Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
Sie doch?«
»Angebracht?«
Alice war baff. Er hatte auf sie so besonnen und rücksichtsvoll gewirkt. Natürlich konnte sie mit ihm nicht einfach einen Kaffee trinken! Was dachte der sich denn?
»Audrey!« , erinnerte ihn Alice.
Er guckte ganz verständnislos.
»Ich meinte wirklich bloß einen Kaffee. Und Audrey geht das eigentlich gar nichts an …«
Pikiert drückte Alice ihre Pflanzen an die Brust. Unfassbar, dass er seine Frau so einfach abtat! Fand er denn gar nichts dabei, mit einer Angestellten seiner Frau Kaffee trinken zu gehen? Glaubte er wirklich, Audrey würde das nichts ausmachen? Oder hatte er womöglich Hintergedanken, von denen sie nichts ahnte? Offensichtlich hatte sie ihn vollkommen falsch eingeschätzt. Was für ein Mann würde denn so lapidar sagen, seine Frau »gehe das nichts an«?
»Ich muss weg!«, platzte sie unvermittelt heraus. Und damit drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte los, so schnell sie konnte. Sie hörte noch, wie John ihr etwas nachrief, aber sie hastete einfach weiter, stürzte förmlich zum Ausgang. Als die Kassen vor ihr auftauchten, fiel ihr ein, dass sie ja noch die Klematis in den Händen hatte. Eigentlich wollte sie die unbedingt mitnehmen, aber sie konnte nicht riskieren, sich anzustellen, um sie zu bezahlen. Was, wenn John sie einholte und versuchte, das Gespräch fortzusetzen? Schnell stellte sie die Pflanzen auf einem Regal neben einer Gruppe Gartenzwerge ab und stürmte zur Tür.
»Bye, Alice!«, rief Dudley, als sie an ihm vorbeihetzte, doch sie raste blind und taub weiter und schwang sich, so schnell sie konnte, auf ihr Fahrrad, wobei sie sich hätte in den Hintern treten können, dass sie die Klematis nicht gekauft hatte. Die ganze Fahrt über fragte sie sich, wie sie John mit seiner höflichen, zuvorkommenden Art nur so falsch hatte einschätzen können.
Kate
K ate lachte. Sie mochte diesen Mann.
Am Tisch ihr gegenüber saß Steve und erzählte ihr gerade eine unglaublich lustige Geschichte aus seinem Berufsleben. Sie drehte sich um mehrere peinliche Patzer, die ihm unterlaufen waren – ein Fehltritt gravierender als der andere –, weshalb sein Chef ihn letztendlich als das wertloseste Stück Scheiße, das je vor meinem Schreibtisch gestanden hat beschimpft hatte.
Kate tat schon der Kiefer weh vor Lachen. Auf jeden Fall war er ganz anders als die anderen Männer, die Alice bisher für sie ausgesucht hatte. Und dass sie bereits mehrere Gläser Gin Tonic intus hatte, schadete wohl auch nicht. Sie war entspannt und hatte das Gefühl, sich gelassen zurücklehnen und einfach nur sie selbst sein zu können. Es war ein sehr angenehmes Gefühl.
Als sie schließlich nach dem Lachanfall wieder zu Atem gekommen war, nahm Steve ihre leeren Gläser und erklärte: »Die nächste Runde geht auf mich!« Zielstrebig marschierte er zur Theke.
Kate kuschelte sich in den Sessel und schaute ihm nach. Er war toll, aber sie spürte kein Kribbeln in seiner Gegenwart.
Wobei das vermutlich noch nicht mal an ihm lag. Er erfüllte viele ihrer Kriterien; so hatte er beispielsweise einen guten Job und verstand sich hervorragend mit seiner Familie. Und ganz im Gegensatz zu den anderen Männern, mit denen Alice sich bisher getroffen hatte, war er interessant und witzig und hörte ihr aufmerksam zu, wenn sie etwas erzählte. In vielerlei Hinsicht war Steve wirklich ein guter Fang.
Und doch gab es zwei gravierende Minuspunkte, und sie konnte es kaum abwarten, diese detailliert mit Lou zu analysieren.
Der erste war schwer zu fassen, aber es war ein sehr ungutes Gefühl, das sich im Laufe des Abends noch verstärken sollte. Irgendwas war faul an der Sache. So offen und selbstironisch er auch sein mochte, er verheimlichte ihr etwas. Diese lustigen kleinen Anekdoten waren wirklich genial und umwerfend witzig, aber irgendwie wirkte das alles zu geleckt. Es kam einem so … ja, was eigentlich? So gestellt vor! Als hätte er diese Geschichten alle schon erzählt. Und zwar etliche Male.
Aber eine Geschichte mehrmals zu erzählen ist schließlich kein Verbrechen, argumentierte Kate. Das tut doch jeder, vor allem wir Frauen. Ein Erlebnis wird doch erst real, wenn man es mindestens zehn seiner Freunde bis in die kleinste, noch so peinliche Einzelheit berichtet hat. Nein, es lag wohl eher daran, dass Steves Erzählweise zu perfekt war. Nie verhaspelte er sich oder brachte irgendwas durcheinander. Er kam einem vor wie ein Komiker, der sein Programm abspult. Aber sein Publikum
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