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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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nicht rauchen. Die Frauen heutzutage dachten nur an ihre »Selbstverwirklichung«. Oder sie hatten nichts als ihre Karriere im Kopf. Und was waren das für Frauen, die als Hobby »Fitnessstudio« angaben? Audrey wollte jedes Mal schier verzweifeln, wenn sie sah, wie eine ihrer Klientinnen das in den Fragebogen eintrug. Also wirklich! Glaubten Frauen ernsthaft, das sei das, was Männer wollten? Eine schnaufende, sehnige, muskulöse Serena Williams, mit einer steileren Karriere als ihre eigene?
    Audrey trank ihre Teetasse aus und stellte sie wieder auf die Untertasse. Sie wusste jedenfalls genau, was Max wollte. Sie wusste es sogar besser als er selbst. Er war da ein wenig vage geblieben, »nett« war das einzige Kriterium, das ihm eingefallen war. Aber Max brauchte eine diskrete, gepflegte Partnerin, gertenschlank und anmutig. Eine, die das Richtige sagte, wenn sie ihn zu wichtigen Anlässen begleitete. Audrey kannte diese Frau – sie hatte sie genau vor Augen. Das Problem war nur, dass diese Frau nicht in der Table For Two-Kartei zu finden war. Da drinnen gab es entschieden zu viele Tattoos und Scheidungsopfer.
    Es war wohl besser, eine Nacht darüber zu schlafen, überlegte sie. Gleich am nächsten Morgen würde sie Max anrufen und ihm einige ihrer sorgsam ausgewählten Vorschläge unterbreiten. Sie wollte ihn mit den Damen vom Hocker hauen – komme, was da wolle. Einen Klienten wie Max Higgert konnte man nicht mit irgendwem abspeisen.
    Audrey schaute auf. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass Hilary auch schon gegangen war. Nur Alice saß noch an ihrem Platz, geschäftig über ihren Papierkram gebeugt, die Haare auf dem Kopf aufgetürmt und mit einem zerkauten Kuli zusammengehalten. Audrey fuhr ihren Rechner herunter, quetschte sich in den etwas zu engen Mantel und ging zur Tür.
    »Schönen Abend, Alice«, rief sie kühl.
    Sie bekam keine Antwort. Mal wieder völlig in Gedanken, dachte Audrey. Die ganze Welt könnte um sie herum zusammenbrechen, das Mädel würde es nicht mal merken.
    Schwungvoll marschierte Audrey aus dem Gebäude und fand sich unversehens – wie jeden Abend – mit einem visuellen Schandfleck konfrontiert: Alice’ Fahrrad. Wenn es eins gab, das ihre Vorfreude auf zu Hause – auf einen Abend ungestörten BBC-Sehens ganz allein – trüben konnte, dann war es der Anblick von Alice’ Fahrrad, das wie eine rostige Suffragette an das Geländer gekettet war. Audrey hatte noch nie etwas gesehen, das so laut »Mein Liebesleben ist ein Witz« schrie wie dieser erbärmliche Drahtesel. Warum konnte sie nicht einfach mit dem Bus zur Arbeit fahren wie jeder normale Mensch? Nein, die vernünftige, patente Alice kam mit einem klapprigen Fahrrad zur Arbeit, das sie dann genau vor der Tür stehen ließ. Und zu allem Überfluss hing auch noch ein Fahrradkörbchen vorne dran. Ein Fahrradkörbchen! Wenn das nicht das geheime Erkennungszeichen aller altjüngferlichen Fräuleins weltweit war, dann wusste sie es auch nicht. Was sollten denn ihre Klienten denken?
    Audrey strich sich den Regenmantel glatt und stapfte in Richtung Bushaltestelle. Im Geiste goss sie sich schon mal den ersten Sherry des Abends ein.

Alice

    A m Samstagmorgen schob Alice das Fahrrad durch ihren Vorgarten und machte sich auf den Weg in die Stadt, wo sie mit Ginny verabredet war. Sie hatte ein schrecklich flaues Gefühl im Magen. Normalerweise wäre sie ganz aus dem Häuschen, den ganzen Tag mit ihrer besten Freundin verbringen zu können, aber heute hatte sie einen unliebsamen Begleiter: die Angst vor der drohenden Shoppingtour.
    Alice war nicht unbedingt eine leidenschaftliche Shopperin. Wenn sie einen Laden betrat, dann nur, weil es gar nicht anders ging. Wenn im Kühlschrank gähnende Leere herrschte, zum Beispiel. Und heute stand ihr noch viel Schlimmeres bevor: Kleider kaufen. Kleider zu kaufen bedeutete, in den Spiegel zu schauen, und Alice konnte es nicht ausstehen, sich selbst im Spiegel zu sehen, weshalb sie zu Hause gar keinen hatte. Auf die inneren Werte kommt es an, dachte sie trotzig, während sie die Straße entlangstrampelte. Wenn der Richtige irgendwann vor mir steht, wird er sicher nicht gleich die Flucht ergreifen, nur weil ich morgens vergessen habe, mir die Haare zu kämmen, oder es nicht geschafft habe, meinen Rock zu bügeln. Die Liebe verzeiht alles, selbst nachlässig zusammengewürfelte Garderobe und sackartige Strickjacken.
    Allzu bald kamen die ersten Läden in Sicht. Alice schloss ihr Fahrrad ab und ging zu

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