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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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wie unglaublich gut er aussah. Diese Augen! Schnell lenkte sie den Blick von seinem Gesicht weg, und erstaunt registrierte sie die alte, abgewetzte Jeans mit dem eingetrockneten Fleck Erde am Knie, die schlammverkrusteten Stiefel und den Fleecepulli mit Loch am Ellbogen. Er sah aus wie ein Gärtner. Er war ein Gärtner.
    Doch dann verfinsterten sich Alice’ Gedanken … Hieß das, Audrey war auch hier? Was, wenn ihre Chefin plötzlich hinter einer Reihe Grünpflanzen hervortrat und mit ihrem Erscheinen den magischen Ort unwiderruflich entweihte …? Und was, wenn John – just in diesem Augenblick – daran dachte, wie sie Rotz und Wasser heulend am Taxistand gewartet hatte? Aber als sie ihn so anschaute, ging ihr mit einem Mal ein Licht auf: »Er ist genau wie ich!«, wurde ihr klar, denn seine Liebe zu Pflanzen stand ihm praktisch auf die Stirn geschrieben.
    »Ähm, hi«, stammelte sie, und ihr fiel ein, dass sie heute Morgen vergessen hatte, sich die Zähne zu putzen.
    »Ich habe gerade die Stachys byzantina bewundert. Wie schön, dass sie endlich wieder blühen«, sagte er, und sie merkte, wie er sie anschaute und darauf wartete, dass sie etwas erwiderte. Krampfhaft versuchte sie, seinem Blick auszuweichen; irgendwie wurde sie immer rot, wenn sie ihm in die Augen sah.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie gärtnern«, platzte sie heraus. »Ich meine, Audrey hat das mit keinem Wort erwähnt.«
    Ein seltsamer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, war aber gleich wieder verschwunden.
    »Ich liebe meinen Garten«, erklärte er. »Das ist das wichtigste Zimmer meines ganzen Hauses.«
    Alice nickte. Der Satz hätte auch von ihr stammen können. Aber wie eigenartig, dass ausgerechnet John Cracknell so etwas sagte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Doch ganz bestimmt nicht, dass Audrey sich auch fürs Gärtnern begeisterte. Unmöglich! Alice versuchte, sich vorzustellen, wie sie ihren Garten goss, mit den Pflanzen sprach oder gewissenhaft in der feuchten Erde kniete und liebevoll eine Freesie einpflanzte. So falsch konnte sie Audrey doch nicht eingeschätzt haben, oder doch? Hoffentlich nicht. Irgendwie mochte sie den Gedanken nicht, so viel mit ihrer Chefin gemeinsam zu haben.
    »Ist, ähm … ist Audrey auch hier?« Sie versuchte, ganz beiläufig zu fragen.
    John lachte.
    »Nein.«
    Das klang sehr entschieden. Audrey war also offenbar doch keine Gärtnerin! Alice musste sich Mühe geben, damit man ihr die Erleichterung nicht ansah.
    »Also, Sie sind im Morgengrauen an einem Samstag hier und umklammern diese Klematis, als ginge es um Leben oder Tod«, bemerkte John fröhlich. »Dann müssen Sie also auch eine Schwäche fürs Gärtnern haben, stimmt’s?«
    »Ja, ja! Und wie.« Alice lachte kurz auf und lockerte den Klammergriff um ihre Pflanzen.
    »Schön!«, meinte er lächelnd. »Ich habe noch nie einen Gärtner kennengelernt, den ich nicht mochte.«
    Alice guckte auf ihre Füße, weil ihre Wangen schon wieder brannten.
    »Was ich damit sagen will …«, fügte er hastig hinzu, »ist bloß, dass Gartenfreunde umgängliche, fürsorgliche Menschen sind.«
    Alice schaute auf und nickte wie betäubt. Sie verstand, was er meinte, wusste darauf aber nichts zu erwidern. Sie hoffte bloß, er würde nicht näher kommen, denn sie wollte auf keinen Fall, dass er ihren Atem riechen konnte; man wusste ja nie.
    »Hören Sie«, sagte John und machte noch einen Schritt auf sie zu. »Ich weiß auch, dass es nicht gerade schön war, wie wir uns kennengelernt haben. Der Donnerstag war … na ja, ich bin mir sicher, wir haben beide schon angenehmere Abende erlebt …«
    Wieder starrte Alice auf ihre Füße. Und wieder hätte sie sich ob ihres Benehmens beim Ball in den Allerwertesten treten können. Wie peinlich, dass John Cracknell das alles hautnah miterlebt hatte.
    »… aber ich würde das alles gerne vergessen und noch mal ganz von vorne anfangen«, hörte sie ihn sagen.
    Eine lange Pause entstand, in der Alice krampfhaft überlegte, was sie darauf erwidern sollte.
    »Hören Sie, Alice, haben Sie jetzt gleich was vor?«
    »Was vor?«
    »Ich meine, sind Sie in Eile, oder haben Sie noch etwas Zeit? Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen einen Kaffee trinken. Sie wissen schon, ein bisschen über winterharte Pflanzen fachsimpeln und die richtige Zeit, sie zurückzuschneiden.« Er lachte ein wenig gekünstelt auf.
    Alice schnappte nach Luft.
    »Nein!«, rief sie sofort. »Ich glaube nicht, dass das angebracht wäre, oder finden

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