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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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annehmen. Wie ich schon die ganze Zeit gesagt habe, sind Sie genau die Richtige für diese Aufgabe. Nicht, dass Ihre Mitarbeiterinnen nicht ebenfalls exzellent wären, aber mit Ihrer Fachkenntnis ist das natürlich überhaupt nicht zu vergleichen.«
    Den vielen Menschen um sich herum zum Trotz stiegen Audrey Tränen in die Augen. Obwohl Maurice der letzte Mensch war, den sie heute Morgen sehen wollte – wobei sie eigentlich überhaupt niemanden sehen wollte –, hatte er es mit seinem blinden Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Partnervermittlerin geschafft, ihren Schutzpanzer zu durchdringen. Er glaubte an sie. Er hielt sie für eine fähige Geschäftsfrau. Er, wenn schon niemand sonst, wusste nichts von den Niederlagen, die sie am gestrigen Tag erlitten, und der Schande, die sie auf sich geladen hatte. Unvermittelt liefen ihr Tränen über das Gesicht.
    »Ist alles in Ordnung? Bin ich Ihnen zu nahe getreten?«
    Hektisch kramte Audrey in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.
    »Nein, ganz und gar nicht, es geht mir gut. Ich habe nur …«
    »Bitte, nehmen Sie das.« Ein großes, tadellos gebügeltes weißes Taschentuch erschien plötzlich vor ihrer Nase.
    »Danke.« Audrey nahm es und tupfte sich zaghaft die Tränen ab. Und dann brachen plötzlich alle Dämme, und sie vergrub das Gesicht in den tröstlichen Falten des weichen Stoffs.
    »Ich habe nur …«, schluchzte sie so, dass sie kaum atmen konnte, »schlechte Nachrichten erhalten. Eine ganze Menge schlechter Nachrichten. Ich bin so ein Dummkopf gewesen.«
    »Das wage ich zu bezweifeln.«
    Audrey schniefte vernehmlich und rieb sich mit dem Taschentuch im Gesicht herum.
    »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    »Aha!«
    »Und es ist mir so unangenehm, heute ins Büro zu gehen.« Kaum hatte sie das ausgesprochen, spürte sie eine neue Tränenflut aufsteigen. Diesmal machte sie sich gar nicht erst die Mühe, sie wegwischen zu wollen; sie verbarg das Gesicht einfach wieder im Taschentuch. Da merkte sie plötzlich, wie Maurice ihr schützend den Arm um die Schultern legte. Vor Schreck wurde sie stocksteif. Audrey hatte nie Körperkontakt zu anderen Menschen, höchstens mal aus Versehen. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal ein anderer Mensch so berührt hatte. Jemand hielt sie im Arm, dachte sie unvermittelt … und dann auch noch ausgerechnet Maurice!
    Doch dann drang die angenehme Wärme dieser einfachen menschlichen Berührung durch ihren Mantel bis zu ihren müden Knochen, und langsam, ganz langsam löste sich ihre Schreckstarre, bis ihr Kopf schließlich gegen Maurice’ Schulter lehnte und ihre Tränen langsam sein maßgeschneidertes Revers tränkten.
    Schweigend fuhren sie weiter. Und auf einmal spürte Audrey all die langen Stunden ihrer schlaflosen Erschöpfung, während sie sich in der Geborgenheit von Maurice’ Beinahe-Umarmung einige kurze, unerwartete Augenblicke gehen ließ.
    Ihre Haltestelle näherte sich, und sie suchte hastig nach ein paar gewählten Dankesworten. Was um alles auf der Welt sollte sie zu ihm sagen? Sie war Maurice sehr dankbar für seine Freundlichkeit – und dafür, dass sie sein Taschentuch benutzen durfte –, aber wie peinlich war es doch, dass er sie so gesehen hatte! So schwach. Ein schrecklicher Zufall, bedachte man die geringe Wahrscheinlichkeit, am frühen Morgen einem ihrer Klienten zu begegnen, und dann auch noch ausgerechnet Maurice, dem ewig nörgelnden alten Jammerlappen. Wie um alles auf der Welt sollte sie ihre Beziehung nach einem solchen Schnitzer nun wieder auf eine sachliche Geschäftsebene bringen?
    Dann kam die Haltestelle in Sicht, und es half alles nichts mehr. Sie stand auf. Zu ihrer Überraschung erhob auch Maurice sich von seinem Platz.
    »Ich bringe Sie an Ihren Schreibtisch«, erklärte er ritterlich.
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber wirklich nicht nötig.«
    »Unsinn«, beharrte Maurice. »Ich würde nicht mal im Traum daran denken, Sie in diesem Zustand allein ins Büro gehen zu lassen.«
    Audrey folgte ihm und musste zugeben, dass sie seine Sorge zutiefst berührte. Und es war wirklich angenehmer, nicht mutterseelenallein durch die Tür zu Table For Two gehen zu müssen. Vor allem deshalb nicht, weil sie beim Hereinkommen Alice entdeckte, die bereits an ihrem Schreibtisch saß. Maurice führte sie durch das große, offene Büro, und sie zwang sich, Alice’ Blick kurz zu erwidern und ihr zur Begrüßung steif zuzunicken. Alice wirkte beinahe ebenso

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