Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
Schirm, der der Richtige für sie wäre?«
»Ja, ich glaube, ich habe die Lösung. Sie hat ihn zwar noch nicht kennengelernt, und er ist weder reich noch im herkömmlichen Sinne gut aussehend. Aber mit ihm wird sie sich bereichert fühlen.«
»Wobei das eine wirklich riskante Strategie ist; sie könnte auch gewaltig in die Hose gehen.«
»Ich weiß.« Alice lächelte. »Aber ist die Liebe es nicht wert, dafür ein paar Risiken einzugehen?«
John sah sie an. Sie verströmte so viel Wärme und Herzlichkeit, dass es ihm schwerfiel, sie in derselben Branche wie Audrey und Sheryl anzusiedeln. Alice war wie ein funkelnder Stern, rein, ehrlich und voller Lebensfreude. Sie trug kaum Make-up, sah dadurch aber nicht fade aus, sondern eher im Gegenteil; sie strahlte von innen heraus. Sie wirkte natürlich und quicklebendig. Und sie hatte die Angewohnheit, die Ärmel ihrer Strickjacke lang zu ziehen und sich förmlich in die Jacke hineinzukuscheln. Wie gerne wollte er sie in die Arme nehmen, damit sie sich stattdessen an ihn kuschelte.
»Also gut«, sagte sie gerade. »Jetzt, wo wir festgestellt haben, dass du nicht mit Audrey verheiratet bist – warst du überhaupt schon mal verheiratet?«
»Einmal«, entgegnete John wahrheitsgemäß. »Ich war sehr jung – zu jung. Es hat nicht gehalten.«
»Das tut mir leid.«
»Mir tat es auch leid. Aber das ist lange her.«
»Hast du Kinder?«
»Ja, eine Tochter.« John strahlte über das ganze Gesicht. »Emily. Sie ist dreiundzwanzig und unglaublich klug. In der Hinsicht ist sie genau wie ihre Mutter.«
»Hängt sie sehr an ihrer Mutter?«
»Nein. Ihre Mutter ist tot – ein Autounfall. Da war Emily erst acht.«
»Oh, das ist ja furchtbar. Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte nicht in deiner Vergangenheit kramen.«
»Ist nicht schlimm. Als meine Frau – sie hieß Eve – gestorben ist, habe ich Emily allein großgezogen.«
Normalerweise erzählte er niemandem von Eve, aber sonst verabredete er sich auch nicht aus freien Stücken mit Frauen. Und es tat plötzlich richtig gut, darüber zu reden.
»Es war eine schwere Zeit. Manchmal kam es mir fast vor, als ginge Emily erwachsener damit um als ich. Aber wir haben es zusammen durchgestanden. Darum hängen wir auch sehr aneinander.«
»Das ist schön«, entgegnete Alice.
»Ja, das ist es.«
Sie lächelten einander zu.
»Und du?«, gab John die Frage zurück. »Warst du schon mal verheiratet?«
»Ähm, nein!«, erwiderte sie lachend.
John schaute sie an. Wie konnte es sein, dass sich noch kein Kerl diese wunderbare Frau geschnappt hatte? Sie war einfach entzückend – das Bilderbuch-Mädchen von nebenan. Wünschte sich das nicht jeder Mann? Klar gab es dieses ganze Macho-Gehabe, von wegen Blondinen und große Brüste, aber war es nicht eigentlich so, dass sich die meisten doch eher für eine normale Frau interessierten als für die Sheryl Toogoods dieser Welt? Suchten sie im Grunde genommen nicht alle ihre Alice?
Es war Zeit zu gehen, und ganz Gentleman half John ihr in den Mantel. Er wollte nicht, dass sie ging, aber auf einmal brachte er kein Wort mehr heraus. Das war ihm bei seinen beruflichen Verabredungen noch nie passiert. Doch hier im Café, als er Alice dabei zusah, wie sie an ihrem Fahrradhelm herumfingerte, wurde er plötzlich ganz unsicher. Es war aufregend, ein ungewohntes, neues Gefühl.
»Ich war richtig unhöflich«, sagte Alice da unvermittelt. »Ich habe dich gar nicht gefragt, was du beruflich machst!«
»Ach, das ist eine lange Geschichte«, erklärte John ausweichend. »Ein andermal … hoffentlich.«
»Sehr gerne.« Alice lächelte nervös und schaute ihm in die Augen.
»Das wäre schön«, entgegnete John, erwiderte ihren Blick und sah sie lange an. »Das wäre wirklich sehr schön.«
Alice
I ch hätte gerne die Partnervermittlerin mit auf dem Bild! Die Partnervermittlerin!«, rief der Fotograf der Gazette .
»Jawohl. Da bin ich schon.« Audrey bahnte sich einen Weg durch die Hochzeitsgäste wie ein Torpedo, der die raue See durchpflügt.
»Ach!« Das Lächeln gefror der Braut im Gesicht, als Audrey sich rempelnd und schubsend Platz neben ihr und dem Bräutigam verschaffte. »Vielleicht rufen wir Alice auch noch dazu?«
»Ist sie auch Partnervermittlerin?« Der Fotograf wollte die Aufnahme offenbar schleunigst in den Kasten bekommen und so bald wie möglich wieder abfahren.
»Sie ist eine meiner Assistentinnen«, warf Audrey wichtigtuerisch ein.
»Aber ohne sie wäre es nie
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