Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
besuchte ich meinen Dad, um ihm mein neues Bike zu zeigen. Hinter mir bemerkte ich einen unauffälligen schwarzen Wagen, der mir schon eine Weile gefolgt war. Als ich beim Haus meines Dads angekommen war, versperrte mir ein anderer Wagen den Weg. Verdammt, ich saß in der Falle. „Keine Bewegung!“ waren die ersten und letzten Worte der Bullen. Danach habe ich nicht mehr zugehört.
Es handelte sich dabei um die Cops von Operation Hammer Sweep, die nach Gang-Mitgliedern, auf Bewährung entlassene Gangstern und Flüchtigen suchten. Ich passte ganz gut in ihr Beuteschema. Sie durchsuchten mich und die Gepäcktasche meiner Harley und fanden Munition für mein Schrotgewehr, ein Jagdmesser und ein Beutel Mannitol zum Strecken von Dope. Außerdem eine Waage und Wassertabletten, um den Körper von Drogen zu reinigen. Ich hatte mir die Pillen besorgt, um beim Drogentest keine Auffälligkeiten zu erzeugen. Leider weiss ich nicht, ob es funktioniert hätte.
Am 26. Juni 1989 sperrte man mich zurück in den Knast. Wieder wegen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen. Diesmal hatte ich nur 52 Tage auf der Straße ausgehalten.
HAPPY BIRTHDAY, COWBOY
Ich kam also zurück in die Sycamore Hall nach Chino. Als wir aus dem Bus ausstieg, trieb man uns wie Viehzeug in die Aufnahmestelle. Schwanz gegen Arsch, Schwanz gegen Arsch, Schwanz gegen Arsch, bis alle den Bus verlassen hatten. Man sperrte uns alle in einen kalten, dunklen Raum, in dem Wasser auf dem Boden stand. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Chino eines der miserabelsten Gefängnisse im ganzen Bundesstaat war?
„Aufgepasst“ bollerte der Officer in den Raum. „Als erstes nehmt ihr eure Armbänder ab und schmeißt sie in die Box da vorne. Danach werdet ihr euch ausziehen und hinsetzen. Wenn ihr eure Kleidung zurück nach Hause schicken wollt, behaltet sie bei euch. Wenn nicht, schmeißt sie in den Container. Danach werden wir die Prozedur fortsetzen.“
„Ihr werdet jetzt die Hände über den Kopf nehmen, so dass ich eure Achselhöhlen sehe kann. Öffnet den Mund und bewegt eure Zunge gegen den Gaumen. Hebt eure Eier mit der rechten Hand an. Dreht euch um, zieht die Arschbacken auseinander und hustet fünf mal. Hebt den linken Fuß an. Jetzt den rechten …“
Ich kannte diese ganze Scheiße zu genüge. Am Anfang hat es mich noch gestört, jetzt nicht mehr. Ich fühlte mich wie ein Stück Fleisch, dass auf einem Jahrmarkt verhökert wird. Diese Drecksbullen führen sich auf, als würden sie einen Ständer davon bekommen, wenn 40 nackte Männer auf ihr Kommando verrückte Bewegungenausführen. In all den Jahren als Strafgefangener habe ich noch nie gesehen, dass diese Prozedur irgendetwas zum Vorschein gebracht hätte. Verstehen Sie, ich kann in jeden Knast der Welt kommen und weiß direkt, was los ist. Ich komme in dieser verrückten Gefängniswelt klar und habe auch kein Problem, mit den sogenannten „schlimmsten der schlimmen“ Menschen umzugehen. Menschen, die man allgemein als Raubtiere bezeichnet. Aber jedes mal, wenn ich mit einem dieser anständigen Bürger aneinander gerate, benehmen sie sich nicht viel besser. Diese Wärter, Bullen und Schließer haben einfach keine Ehre und keinen Respekt. Ich meine, werfen Sie einfach einen Blick auf den Cop, der uns so behandelt hat, wie eben beschrieben. Wäre er einer der Gefangenen, würde er es nicht wagen, mich so zu behandeln. Ganz einfach, weil ich ihn beim Genick packen und einen Preis für diese Respektlosigkeit verlangen würde. Aber in eurer Welt geht das nicht. In eurer Welt scheinen die Karten immer ein schlechtes Blatt für mich bereit zu haben.
In Chino braute sich ein Gewitter zusammen. Mein alter Freund John „Youngster“ Stinson und Robert Lee „Blinky“ Griffin, saßen seit 1982 in Chino ein und wollten Joseph „Pinky“ Hernandez ermorden, ein Mitglied der Nuestra Familia. Blinky und Youngster suchten nach Freiwilligen unter uns Nazi Low Ridern, und ich sollte ihr Mann sein. Johnny hatte schon von mir und meinen Geschäften in Orange County gehört und versprach mir, dass man mich endlich in die Aryan Brotherhood aufnehmen würde sobald ich Pinky aus dem Weg geräumt hätte. Das Ganze war ein Job, den die AB für die Mexican Mafia erledigen sollte. Ehrlich gesagt wusste ich nicht warum, aber im Knast stellt man keine Fragen.
Jedenfalls war Joseph „Pinky“ Hernandez kein leichter Job. Er war von kräftiger Statur und ein kaltherziger,manipulativer Killer. Auf der Innenseite seines rechten
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