Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
gerade kümmere, so.« Sie rückte Richtung Stuhlkante. »Sie ist großartig; hübsch, erfolgreich, nett und sehr humorvoll. Eigentlich sollte sie überhaupt keine Probleme haben, den Richtigen zu finden. Aber ihr ist nicht klar, dass sie sich dabei selbst im Weg steht. Es gibt zwei große Hindernisse, und beide hat sie sich selbst geschaffen!«
»Und die wären?«
»Na ja, zum einen wäre da ihr Job. Sie ist ein echtes Arbeitstier«, erklärte Alice, und ihre Augen leuchteten vor Begeisterung über ihr Herzensthema. »Sie versteckt sich hinter ihren Überstunden und benutzt sie als Entschuldigung, nicht ausgehen und Männer kennenlernen zu können. Ehrlich gesagt vermute ich, sie hat große Angst davor, es zu versuchen und zu scheitern. Sie ist es gewohnt, mit harter Arbeit Erfolg zu haben, aber so funktioniert die Partnersuche nicht.«
»Und das zweite?«
»Sie hat vollkommen unrealistische Erwartungen an ihren Traummann. Das ist übrigens bei vielen Frauen so. Man könnte meinen, sie hätte sich mit dreizehn ausgemalt, wie ihr Zukünftiger einmal sein soll, und diese Idealvorstellung seitdem nie wieder überdacht. Sie will alles: blendendes Aussehen, Geld, ein schickes Auto, einen perfekter Körper, Familiensinn. Ein Hollywood-Traumtyp ohne den kleinsten Makel. Aber diesen Mann gibt es nicht, nicht mal in Hollywood!«
»Und du hast sie absichtlich mit dem falschen Mann zusammengebracht?«, wollte John ganz gefesselt wissen.
»Das musste ich!«, entgegnete Alice mit Nachdruck. Doch dann stockte sie kurz und verzog das Gesicht. Fasziniert beobachtete er, wie sie mit sich zu ringen schien.
»Aber deswegen bin ich bestimmt nicht wie sie!«, rief sie unvermittelt.
»Wie wer?«, fragte er verwirrt.
Worauf sie ihn ganz seltsam anschaute, als sei ihr gerade wieder eingefallen, dass er auch noch da war. »Wie … egal.« Dann war sie wieder ganz die Alte. »Damit wir uns nicht falsch verstehen – ich habe sie nur mit dem Falschen verkuppelt, um ihr zu helfen «, erklärte sie ernst. »Damit sie einsieht, dass das, was sie sucht, nicht das Richtige für sie ist, habe ich sie mit den wohlhabendsten, bestaussehenden Männern aus meiner Kartei zusammengebracht. Aber nur, weil sie reich und schön sind, heißt das noch lange nicht, dass sie interessant oder nett oder witzig sind! Versteh mich nicht falsch; für eine andere Frau mögen diese Männer perfekt sein. Aber nicht für sie.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte er. »Ich meine, wenn sie dir sagt, dass sie etwas ganz Bestimmtes sucht, wieso bist du dann überzeugt, dass sie etwas ganz anderes braucht?«
»Wären Geld und Aussehen ihr das Wichtigste, dann würde man das auf den ersten Blick erkennen.«
»Woran?«
»An allem! An ihrer Garderobe, ihrer Frisur, ihrer Haltung, ihrer Art zu reden …«
»Du merkst an der Garderobe eines Menschen, was für einen Partner er sucht?«
»Natürlich!«, entgegnete Alice und nickte vehement. »Geld zieht Geld an, und Frauen, die sich einen reichen Mann angeln wollen, wissen das. Also ziehen sie sich dementsprechend an. Sie tragen Designerklamotten, ihre Frisur sitzt perfekt, sie haben makellos manikürte Fingernägel …«
»Und wie kleidet sich deine Klientin?«, fragte John neugierig.
Alice dachte kurz nach.
»Perfekt. Kleidung ist ihr sehr wichtig. Aber ihre Garderobe ist wie ein Schutzschild – eine Art Rüstung. Ich glaube, hinter ihrer Fassade ist sie sehr unsicher. Ein schickes Kostüm und elegante High Heels eignen sich prima, um das eigene Selbstwertgefühl ein bisschen aufzupolieren.«
»Sie zieht sich also nicht an, als wollte sie sich einen reichen Mann angeln?«
»Nein; sie zieht sich so an, dass sie sich wohler fühlt in ihrer Haut. Man muss schon extrem selbstbewusst sein, um einen reichen Mann an Land zu ziehen. Und ziemlich dickfellig. Das wäre kein Leben für sie.«
»Und wen willst du dir mit deinen Sachen angeln?«, hörte John sich selbst fragen.
Alice lachte und zupfte an ihrem schlichten Kleid und der langen Strickjacke.
Beide wurden rot.
»Also.« Er versuchte, das Gespräch wieder auf ein unverfänglicheres Thema zu lenken. »Du hast die Dame in die Höhle des Löwen geschickt, wohl wissend, dass die Verabredung in einem Desaster enden würde. Und das tust du, um sie auf den richtigen Weg zum richtigen Mann zu bringen?«
»Ja!«
»Funktioniert es auch?«
»Und wie!«, antwortete Alice mit einem überzeugten Lächeln.
»Und hast du schon jemanden auf dem
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