Alice im Zombieland (German Edition)
Gehirnerschütterung zu tun.
Niemals würde ich erzählen, dass meine Mom noch im Auto gewesen war, als ich die Augen das erste Mal geöffnet hatte. Und als ich das zweite Mal zu mir gekommen war? Da hatte sie draußen gelegen, beleuchtet von den Scheinwerfern, genauso wie mein Dad, und diese Dinger hatten in ihren Innereien gewütet, waren praktisch darin eingetaucht und wieder herausgekommen, wie um Luft zu holen.
Obwohl ich es mit aller Kraft versucht hatte, war ich nicht in der Lage gewesen, mich zu befreien und ihr zu Hilfe zu kommen. Mein Sicherheitsgurt hatte sich verhakt, und ich hatte mir irgendwo einen Fuß eingeklemmt, sodass ich förmlich an den Sitz gefesselt gewesen war. Als die Monster in meine Richtung geblickt hatten, die stechenden Augen auf mich gerichtet, und einen Schritt auf den Wagen zu gemacht hatten, war ich in Panik geraten, hatte verzweifelt meine … das andere Familienmitglied beschützen wollen.
Bevor eine von uns angegriffen worden war - von den wilden Hunden, wie ich mir inzwischen selbst einredete -, war ein Auto angefahren gekommen, die Insassen hatten uns entdeckt und die Biester vertrieben, sie waren weggerannt. Obwohl „rennen“ nicht das richtige Wort war. Einige schienen zu gleiten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was danach gewesen war, nur an einzeln aufflackernde Bilder. Gleißendes Licht in meinen Augen. Geräusche, als würde Metall gegen Metall schaben. Männer, die sich etwas zuriefen. Dann starke Arme, die mich befreiten und aus dem Wagen zogen, ein schmerzender Stich in meinen rechten Arm, etwas, das mir auf das Gesicht gedrückt wurde. Danach nichts mehr.
„Hallo, du bist doch Alice, richtig?“
Ich blinzelte, bis sich der schreckliche Nebel der Erinnerung langsam lichtete, und wandte den Kopf in die Richtung der einzigen Tür im Raum. Ein hübsches Mädchen, wahrscheinlich in meinem Alter, kam herein. Die Unbekannte hatte glattes dunkles Haar, große haselnussbraune Augen mit schwarz getuschten Wimpern und einen perfekten, von der Sonne sanft geküssten Teint. Sie hatte sich in ein langärmliges pinkfarbenes T-Shirt geworfen, auf dem ein Pfeil gedruckt war, der nach oben wies und die Aufschrift„I‘mWith Genius“ zeigte. Dazu trug sie einen Mikrominirock, der gerade mal ihre Hüften bedeckte. Eigentlich hätte man das Ding korrekter als Badeanzugunterteil bezeichnen müssen.
Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass mein hässliches, papierdünnes Nachthemd mit den schiefen Schnürbändern daneben ziemlich lächerlich wirkte.
„Ich heiße Ali“, erwiderte ich. Das waren die ersten Worte, die ich nach einer scheinbaren Ewigkeit mal wieder von mir gab. Meine Kehle fühlte sich rau an, ich klang heiser, konnte es jedoch nicht zulassen, dass sie mich noch mal Alice nannte. Die letzte Person, die das getan hatte, war … na, egal. Ich wollte es jedenfalls nicht.
„Cool. Ich heiße Kathryn, doch alle nennen mich Kat. Mach bitte keine Katzenwitze, sonst muss ich dir wehtun. Mit meinen Krallen.“ Sie wedelte mit ihren Händen und zeigte mir ihre langen Fingernägel. „Tatsache ist, dass ich seit Ewigkeiten kein Miau mehr sage.“
Kein Miau mehr sage? „Ich nehme an, es wäre uncool, wenn ich dich Pretty Kitty nennen würde.“ Keine Ahnung, warum ich plötzlich so zum Scherzen aufgelegt war, ich kämpfte nicht dagegen an. Ich brauchte all meine Kraft, um gegen alles andere anzukämpfen. „Wie wär‘s mit Mad Dog?“
Sie verzog die Lippen zu einem ironischen Grinsen. „Har, har, har. Jetzt würdest du mich aber enttäuschen, falls du mich nicht Mad Dog nennst.“ Sie kam mit einer eleganten Bewegung ein Stück näher. „Also, nun ja. Was den Grund meines Besuchs angeht … bringen wir erst mal den Austausch von notwendigen Hintergrundinfos hinter uns. Meine Mutter arbeitet hier und hat mich heute mitgenommen. Sie meinte, du könntest sicher eine Freundin gebrauchen oder irgendwas vergleichbar Tragisches.“
„Mir geht‘s bestens“, sagte ich sofort. Wieder dieses blöde Wort. Bestens.
„Das weiß ich doch. Habe ich ihr auch gesagt.“ Kat schnappte sich den einzigen Besucherstuhl im Raum, schob ihn neben mein Bett und setzte sich. „Außerdem erzählt man nicht gleich jedem Unbekannten seine Geheimnisse. Das wäre schon ein bisschen merkwürdig. Sie ist aber nun mal meine Mutter, und du brauchst ganz eindeutig eine Schulter zum Ausweinen, was sollte ich also sagen? Nein? Nicht mal ich bin so herzlos.“
Ich hatte keine Lust, mich von ihr
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