen aber war es ein riesiger Komplex, der mich sprachlos machte. Über allem thronten Wachtürme, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammten.
    Das hier war wie eine Welt für sich. In alle Richtungen erstreckten sich Gänge mit Zellen und in jede erdenkliche Höhe stapelten sich die Etagen. Überall waren Menschen, die kamen und gingen. Tausend Geräusche waren in der Luft; Lachen, Schreie, Musik und vor allem der Geruch faden Essens. Das hier war mein neues Zuhause.
    Meine Zelle unterschied sich nicht wirklich von der in San Quentin. Mit dem Unterschied, dass ich hier alles ganz anders bewertete als in Quentin. Die Bettfedern der Matratze waren wunderbar geeignet, bösartige Stichwaffen zu produzieren, die Toilette und die Lüftungsschächte dienten der Kommunikation mit Häftlingen auf anderen Etagen. In den Zellen links und rechts von mir waren ein Schwarzer und ein Chicano eingesperrt. Die zwei standenan ihren Gittern und unterhielten sich augenscheinlich über nichts wichtiges. Aber nach kurzer Zeit hatte ich herausgehört, dass der eine ein militanter Schwarzer war und der andere ein Nordmexikaner. Ich schaute mich sofort nach einem Stück Metall um, aus dem ich einen Speer bauen könnte. Wenn schon, dann wollte ich meinen Einstand in Folsom groß feiern. Einer der zwei Wichser musste ins Gras beißen.
    Unter dem Bett fand ich ein Stück Metall, dass lang genug war, um es benutzen zu können. Ich klemmte meine Hand dahinter, stemmte mich mit einem Fuß gegen das Bett und zog so lange, bis ich das Stück herausgerissen hatte. 30 Zentimeter Stahl lagen nun in meinen Händen. Jetzt würde ich das Teil nur noch schleifen müssen und mir ein paar Zeitungen besorgen um entweder den Nigger oder den Mexikaner töten zu können.
    „Hey, Sechsundzwanzig!“
    Meine zwei Zellennachbarn wurden still.
    „Hey, Sechsundzwanzig!“
    Sechsundzwanzig war meine Zellennummer. Irgendjemand rief nach mir.
    „Ja!“
    „Nimm die Schnur vor deiner Zelle.“
    Ich wendete mich der Etage zu und konnte eine dünne Leine mit einem Zettel dran sehen.
    „Zieh dran!“ rief der Absender.
    Ich nahm den Zettel an mich und begann zu lesen.
    Hey Bruder,
    ich höre, du kommst aus Tracy? Ich bin Speedy, Nazi Low Riders. Neben dir ist ein Norteno eingesperrt und der andere gehört zur BGF. Also halt die Augen offen.
    „Hey Speedy!“
    „Ja?“
    „Ich brauche einen Stift, um zurückzuschreiben!“
    „Alles klar!“
    Ich erhielt den Stift und schrieb ihm, dass ich Cowboy war und dass ich alle Riders aus Tracy kennen würde. Außerdem schrieb ich ihm, dass ich einen der zwei Typen neben mir aufspießen würde, sobald ich die Gelegenheit dazu hätte.
    Doch dazu sollte es nicht kommen. Drei Tage später wurde ich in eine andere Zelle verlegt.
    Alles schien gut zu laufen für mich. Die anderen Low Rider hatten schon von mir gehört und ich wurde sofort in ihre Clique aufgenommen. Hier sollte ich alle bedeutenden Jungs der Low Riders und der Bruderschaft kennenlernen. Da waren James Pruitt und Joseph Lowery, zwei der Gründungsmitglieder der Nazi Low Riders. James wurde 1998 bei einem Gefängnisaufstand erschossen, als es zu Ausschreitungen zwischen Schwarzen und Weißen gekommen war. Ruhe in Frieden, Bruder.
    Joseph war einer der härtesten Männer der Riders, die ich kennen gelernt habe. Er hatte einen Job in der Näherei und verschob seine Nähmaschine jeden Morgen so, dass er mit dem Rücken zur Wand saß. So konnte sich ihm niemand aus einer Richtung näheren, die Joe nicht einsehen konnte. Dann zog er sein Programm durch, bis er Feierabend hatte. Der Grund dafür war, dass er als Killer für die Bruderschaft arbeitete und bereits 17 Menschen getötet hatte. Ein Mann mit einer solchen Reputation hat sich viele Feinde gemacht und muss die ein oder andere Vorsichtsmaßnahme ergreifen. Er war ein Krieger, ein Raubtier und vor allem ein Überlebender des Systems.
    Aber Joe war eine Ausnahme. Die meisten Typen imKnast, die hart aussehen, sind nicht wirklich hart. Der Raubtier- und Überlebensinstinkt sitzt in deinem Geist, nicht in deinem Bizeps. Die härtesten Typen sind in der Regel die, denen Sie es nicht ansehen. Nazi-Steve war so einer. Er hat fast sein ganzes Leben hinter Gittern verbracht und sitzt heute noch in Pelican Bay ein. Der Typ hatte einen wirklich bösartigen Überlebensinstinkt, aber das sah man ihm nicht an. Der Gefängnisfraß hatte seinen Körper ruiniert. Doch sollte man nicht den Fehler

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