Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
sonst eigentlich keine Auseinandersetzung scheute, hatte ihn nur aus einem Grund noch nicht aus ihrer Kartei gestrichen: Er war einer der raren männlichen Klienten. Außerdem hatte Alice versprochen, sich ab jetzt um ihn zu kümmern. Und die konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Table For Two ihn einfach fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Jeder Mensch hatte es verdient, die große Liebe zu finden – selbst ein Stinkstiefel wie Maurice.
»Dann«, versuchte sie vorsichtig zusammenzufassen, »suchen Sie also eine außergewöhnliche Frau … mit einer starken Meinung oder einem ungewöhnlichen Hobby … jemand, der keine Auseinandersetzungen scheut?«
»Tja, dann hätte ich zumindest das Gefühl, die exorbitanten Beiträge, die ich in den vergangenen vier Jahren bezahlt habe, nicht einfach zum Fenster hinausgeworfen zu haben!«
»Entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber ich habe Sie gerade erst übernommen, und ich möchte ganz sichergehen, dass ich verstehe, was für eine Partnerin Sie eigentlich suchen.«
»Das mag ja sein, aber ich habe es mittlerweile schon so vielen Ihrer Kolleginnen erzählt, dass ich mir langsam vorkomme wie ein Papagei. Können Sie denn nicht mit denen reden? Ein bisschen bürointerne Kommunikation vielleicht?«
Es schien nicht unbedingt ein aussichtsreiches Unterfangen, ihm erklären zu wollen, dass es sicher nicht besonders sinnvoll wäre, sich von Kolleginnen Informationen geben zu lassen, die allesamt grandios daran gescheitert waren, die richtige Frau für ihn zu finden.
»Ich verstehe nicht, warum Ms Cracknell sich nicht persönlich um mich kümmert«, lamentierte Maurice. »Wenn ihre Angestellten nicht in der Lage sind, eine passende Frau für mich zu finden, dann sollte sie das selbst übernehmen.«
»Das würde sie auch nur zu gerne«, entgegnete Alice taktvoll. »Aber Audreys Kartei ist derzeit leider voll.«
»Na, einen Maurice verpasst bekommen?« , fragte Hilary mitfühlend, als Alice endlich den Hörer auflegte.
Sie nickte matt. Nach diesem anstrengenden Gespräch war ihr Mund staubtrocken. Rasch trank sie ein Schlückchen Wasser und suchte in der Jackentasche nach ihrem Lippenbalsam. Der lag gut geschützt in einer warmen, gemütlichen Kuhle: mitten in Johns Taschentuch. Als Alice mit den Fingern darüberstrich, kribbelte plötzlich ihr ganzer Körper.
Nachdem sie vom Gartencenter nach Hause gekommen war, hatte sie sich gefragt, ob sie möglicherweise völlig überreagiert hatte. Schließlich hatte er sie bloß zu einem Kaffee einladen wollen und nicht zu einem lasterhaften Lustwochenende in Amsterdam. Und vermutlich hatte er tatsächlich mit ihr über Blumen und Pflanzen fachsimpeln wollen: Man lernte eben nicht alle Tage einen Gärtnerkollegen kennen. Davon abgesehen war er ein glücklich verheirateter Mann!
Nein, je länger Alice darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich, dass sie das alles völlig falsch verstanden hatte. Was musste er sich bloß gedacht haben, als sie Hals über Kopf abgerauscht war? Schon wieder! Allein beim Gedanken daran schämte sie sich in Grund und Boden.
Alice schüttelte den Kopf. Sie musste sich darauf konzentrieren, eine Frau – die richtige Frau – für Maurice zu finden. Also machte sie es sich gemütlich, schaute zum Fenster hinaus und ließ die Gedanken schweifen …
Als Alice wieder in die reale Welt zurückgekehrt war, hatte sie mehrere Namen auf ihren Notizblock gekritzelt: Felicity Dingle, Abigail Brookes und Rita Harrington.
Felicity war Taxifahrerin, ausgesprochen temperamentvoll und hatte rabenschwarze Haare. Ihr Beruf ließ ihr wenig Freizeit, darum hatte sie kaum Gelegenheit, Männer kennenzulernen. Dafür konnte sie zu beinahe jedem nur erdenklichen Thema etwas Sinnvolles beitragen, sei es nun Sport, Politik oder Astronomie. Alice war sich ganz sicher, hätte sie abends mehr Zeit auszugehen, dann hätte sich binnen einer Woche ein glücklicher Verehrer dieses Juwel geschnappt.
Abigail war Künstlerin und eher unkonventionell. Alice hatte sie immer für ihren etwas zerzausten, lässigen Look bewundert. Sie war zwar platinblond, ließ den Ansatz aber absichtlich ungefärbt. Abigail war eine ironische Blondine mit einer starken eigenen Meinung.
Rita war Schulleiterin und früher einmal die Vorsitzende des Debattierklubs ihrer Universität gewesen. Wenn Rita es nicht schaffte, mit einer beherzt vorgetragenen intellektuellen Anekdote Staub und Spinnweben wegzupusten, dann schaffte das niemand. Die
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