Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
entlang wirkte straff, strahlend und – Alice erblasste schon beim Gedanken daran – sinnlich. Das Kleid wurde zum Saum hin schmaler und enthüllte den Blick auf wohlgeformte, vom Radfahren durchtrainierte Unterschenkel und darunter die sexiesten Füße, die Alice je gesehen hatte. Die Schuhe waren einfach unglaublich. Ihre Füße hatten sich wie aus dem Nichts in Filmstarfüße verwandelt. Es war unfassbar!
Die Blicke der Freundinnen trafen sich.
»Ich nehm es«, hörte sich Alice sagen. »Alles.«
Vier Stunden, fünfhundert Pfund und zwei Flaschen Sauvignon Blanc später standen Ginny und Alice mit vom Alkohol hochroten Wangen vor dem Fahrradständer, während sich um sie herum die späten Einkäufer drängelten. Normalerweise trank Alice kaum etwas, aber in dem Kleid und den Schuhen hatte sie sich wie ein ganz anderer Mensch gefühlt, und dieser neue Mensch begoss unverschämt teure Einkäufe, deren Preis einem die Tränen in die Augen trieb, mit großzügigen Alkoholmengen. Nachdem sie Schuhe und Kleid erstanden hatte, war Ginny mit Alice in einigen weiteren Läden gewesen, um andere »lebenswichtige« Dinge zu besorgen, wie beispielsweise tiefroten Nagellack, lange, klimpernde Ohrringe und eine kleine schwarze Handtasche. Und am Ende war Ginny sogar mit ihr in einen Dessousladen marschiert.
»Ich weiß zwar nicht, wie es in deiner Unterwäscheschublade aussieht, aber ich würde wetten, da ist nichts drin, was auch nur ansatzweise zu diesem atemberaubenden Kleid passt.«
Und so hatte Alice die Boutique als stolze, wenn auch etwas beschämte Besitzerin eines lächerlich überteuerten und hauchdünnen, aber irgendwie auch sehr aufreizenden schwarzen Höschens wieder verlassen.
»Ist mir ein Rätsel, wie du wieder nach Hause kommen willst«, meinte Ginny lachend, als sie Alice mit ihrem Berg von Einkaufstüten sah. »Ich glaube, normalerweise reisen shoppingsüchtige Sexgöttinnen nicht mit dem Fahrrad.«
Alice schwankte ganz leicht.
»Die paar Tüten hänge ich einfach an den Lenker«, nuschelte sie. »Wobei es die Sache natürlich erheblich erleichtern würde, wenn der nicht jetzt schon schwanken würde.«
Ginny kicherte.
»Aber egal«, fuhr Alice fort, »musst du nicht heim zu Dan?«
Sie glaubte zu sehen, wie Ginny das Gesicht verzog, war sich aber nicht ganz sicher. Denn eigentlich sah sie drei Ginnys, weshalb das schwer zu sagen war. Sie drehte sich zu ihrem Fahrrad um und gab sich große Mühe, ohne Wackeln auf den Sattel zu steigen.
»Alissssssss, Darrrrrrrrling!«, tirilierte da eine Stimme aus dem Gedränge auf dem Bürgersteig. Das Bein noch in der Luft, versteinerte Alice förmlich.
Dann tauchten zwei Brüste in einem tief ausgeschnittenen smaragdgrünen Kleid aus der Menschenmenge auf.
»Alissssss Brown, wie schön, Sie zu sehen!«, flöteten die Brüste, die von einer Pelzjacke gerahmt und von in Lockenwicklerwellen gelegten langen blonden Haaren gekrönt wurden. »Dachte ich es mir doch, dass Sie das sind hinter all den vielen Einkaufstüten, Sie unartiges Mädchen. Audrey bezahlt Sie wohl zu gut!«
»Ähm … hallo … Ms Toogood.«
»Sheryl, bitte!« Sheryl Toogood fasste Alice verschwörerisch am Arm. »Und was hecken Sie da aus?«, fragte sie anzüglich. »Haben Sie gerade ein schickes neues Kleidchen für den BdP-Ball erstanden?«
»Meine Freundin Ginny hat mich beraten«, murmelte Alice etwas betreten. Ginny beäugte Sheryl derweil mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen.
»Wie süß.« Sheryl bedachte Ginny mit einem flüchtigen schiefen Lächeln. Dann machte sie noch einen Schritt auf Alice zu und senkte vertraulich die Stimme. »Ich muss Ihnen einfach sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, als Audrey mir sagte, dass Sie dieses Jahr mit zum Ball kommen. Wurde ja auch langsam Zeit! Wie oft habe ich schon zu Audrey gesagt: ›Aud, wieso hast du denn schon wieder diese todlangweilige Bianca mitgebracht? Sicher ist sie eine ganz passable Partnervermittlerin, aber mehr als ein paar mickrige kleine Amorpfeile wird sie nie im Leben verschießen. Warum bringst du nicht die wunderbare Allisssss mit? Die schießt die Pfeile bestimmt köcherweise ab.‹«
»Nun, das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Ms Toogood. Aber Bianca ist eine großartige Partnervermittlerin.« Alice wollte sich ihrem Griff entziehen, doch Sheryl hielt ihren Arm eisern umklammert.
»Sheryl, bitte. So ein Unsinn! Ehre, wem Ehre gebührt. Ich habe in der ganzen Stadt meine Spione, und ich höre Großes
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