Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
unterbinden. Cadillac starb durch 67 Stichwunden. Tommy und Clayton packten die blutige Leiche ihres Opfers und zogen sie die Etage rauf und runter, damit jeder sehen konnte, was sie getan hatten.
Das war der Anfang von einem landesweiten Krieg gegen die DC Blacks.
KRIEG
Mein neuer Zellenpartner war Steven Matthews, genannt „The Cutthroat“. Er saß für Mord und mehrfach versuchten Mord seit 1978 ein. Bereits in seiner Kindheit und Jugend hatte man ihn, genau wie mich, in Pflegefamilien und Erziehungsheimen versucht, zu reformieren. Vergebens.
Cutthroat war ein düsterer Geselle mit einem Hang zur rücksichtelosen Gewalt. Als wir uns unterhielten, stellte sich heraus, dass er Aryan Brotherhood war. Er war sogar der offizielle Repräsentant der Bande auf unserer Etage. Eines Tages kam er zu mir und sagte „Die Bruderschaft hat beschlossen, dass wir hier in den Krieg mit einsteigen sollen. Auf unserer Etage gibt es ein paar Nigger, die wir fertig machen müssen. Gut, dass du da bist, sonst müsste ich den ganzen Scheiß alleine machen.“
Ich weiß, dass er nichts gegen Schwarze hatte, aber eine Weigerung wäre tödlich gewesen.
„Alles klar, ich bin dabei“ stimmte ich ihm zu.
„Lass uns ein paar Nigger umlegen.“
Am nächsten Tag wurde Cutthroat auf Bewährung entlassen. Vorher gab er mir aber noch ein Messer und zeigte mir die Jungs, die zu den DC Blacks gehörten. Das war gar nicht so einfach, denn die ganze Etage war voll von Schwarzen. Glauben Sie mir, ich bin kein Rassist, auch wenn ich mich vielleicht so anhören mag. Aber mit den Schwarzen ist es so, dass ich sie auf einen Haufen nicht auseinander halten kann. Zu allem Überfluss musste ich auch noch an allen von ihnen vorbei und an das andereEnde der Etage. Danach müsste ich wieder zurück durch den ganzen Haufen. Oh man, das war eine echt üble Mission.
Ich schickte James eine Nachricht und bat ihn, mir zu helfen. Und dann, ganz plötzlich, gab es eine Durchsage, dass die komplette Etage Freigang zu den Duschen hatte. Ich sah James an und fragte „Bist du bereit?“
„Yeah.“
„Auf geht’s.“
Ich zog meine Badelatschen an, umwickelte meine Hüften mit einem großen Handtuch und versteckte meine Waffe darunter. Das Messer war echt übel. Jemand hatte es in der Gefängnisschlosserei aus einem Stück Aluminium angefertigt. Fünf Zentimeter breit, einen halben Zentimeter stark und an beiden Seiten scharf geschliffen. Das Teil war so groß, dass ich Mühe hatte, es unter meinem Handtuch zu verbergen.
Als die Türen aufgingen, hatte ich das Glück auf meiner Seite. Mein Hauptziel lief grade an mir vorbei, unglücklicher Weise allerdings mit zwei Bullen im Schlepptau. Außerdem stand auf der anderen Seite der Etage noch ein Cop mit einer Mini-14 im Anschlag. Glauben Sie mir, ich war so scheißnervös, dass meine Hände zitterten und das Adrenalin in meinem gesamten Körper pulsierte. Verstehen Sie, jeder, der behauptet, er wäre nicht nervös davor, ist ein verdammter Lügner. Man riskiert das eigene Leben um ein anderes zu nehmen. Das ist ganz harter Scheiß, und die Belohnung ist allein der Respekt der Mithäftlinge. Aber ich hatte den Papst in der Tasche – und den Teufel im Leib.
Und dann trat ich aus meiner Zelle heraus. Ich nahm meine Waffe fest in die Hand und versenkte sie tief im schwarzen Fleisch meines Opfers. Es spritzte eine unglaubliche Menge Blut durch die Luft, als mein Feind fliehend die Etage hinunter rannte. Ich nutzte die Situationund hieb auf mein anderes Opfer ein, erwischte aber nur seinen Arm.
Kawuum! Ich spürte Kugeln durch die Luft an meinem Kopf vorbeifliegen, warf das Messer weg und schmiss mich zu Boden. Ich rollte rüber zu einer Gruppe Mexikaner, zwischen denen ich mich verstecken wollte. Aber es nutzte nichts. Steven und ich wurden von den Wachen ergriffen und verhaftet. Währenddessen konnte ich meiner erstes Opfer leblos auf dem Boden liegen sehen. Die Ärzte würden ihn später retten können, aber das war egal. Ich hatte es vollendet. Ich spürte die schiere Energie, verursacht durch den Angriff auf mein Opfer und die Gewissheit, damit durchgekommen zu sein. Es war immer ein grandioser Rausch.
Ich wurde danach erstmal wieder ins Loch gesperrt, aber hier war es nicht so wild wie in Soledad. Im Gegenteil, hier waren die ganzen einflussreichen Leute der Aryan Brotherhood und der Nazi Low Riders. Von fast allen Seiten bekam ich Anerkennung für meinen Mut. Und ich bekam, was immer ich brauchte –
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