Alice im Zombieland (German Edition)
Stelle meiner Top Five.“ Und dann ging sie.
Wie es sich ergab, wurde ich am darauffolgenden Tag aus dem Krankenhaus entlassen. Ich begegnete Kat den ganzen restlichen Sommer nicht wieder, was wahrscheinlich am besten so war. Sie war ein nettes Mädchen, doch ich keine gute Gesellschaft. Wenn ich noch mehr Zeit mit ihr verbracht hätte, wäre sie vermutlich vom Glauben abgefallen, was meine Unterhaltungsqualität anging. „Um Himmels willen. Komm mir bloß nicht zu nahe“, wäre sicher ihre Reaktion gewesen, von wegen dicke Freundinnen. Ich bezweifelte, dass ich es jemals in ihre Fave Fifty geschafft hätte.
Ob man mich als einen depressiven, neurotischen Problemfall bezeichnen konnte?
Zu meiner Verblüffung durchschauten meine Großeltern mein „Mir geht‘s bestens“-Geschwafel und verbrachten Stunden, Tage und Wochen mit Versuchen, mich aufzuheitern. Sie waren wirklich wunderbar, aber mir war klar, dass ich sie frustrierte.
Ich sollte mal richtig heulen, rieten sie mir, dann würde ich mich besser fühlen. Was ich ihnen einfach nicht zu sagen schaffte, war, dass sich meine Tränen unter Verschluss befanden, obwohl sie ständig hinter meinen Augen brannten. Um ehrlich zu sein, störte mich das auch gar nicht. Ich wollte nicht heulen. Unbewusst akzeptierte ich, dass ich es verdiente zu leiden … das Brodeln in meinem tiefsten Innern zu ertragen.
Eigentlich hätte ich noch viel Schlimmeres verdient.
Als der Tag der Beerdigung anbrach, waren alle inklusive mir selbst bestürzt, als ich darum bat, zu Hause bleiben zu dürfen. Ich konnte einfach nicht … allein der Gedanke daran, mir anzusehen, wo meine Familie den Rest der Ewigkeit verbringen, wo sie jahrelang verrotten würde, bevor sie endgültig verschwand, machte mich krank. Auch wenn das als ungehörig angesehen werden würde, ich wollte mich so an sie erinnern, wie sie gewesen waren: lebendig und energisch. Natürlich lehnten meine Großeltern diese Bitte ab.
Auf dem Weg dorthin saß ich auf der Rückbank ihrer Limousine. Sie waren genauso wie ich von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Mir hatten sie ein schickes neues Kleid gekauft. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich nicht solche Mühe gemacht und sich in diese Ausgaben gestürzt hätten. Lieber hätte ich einen Kartoffelsack getragen. Das war ein schrecklicher Tag, und das sollte sich in meiner Kleidung widerspiegeln.
Wie auch immer, ich wollte mich nicht mit mir selbst beschäftigen. Nana hatte sich das schulterlange braune Haar zu einem Bob schneiden lassen, dessen Enden ihre blassen Wangen streiften. In einer ihrer zitternden Hände klemmte ein Taschentuch, mit dem sie sich ständig die tränennassen Augen betupfte. Sie hatte ebenfalls ihre Familienmitglieder verloren, sagte ich mir. Ich war nicht die Einzige, der es schlecht ging. Ich hätte sie in ihrer Trauer unterstützen sollen, mich so verhalten sollen, wie sie es sich wünschte, aber … ich konnte es nicht.
„Willst du vielleicht ein paar Worte zu Ehren der, äh, Verstorbenen sagen?“, fragte mich Pops, nachdem er sich geräuspert hatte.
Sein ergrauendes Haar hatte sich an den Seiten zu stattlichen Geheimratsecken zurückgezogen. Außerdem wurden sie im Ganzen immer dünner. Und ja, er kämmte sich seine spärlichen Strähnen von den Seiten zur sich lichtenden Kopfmitte hin. Wie gern meine Mutter sich darüber lustig gemacht hatte.
„Ali?“
Ich brauchte nicht lange über meine Antwort nachzudenken. „Nein danke.“
Nana drehte sich um und sah mich an. Ihre Augenlider waren geschwollen und gerötet, ihr Make-up verwischt. Ich musste wegsehen. Diese goldbraunen Augen waren mir einfach zu vertraut, der Schmerz in ihrem Blick … erinnerte mich zu sehr an meinen eigenen.
„Bist du sicher?“, fragte sie. „Ich weiß, deine Mutter hätte es bestimmt gewollt …“
„Ja, ich bin mir sicher“, entgegnete ich schnell. Mir brach allein bei dem Gedanken daran der Schweiß aus, vor all diesen Leute zu stehen und meine geheimsten und liebsten Erinnerungen mit ihnen zu teilen. Auf keinen Fall. Niemals.
„Das ist deine Möglichkeit, dich von ihnen zu verabschieden, Alice“, sagte sie freundlich.
Mir wurde übel. „Nenn mich bitte Ali. Ich kann … ich kann nicht Auf Wiedersehen sagen.“ Das würde ich nie tun. Ein Teil von mir klammerte sich immer noch an die Vorstellung, dass ich irgendwann aufwachte und feststellte, es war einfach nur ein böser Traum gewesen.
Sie seufzte schwer und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder
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