Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
nicht abholen kann«, schwindelte Lou, ohne rot zu werden. »Vielleicht könntest du mich nach meiner Schicht zum Taxistand bringen?«
»Ähm.« Simon zögerte wenig begeistert. Lou merkte, wie er sich zusammenreißen musste, um nicht auf die Uhr zu schauen. Doch seine wohlerzogene Art gewann schließlich die Oberhand. »Klar«, entgegnete er.
Die erste Runde ging an sie. Bald wäre der Kerl Wachs in ihren Händen.
Absichtlich ging sie mit ihm zum schlimmsten Taxistand der gesamten Innenstadt, der mit den längsten Schlangen und den wenigsten Taxen. Nach zwanzig Minuten vergeblichen Wartens drehte sie sich gähnend zu Simon um und sagte: »Das wird nie was. Kann ich bei dir auf der Couch schlafen?«
Simon hustete. Noch bevor er etwas erwidern konnte, hatte Lou sich auch schon bei ihm untergehakt und dirigierte ihn weg vom Taxistand.
»Na komm«, sagte sie und kuschelte sich an ihn. »Mir ist eiskalt. Gehen wir.«
»Willst du meine …?« Höflich bot Simon ihr seine Jacke an.
»Dann frieren wir beide. Nein, am besten nimmst du mich einfach in den Arm.«
Gehorsam legte Simon ihr etwas steif den Arm um die Schultern, und sie gingen gemeinsam zu seiner Wohnung.
Lou zählte fest darauf, dass Simon – unter all der steifen Höflichkeit – im Grunde genommen auch nur ein Mann wie jeder andere war. Bei ihm zu Hause angekommen (eine Loft-Wohnung am Fluss; Kate würde morden für einen Mann mit so einer Wohnung), führte Lou ihn schnurstracks ins Schlafzimmer. Sie würde ihn schon noch dazu bringen, dass er sie wollte. Sie würde dafür sorgen, dass er vor ihr auf die Knie fiel und um mehr bettelte. Dann würde sie ihn reiten wie einen Hengst beim Grand National und ihn ficken, wie er noch nie in seinem kleinen Mittelschichtleben gefickt worden war.
Nach einer Stunde absolut nicht jugendfreien Vorspiels, bei dem Lou alles bis auf Stilettos und Ledermini ausgezogen hatte, war sie schließlich zu dem Schluss gekommen, dass es nun reichte mit den Sperenzchen. Außerdem wirkte er bereits ein wenig müde, und sie wollte ja nicht, dass er mittendrin einschlief. Also war sie auf alle viere gegangen, hatte ihren Rock hochgeschoben und ihn regelrecht angebettelt, sie von hinten zu nehmen. Zögerlich war er in sie eingedrungen, als wolle er ihr nicht wehtun, und sie hatte ihn ermuntert, ihr einen Klaps – aber richtig feste – auf den Po zu geben. Lasch war seine Hand daraufhin seitlich an ihre Hüfte geklatscht – mit der sexuellen Aggression eines Wackelpuddings –, worauf sie ihm eindrucksvoll gezeigt hatte, was sie meinte, indem sie sich selbst mit einem ohrenbetäubenden Knall auf die Pobacken gehauen hatte.
Es wurde spät und immer später, aber Lou gönnte Simon keine Pause. Sie musste daran denken, dass Sekten ihre Opfer häufig einer Gehirnwäsche durch Schlafentzug unterzogen, und kam zu dem Schluss, das sei auch in seinem Fall eine gute Strategie. Sie zog jedes Register – stöhnen, sich winden und ihn anflehen, sie härter zu nehmen, fester anzufassen, so rücksichtslos zu sein, wie er wollte. Der Hals tat ihr weh von all den ekstatischen Verzückungsschreien. Irgendwann zählte sie nicht mehr mit, wie viele Orgasmen sie ihm vorgespielt hatte.
Und Simon hatte es gefallen. Oder etwa nicht? Okay, er war nicht ganz so begeistert bei der Sache gewesen wie der Taxifahrer und nicht halb so versaut wie Tony. Ihr Pornostar-Talk und ihre professionellen Positionswechsel schienen ihm ein wenig peinlich. Aber er hatte mitgemacht. Er hatte nicht Nein gesagt. Er war gekommen, verdammt noch mal!
Und trotzdem …
Hinten im Bus sitzend wand Lou sich unbehaglich, als sie daran dachte, wie verhalten er reagiert hatte. Begeisterung sah jedenfalls anders aus. Er hatte alles mit sich machen lassen, mehr aber auch nicht. Und als sie ihn endlich zum Ende kommen ließ, hatte er sich schnell die Decke bis zum Kinn hochgezogen, ihr verlegen eine gute Nacht gewünscht und fast auf der Bettkante geschlafen, so weit wie möglich weg von ihr.
Lou wandte den Blick vom Busfenster in ihren Schoß. Langsam dämmerte es ihr. Es hatte ihm keinen Spaß gemacht. Sie hatte ihn in die Ecke gedrängt, und er war zu höflich gewesen, um sie abzuweisen. Die Schamesröte stieg ihr brennend in die Wangen. Und dann fiel ihr Blick auf ihren Rock: Auf dem schwarzen Leder prangte ein kleiner, verkrusteter weißer Fleck; ein inkriminierender Beweis dafür, was sie letzte Nacht getrieben hatte. Brennend vor Scham kratzte sie den Spermaspritzer
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