Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
Laden gekegelt sind«, gestand er lachend. »Also, was Abfuhren angeht, war diese schon sehr spektakulär! Wobei es natürlich auch möglich wäre, dass Sie ganz einfach Geschmack haben und gar nicht schnell genug von mir wegkommen konnten. Aber vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Sie mich falsch verstanden haben.«
Alice’ Gehirn überschlug sich fast, um noch mitzukommen.
»Hören Sie, wirklich, ich bitte Sie.« John klang plötzlich ganz nervös. »So einer bin ich nicht.«
»Okay. Gut«, entgegnete Alice und versuchte, so zu tun, als wüsste sie, wovon er da gerade redete. »Was sind Sie dann für einer?«
»Ach, Sie wissen schon. Jedenfalls bin ich kein lüsterner Weiberheld, der im Gartencenter Frauen auflauert, um sie in seine Lasterhöhle zu verschleppen.«
Beide lachten etwas gequält.
Kurz wurde es still.
»Wobei ich lügen müsste, wenn ich behaupten würde, ich wolle mich nur mit Ihnen treffen, um mit Ihnen über die Vorteile von Kräuterrabatten zu diskutieren«, fügte er schüchtern hinzu.
Es wurde etwas länger still. Alice versuchte zu verstehen, was er da gerade gesagt hatte. Er war also kein lüsterner Frauenverführer, der nur einen kleinen außerehelichen Flirt suchte. Aber er wollte mit ihr auch nicht bloß übers Gärtnern reden. Was also wollte er von ihr? Eine halb-lüsterne Affäre mit Pflanzenfachsimpeleien als Sättigungsbeilage? Alice blickte nicht mehr durch. Sie wusste nicht, ob rechtschaffene Empörung jetzt angebracht war oder eher nicht.
»Weiß Audrey, dass Sie mich anrufen?«, entgegnete sie ausweichend. »Ist sie gerade bei Ihnen?«
»Was? Nein! Nein, Audrey ist ganz definitiv nicht bei mir«, entgegnete John lachend. »Und sofern sie mein Telefon nicht angezapft hat, weiß sie auch nichts von meinem Anruf.«
»Dann, ähm, machen Sie das alles also hinter ihrem Rücken?«
Nervös wartete sie auf seine Antwort.
»Es geht Audrey überhaupt nichts an, wen ich anrufe oder wen ich zum Kaffeetrinken einlade.«
»Oh!«
Wieder wurde es still, und dann seufzte John.
»Verflixt, eigentlich wollte ich mit diesem Anruf alles klarstellen, aber ich glaube, ich grabe mir gerade meine eigene Grube. Bestimmt legen Sie jetzt gleich auf.«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Ich habe keine nennenswerte Erfahrung im Umgang mit spätabendlichen Anrufen von den Ehemännern meiner Chefin.«
»Ehemann? Ach so, ich hatte mich schon gefragt, wieso Sie weggerannt sind.«
»Hören Sie, John«, versuchte Alice zu erklären. »Sie waren beim Ball echt nett zu mir. Mein Retter in höchster Not, sozusagen. Und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Und für die Blumen auch.« Sie holte tief Luft und redete dann schnell weiter. »Sie haben gehört, was Sheryl über mich gesagt hat, sie hat mich als ein verzweifeltes Fräulein von Traurigkeit beschrieben. Aber das bin ich nicht. Dass ich Single bin, stimmt, aber das heißt nicht, dass ich leicht zu haben bin und mit dem ersten Mann ins Bett steige, der mir einen Cappuccino spendiert. Vor allem dann nicht, wenn er auch noch verheiratet ist. Und ganz bestimmt nicht, wenn er mit meiner Chefin verheiratet ist!«
Ihr war leicht schwindelig von so viel Ehrlichkeit.
»Auch auf die Gefahr hin, prüde zu wirken«, fügte sie etwas kleinlaut hinzu.
»Ganz und gar nicht. Sie wirken eher … Hören Sie, ich habe das ja schon im Gartencenter gesagt; ich fürchte, wir haben da beide was in den falschen Hals bekommen. Darum wollte ich Sie auch fragen, ob wir nicht noch mal ganz von vorne anfangen können, erst mal reinen Tisch machen, sozusagen. Ich weiß zwar nicht so genau, für wen oder was Sie mich halten, aber die Wahrheit würden Sie mir im Moment vermutlich nicht glauben. Dabei bin ich eigentlich ein grundehrlicher Mensch. Himmel, ich bin schließlich Gärtner!«
Alice dachte kurz darüber nach. Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf: John, wie er sich beim Ball schützend vor sie gestellt hatte; wie er zum Taxistand gelaufen kam, um sich für das unmögliche Benehmen der anderen Gäste zu entschuldigen; wie er ihr sanft das Taschentuch in die Hand gedrückt hatte, als sie glaubte, ihre Tränen verstecken zu können.
»Okay«, murmelte sie. »Reinen Tisch.«
»Gut …« Er klang erleichtert. »Vorher möchte ich Ihnen noch etwas im Vertrauen sagen: Es ist sehr wichtig, dass Sie niemandem bei Table For Two oder irgendeiner anderen Partnervermittlung davon erzählen. Ich glaube, Sie sind ein Mensch, der sein Wort
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