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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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entschieden uns dafür, ihn mit ein paar wenigen, aber dafür gezielten und tiefen Treffern zu Boden zu bringen und uns dann fallen zu lassen. Immerhin war dies der Hof des Hochsicherheitstraktes und die Wachen würden sofort das Feuer eröffnen, wenn sie den Angriff sehen würden. Aber wenn wir es richtig anstellen würden, dann würde Pinky auf dem Boden verbluten, noch bevor ihn die Sanitäter medizinisch versorgen könnten. Und auf dem Hof gab es keine Kameras, also würden wir damit zu hoher Wahrscheinlichkeit durchkommen. Ich meine, ich wollte zwar in die Aryan Brotherhood, mehr als alles andere, aber ich wollte trotzdem nicht lebenslänglich hinter Gitter.
    Am nächsten Tag spürte ich das Adrenalin in meinem ganzen Körper. Ich war auf 180 und wollte einfach nur noch loslegen. Ich hasste diese ewige Wartezeit bis zum Hofgang, ich wollte jetzt zuschlagen. Ich rauchte davor auch nicht, um meine Nerven nicht zu strapazieren. Die Zeit davor ist immer das Schlimmste. Wenn du zuschlägst, empfindestdu nichts mehr. Die Kunst ist, den eigenen Körper vor dem Angriff unter Kontrolle zu halten. Bei meinem ersten mal war ich so aufgeregt, dass mir um ein Haar die Beine versagt haben. Ich musste mich stark zusammenreissen, um nicht zu versagen.
    Wir hatten also eine Viertelstunde gewartet, aber Pinky war nirgends zu sehen.
    Eine halbe Stunde verging und Pinky war immer noch nicht da.
    Nachdem unsere Zeit auf dem Hof vergangen war und wir wieder in unseren Zellenblock gesperrt wurden, hatten wir Pinky nicht zu Gesicht bekommen. Was zur Hölle war hier los?
    Eine Person, die wir nicht auf unserem Zettel hatten, war Officer Fontana, der Gangbeauftragte von Chino. Fontana hatte seine Spitzel überall und war immer auf der Hut, die neusten Nachrichten vom Flurfunk zu erfahren. Am späteren Nachmittag traf ich ihn.
    „Hat sich Pinky heute einschließen lassen?“
    „Yeah, Carl. Pinky ist krank. Ihr werdet ihn nicht kriegen.“
    Ich bin mir nicht sicher, wie Fontana von unserem Plan erfahren hat, aber Rock Solid hat mir später erzählt, dass Fontana eine Nachricht von mir zu Irish abgefangen hatte. Irish konnte das bestätigen, eine meiner Nachrichten hatte ihn anscheinend nicht erreicht. Ich war wütend. Je länger ich für den Job brauchte, desto schlechter für meine Mitgliedschaft in der Bruderschaft. Ich musste mit Officer Ziska sprechen.
    Am nächsten Tag hatte Pinky sich wieder in seine Zelle einschließen lassen. Die Zeichen standen ganz schlecht für ihn, denn seine Familianos deuteten dies als Zeichen von Angst und Schwäche. Ich konnte nicht in Pinky Kopfschauen um zu sehen, was in ihm vorging. Es spielt aber auch keine Rolle mehr.
    Am Abend des gleichen Tages hatte man mich in meine Zelle eingeschlossen, nachdem der Hofgang vorbei war. In unserem Block gab es mehr als zehn Nazi Low Riders, die auf alle Etagen verteilt waren. Und sie alle hatten die anderen Weißen im Griff. Chino war damals unser Hauptquartier. Jeder weiße Bruder war willkommen, aber er hatte sich anzupassen. Wenn einer nicht nach unseren Regeln spielte, dann wurde er aus dem Weg geräumt. Die Sycamore Hall war unser Zellenblock, hier regierte White Power. Ob du das jetzt auf die weißen Insassen oder das weiße Pulver beziehst, ist völlig egal. Die NLR hatten das Sagen.
    „Hey Cowboy!“ rief Rock Solid aus seiner Zelle, zwei Etagen über mir.
    „Yeah?“ erwiderte ich.
    „Cowboy, es ist so weit!“
    Und dann sang ich, so laut ich konnte.
    „Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday, happy Birthday, happy Birthday to you!“
    Rock und Irish stimmten mit ein und bald sang der ganze Zellenblock. Jeder Weiße in unserem Block schmetterte ein Geburtstagständchen. Nie wieder habe ich einem Lied so beeindruckt zugehört, wie bei diesem Lied für meinen guten Freund. Unser Zellenblock war sehr hoch und lang und von überall konntest du das Echo der vielen Stimmen hören. Leider konnte ich nicht bei ihm sein, aber ich glaubte zu wissen, dass auch er schwer beeindruckt von der Sangeskraft seiner Mithäftlinge war.
    Nachdem die Strophe mehrfach wiederholt worden war, jubelten alle sich gegenseitig zu und der Donner des Applauses brachte selbst die Gitterstäbe zum beben. Als Snake und Irish zurück in ihre Zellen gingen, gratuliertenmanche Jungs dem Geburtstagskind sogar. Ich saß in meiner Zelle und lächelte still vor mich hin.
    Am nächsten Morgen fand man Pinkys Leiche in seiner Zelle. Jemand hatte ihn übel zugerichtet und

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