Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
waren so dermaßen unter deinem Niveau, das ist … das ist …« Angewidert schlug Lou die Bettdecke zurück und stand auf. »Das ist nicht lustig. Du willst mich doch veräppeln. Was spricht denn dagegen, einfach ins Pub zu gehen oder im Internet zu suchen, so wie jeder normale Mensch auch?«
»Im Internet bestellt man Schuhe, aber doch keine Männer.«
»Das ist eine billige Ausrede.«
»Ist es nicht«, entgegnete Kate spitz. »Ich habe was gegen Online-Dating. Das ist mir zu öffentlich, da kann sich ja jeder mein Profil anschauen. So sehr traue ich fremden Leuten nicht, wer weiß, was die für Absichten haben; die meisten erzählen dir das Blaue vom Himmel. Und was Pubs angeht … hey, was ist eigentlich aus dem Barkeeper von gestern Abend geworden?«
»Was? Ach, der. War nicht mein Typ.«
»Seit wann gibt es Männer, die nicht dein Typ sind?«
Missbilligend zog Lou eine Augenbraue hoch. »Zumindest habe ich einen Typ. Aber egal, ich verstehe trotzdem nicht, wieso du zu einer Vermittlungsagentur gehen musst. Das ist so verdammt altmodisch.«
»Ist mir egal, ob es altmodisch ist oder nicht. Ich will es richtig machen. Denn ich habe die Nase gestrichen voll davon, mich abzurackern , um einen Freund zu finden. Ich rackere mich schon den ganzen Tag im Büro ab. Einen Partner suchen sollte doch keine lästige Pflicht wie tausend andere sein. Also werde ich in Zukunft delegieren: Ich werde meinen Mitgliedsbeitrag bezahlen, mich zurücklehnen und den Experten die Arbeit überlassen, die mir dann ein paar ausgewählte Kandidaten präsentieren, mit denen ich schick essen oder schön was trinken gehe. Ich will keinen Internet-Heini, der bloß auf Sex aus ist, sondern jemanden, der es ernst meint, der eine Beziehung will und eine Familie gründen.«
Lou kaute auf ihrer Unterlippe herum.
»Na ja, du scheinst jedenfalls wild entschlossen.«
»Bin ich auch«, erklärte Kate mit fester Stimme.
Dann schwiegen beide für einen Moment, und schließlich hörte Lou, wie Kate eine Kollegin abwimmelte.
»Na dann, leg los«, sagte sie betont beiläufig. »Viel Glück.«
»Meinst du das wirklich ernst?«, fragte Kate, und ihre Stimme klang mit einem Mal sehr verwundbar.
»Ja«, entgegnete Lou und tastete nach dem Lichtschalter im Badezimmer. »Wenn du so blöd bist, Geld hinzublättern, um glatzköpfige alte Säcke mit Bierbäuchen kennenzulernen, die bestimmt noch nie im Leben eine Freundin hatten, dann wirst du eine Menge Glück brauchen. Männer sind alle gleich, weißt du … ob im Internet oder bei einer Vermittlungsagentur. Da gibt’s in unserem Alter nur noch die Restposten, die Guten sind längst vergeben. Besser, du gehst einfach in eine Bar und angelst dir einen Vierundzwanzigjährigen.«
Urplötzlich musste Lou an den vorigen Abend denken. Was hatte der Barkeeper doch gleich gesagt? Danke, nimm’s nicht persönlich, aber ich steh nicht auf ältere Frauen. Nicht persönlich nehmen? Dieser unreife kleine Wichser. Von wegen ältere Frau, dachte sie, als sie im Spiegel ihr Pandabären-Make-up und den aschfahlen Teint begutachtete. Sie hatte es immer noch drauf. Sie brauchte bloß ein Glätteisen und eine Schicht Schminke. Alles nur eine Frage der Präsentation und der Beleuchtung. Und außerdem sah frühmorgens niemand gut aus.
»Also, raus damit … Wie viel wird dich dieses Privileg kosten?«, fragte sie angriffslustig.
»Dreihundert einmalig, und dann hundert pro Monat.«
»Heiliges Kanonenrohr, Kate! Und wenn es ein ganzes Jahr dauert, bis du den Richtigen findest?«
»Bestimmt nicht!«, widersprach Kate zuversichtlich. »Schließlich werde ich professionell betreut; sicher ist schon in ein paar Wochen alles in trockenen Tüchern. Und außerdem, so lange darf es einfach nicht dauern; ich habe keine Zeit. Ich hinke ja jetzt schon meinem Zeitplan hinterher.«
»Deinem Zeitplan?«
Kate senkte die Stimme, damit niemand sie belauschen konnte.
»Na ja, ich möchte zwei Kinder, und das noch ehe ich fünfunddreißig bin. Idealerweise sollten sie zwei Jahre auseinander sein, also sind wir bei höchstens zweiunddreißig für das erste. Davor muss ich natürlich heiraten. Und ich war immer der Meinung, mein Mann und ich sollten mindestens ein Jahr zusammen und ein paar Mal richtig schön in Urlaub gefahren sein, bevor wir Kinder bekommen und nur noch Freizeitparks infrage kommen … Also sind wir bei einunddreißig. Und ehe wir uns verloben, sollten wir achtzehn Monate zusammen sein – wenn es länger
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