Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
sie wiederzusehen, nein, nun hatte sie auch noch selbst einen Nagel in ihren Sarg geschlagen und sich zu regelmäßigen – und zweifellos langatmigen – Gesprächen mit Maurice Lazenby verurteilt, bis sie endlich die richtige Frau für ihn gefunden hätte. Was realistisch betrachtet nie eintreten würde.
»Audrey, Sie Ärmste!«, rief Bianca mitleidig quer durch das Büro. »Das war der schlimmste Maurice, den ich je gesehen habe!«
Audrey wandte den Blick von der Tür ab und nahm Alice ins Visier.
»Alice Brown, haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, mir sämtliche Klienten zu vergraulen?«, kläffte sie in einem Tonfall, der Glas hätte schneiden können. »Oder beschränken Sie sich darauf, nur die männlichen zu vertreiben?«
Bianca und Cassandra schnappten entsetzt nach Luft. Eine Partnervermittlerin würde eher ihre eigene Großmutter verkaufen, als männliche Klienten zu vergraulen.
Alice wurde starr vor Schreck. »Oh mein Gott, hat Maurice etwa gekündigt?«
»Hätte er das, dann wäre es allein Ihre Schuld«, bemerkte Audrey schnippisch. »Glücklicherweise habe ich ihn davon überzeugen können zu bleiben.«
Alice fuhr erleichtert zusammen, doch Audrey polterte ohne Pause weiter.
»Nicht nur, dass Sie Mr Lazenby verärgert haben, nein, heute Morgen hat mich ein weiterer Ihrer unzufriedenen Klienten über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt.«
Verdattert sah Alice sie an.
»Ich verstehe das nicht – wie um alles auf der Welt haben Sie es geschafft, einen aufstrebenden, ganz passabel aussehenden Mann wie Steve Walker nicht an die Frau zu bringen, wo wir doch Dutzende vollkommen verzweifelter Frauen in unserer Kartei haben, die so ziemlich jeden nehmen würden, den sie bekommen?«
»Steve ist weg?«
»Ja, Mr Walker ist weg! Und wissen Sie, warum er nicht bleiben wollte? Weil Sie ihm keine Verabredungen mehr vermittelt haben!«
Alice wand sich unbehaglich. »Das … das hatte seine Gründe.«
»Ihre Gründe sind mir schnurzpiepegal! Er ist unser Klient, und Sie sind Partnervermittlerin. Sie organisieren für ihn Verabredungen mit Frauen. Dazu muss man doch nicht Atomphysik studiert haben!« So einfach würde sich Audrey diesmal nicht abspeisen lassen, denn die Sache war zu ernst. Ihr Hals lief ganz rot an vor Wut. »Ich habe es Ihnen schon tausend Mal gesagt: Wir müssen jeden Mann in unserer Kartei behandeln wie ein rohes Ei. Jeder männliche Klient ist viel wichtiger für uns als welche Frau auch immer. Frauen gibt es wie Sand am Meer. Die können meinetwegen dutzendweise weglaufen.«
»Ehrlich gesagt halte ich es für keinen großen Verlust, dass Steve gekündigt hat.«
»Keinen großen Verlust?«, tönte Audrey mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Wieso um alles auf der Welt ist das ›kein großer Verlust‹?«
»Ich glaube, die Motive für seine Mitgliedschaft bei uns waren nicht unbedingt untadelig.«
»Seine Mitgliedschaft bedeutet für uns dreihundert Pfund Aufnahmegebühr und hundert Pfund im Monat. Darauf zu verzichten klingt für mich nach einem ziemlich herben Verlust.«
»Aber er hat jede Menge Frauen kennengelernt, fünfzehn an der Zahl! Und keine einzige wollte er wiedersehen. Kommt Ihnen das nicht auch ein bisschen merkwürdig vor?«
»Nicht unbedingt. Offensichtlich haben Sie fünfzehn Mal danebengelegen.«
»Ich habe nicht danebengelegen«, widersprach Alice erstaunlich bestimmt.
»Tja, als Volltreffer würde ich diese Dates jedenfalls nicht bezeichnen«, gab Audrey schnippisch zurück.
»Ich hatte einfach so ein ungutes Gefühl bei Steve«, versuchte Alice eher halbherzig zu erklären. »Irgendwas an ihm hat mein Misstrauen geweckt, also habe ich alle fünfzehn Frauen danach angerufen und sie zu ihren Verabredungen mit Steve befragt. Und wissen Sie was? Alle haben sie mir genau dasselbe erzählt … Es sei sehr nett gewesen, sein augenscheinliches Interesse habe ihnen sehr geschmeichelt, und er habe richtig begeistert gewirkt. So sehr, dass er darauf bestand, jede Einzelne von ihnen nach Hause zu bringen.«
Alice erwartete offenkundig, dass Audrey außer sich wäre angesichts dieser unehrenwerten Annäherungsversuche, aber sie würde einen Teufel tun, ihr diese Genugtuung zu geben. Stattdessen knurrte sie finster: »Sie sind Partnervermittlerin und nicht Miss Marple. Fünfzehn Frauen, und keine passt, hm? Na und? Dann suchen Sie ihm eben fünfzehn neue.«
Aber Alice redete unbeirrt weiter.
»Und wenn die Frauen dann Nein sagten, verflog sein Interesse
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