Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
Automaten treten, als ihr bewusst wurde, dass jemand direkt hinter ihr stand und sie beobachtete. Alice fuhr herum â und blickte in die dunklen Augen eines groÃen, braunhaarigen Jungen.
âVerdammt, Edgar! Was schleichst du dich so an mich heran?â, fuhr sie ihn vorwurfsvoll an. âDu hast mich erschreckt.â
Edgar hob unschuldig die Schultern. âIch wollte dir nur helfen. Das blöde Ding klemmt ständig. Aber ich kenne da einen Trick. Darf ich mal?â
Alice verdrehte die Augen. Dennoch machte sie einen Schritt zur Seite und sagte gönnerhaft: âVon mir aus.â
Edgar begann an dem Automaten herumzuhantieren, während Alice ihn dabei verstohlen musterte.
Er sah wirklich gut aus, mit seinen lockigen Haaren und den muskulösen Oberarmen, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn er doch nur nicht so ein schrecklicher Angeber wäre. Immer musste er sich in den Vordergrund drängen. Stets hatte er einen provozierenden Spruch auf den Lippen. Und dann die Geschichte mit seinem Vater, der angeblich als erfolgreicher Regisseur in Hollywood lebte. Alice glaubte ihm kein Wort.
âDer lügt doch, dass sich die Balken biegenâ, hatte sie erst neulich zu ihrer Freundin Katja gesagt und dabei verächtlich die Lippen geschürzt. âMag ja sein, dass sein Vater tatsächlich in Amerika lebt. Vielleicht hat er sogar was mit der Filmbranche zu tun, als Kabelträger oder so.â
Katja hatte, wie häufig in letzter Zeit, wenn es um Edgar ging, einen verklärten Gesichtsausdruck bekommen und gemurmelt: âKann doch sein â¦â
âNee, Katja, der Typ geht absolut gar nichtâ, hatte Alice vehement erwidert. âDa kann er noch so strahlend weiÃe Zähne haben und ein Lächeln zum Dahinschmelzen.â
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis das Gerät ein ratterndes Geräusch von sich gab. Edgar griff hinein und streckte Alice das gewünschte Getränk entgegen.
âBitte, hier ist deine Cokeâ, verkündete er grinsend.
âDankeâ, erwidert Alice so gleichgültig wie nur möglich und griff nach der Dose.
Mit dem Zeigefinger zog sie den Verschluss knackend in die Höhe und nahm einen tiefen Schluck aus der Coladose. Edgar sah ihr dabei interessiert zu, ohne sich von der Stelle zu rühren.
âDankeâ, wiederholte sie noch einmal, was so viel bedeuten sollte wie: Und jetzt hau ab!
Doch den Gefallen wollte Edgar ihr nicht tun.
âUnd sonst, wie läuft es so bei dir?â, fragte er und grinste dabei scheinheilig.
Alice lag schon eine patzige Antwort auf den Lippen. Doch plötzlich hörten sie hinter sich einen lauten Knall. Sie fuhren herum.
âWas ...?â Alice schnappte erschrocken nach Luft. Am Ende des Ganges standen zwei Jungen und lachten. Fünft- oder Sechstklässler, schätzte sie.
âIdioten!â Edgar sprach aus, was Alice dachte.
âIst eine ihrer Lieblingsbeschäftigungenâ, wusste er zu berichten.
âLuftballons platzen lassen?â Alice schüttelte den Kopf. âWie lächerlich.â
âJa, da hast du recht. Aber erschrecken tut man sich doch immer wieder. Kannst ja mal in deinem Blog darüber berichtenâ, schlug er spöttisch vor. âDu bist doch immer auf der Suche nach sensationellen Schulereignissen.â
âWas du so alles als Sensation empfindestâ, erwiderte Alice gleichfalls mit vor Ironie triefender Stimme.
Edgar hob gleichgültig die Schultern. Dann nickte er Alice zu und sagte: âWar nett mit dir zu plaudern. Vielleicht setzen wir das mal bei Gelegenheit fort?â
âJa, vielleichtâ, sagte Alice. Bloà nicht, dachte sie und atmete erleichtert auf, als Edgar endlich abzog.
In letzter Sekunde erreichte Alice den Klassenraum. Dr. Sprenger saà schon auf der Kante des Pultes und quittierte ihr gemurmeltes âEntschuldigungâ mit hochgezogenen Augenbrauen und einem spöttischen Kommentar. âMir ist ja bekannt, dass du es mit den Zahlen nicht so hast, Fräulein Bandow, aber dass du mit den Ziffern deiner Uhr ebenfalls auf Kriegsfuà stehst, das ist mir neu.â
Alice verkniff sich eine Antwort, weil es sowieso sinnlos war, sich mit dem Sprenger anzulegen. Keuchend lieà sie sich auf den Platz neben Katja sinken und kramte ihr Deutschbuch und die Federmappe aus der Schultasche hervor.
âWo warst du?â, zischte sie Katja vorwurfsvoll an, als Dr. Sprenger
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