Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Dope, Shit, Tabak, Süßigkeiten, ganz egal. Das war wirklich cool.
GAR NICHT COOL
Während ich in Folsom meinem Aufstieg in die Bruderschaft entgegenstrebte, hatte Tommy in Marion nicht so ein Glück. Die Bullen drehten nach dem Mord an Cadillac richtig auf und fuhren die harte Schiene mit den Jungs. Tommy war der unumstrittene Herrscher über die Weißen in Marion, und den Cops passte das gar nicht. Sie fingen an, Druck auf ihn auszuüben: Sie versuchten ihn auf jede erdenkliche Art zu brechen. Ein Bulle hat sich dabei besonders hervorgehoben. Es handelte ich um den Ex-Militär Merle Clutts, über den selbst seine Vorgesetzten sagten, er wäre ein unausstehlicher Redneck gewesen. Er durchsuchte seine Zelle fast täglich und ließ sie jedes mal in einem totalen Chaos zurück. Er hielt seine Briefe oft wochenlang zurück und gab sie ihm manchmal dann gleich stapelweise. Nachts weckte er ihn mit seiner Taschenlampe, angeblich um zu überprüfen, ob er tatsächlich in seiner Zelle läge. Das schlimmste aber, was er ihm antat, war seine Bilder zu zerstören. Tommy war ein herausragender Zeichner und verbrachte viel Zeit mit seinen Bildern. Clutts nahm sie ihm immer wieder weg und gab sie ihm dann zurück mit den Worten „Ich habe auch wenig Arbeit in dein Werk einfließen lassen“.
Tommy fing an, diesen Bullen zu hassen. Clutts hatte ihn so weit gebracht, das Ganze auf einer persönlichen Ebene auszutragen. Er drehte richtig durch. Sobald er Clutts hören konnte, rannte er in seiner Zelle auf und ab. Dieser Hass zerstörte Tommy völlig. Er konnte sich nichtmehr auf seine Bilder konzentrieren und hatte kaum noch Kontakt zu seinen Brüdern. Er wollte nur noch Rache.
Nach dem Mord an Cadillac Smith hatten die Behörden die Sicherheitsmaßnahmen in Marion erhöht. Jeder Häftling, der seine Zelle verließ, wurde in Handschellen gelegt und von drei Wärtern zu den Duschen oder in den Fitness-Raum gebracht. Tommy nutzte diesen Moment. Als man ihn aus der Dusche abholte und zurück in seine Zelle bringen wollte, rief sein Bruder John Campbell nach Clutts. Er müsse dringend mit ihm reden. Clutts ging zur Zelle des Häftlings und war jetzt sehr weit entfernt vom Ausgang der Etage. Währenddessen hatte Tommy an Randy Gomez’ Zelle angehalten, um mit ihm zu reden. Im Bruchteil einer Sekunde zog Randy einen nachgemachten Schlüssel, öffnete Tommys Handschellen und reichte ihm ein Messer.
Tommy rannte los, die zwei Cops riefen Warnungen in Clutts Richtung. Aber es war zu spät. Der Bulle war in die Ecke gedrängt und konnte nur noch die Arme zum Schutz heben, als sich Tommys Messer tief in seinen Bauch schob. Tommy stach ununterbrochen zu. Trotzdem gelang es Clutts, Tommy zur Seite zu stoßen und schleppte sich den Gang runter, wo ihm ein weiterer Bulle auf die Beine half. Aber Tommy war rasend. Er stürzte sich auf die zwei Wärter und stach wieder wie besessen auf Clutts ein. Bis man Tommy von den beiden losgerissen hatte, musste Clutts 40 Messerstiche einstecken. Er starb kurz darauf.
Aber jetzt kommt der Hammer. Acht Stunden später machte Tommys Freund Clayton die ganze Sache noch mal. Auch er tötete einen Bullen und sagte später „Ich wollte nicht, dass Silverstein mehr Leute gekillt hat als ich“. Der Typ muss echt verrückt gewesen sein.
Nun ja, wenn man einen Bullen tötet, ist man vogelfrei. Das musste Tommy am eigenen Leib erfahren. Sein Lebenist vorbei. Sie haben ihn nicht hingerichtet. Viel schlimmer, sie haben ihn für den Rest seines Lebens in komplette Isolation verlegt. Er haust in einem Glaskäfig und hat keinerlei soziale Kontakte. Niemand redet mit ihm. Für den Rest seines Lebens werden die Bullen wissen, was er getan hat. Diese Typen werden das nie in Vergessenheit geraten lassen. Und diese Typen sind alle so wie Clutts, verstehen Sie?
Die ganze Angelegenheit war eine persönliche Sache zwischen Tommy und Clutts, und meiner Meinung nach hat er nichts Falsches getan. Es ist wichtig, Tommy nicht zu vergessen, denn er wird für den Rest seines Lebens durch die Hölle gehen. Aber er ist ein Mann, der nach seinen Prinzipien gehandelt hat, und er war bereit, jeden Preis dafür zu zahlen. Das ist etwas, was wohl die wenigsten dieser krummen Bullen von sich behaupten können.
Wie dem auch sei, der Druck auf die Bruderschaft durch die Behörden wurde größer. Gleichzeitig aber wurde auch der Krieg gegen die DC Blacks immer härter. Ich sah meine Chance gekommen, der Bruderschaft endlich beitreten zu
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