Alice im Zombieland (German Edition)
nach vorn. „Ich denke nicht, dass der Weg, den du wählst, gesund ist.“
„Danke“, sagte ich erleichtert und ließ mich in den Sitz sinken.
Der Rest der Fahrt verlief in Schweigen, nur hin und wieder war ein unterdrücktes Schniefen zu hören. Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich meinen alten iPod noch gehabt hätte! Dann hätte ich Skillet oder Red gespielt und mir eingebildet, mit … dazu zu tanzen. Ich war aber nicht zu Hause gewesen, um meine Sachen zusammenzupacken. Ich wollte nicht nach Hause fahren. Nana hatte das für mich getan. Da sie rein technisch nicht auf dem neusten Stand war, hatte sie sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen können, wozu dieses kleine Ding gut sein sollte.
Schließlich erreichten wir unser Ziel und gingen hinüber zu den Gräbern. Es würde kein Gottesdienst abgehalten werden. Die Zeremonie sollte hier stattfinden, was nicht richtig war. Meine Mutter war gern in die Kirche gegangen, und mein Vater hatte Friedhöfe gehasst; er war in der Nähe eines Friedhofs umgekommen - dieses Friedhofs, um es auf morbide Weise genau zu sagen. Und hier wollten sie ihn begraben? Das war in vieler Hinsicht falsch und machte mich fertig.
Er hätte verbrannt werden sollen, aber was wusste ich denn schon? Ich war ja nur die Tochter, die ihn in den Tod gedrängt hatte.
Jetzt im Tageslicht - oder zumindest hätte es taghell sein sollen - betrachtete ich den Ort, an dem mein Leben zerstört worden war. Der Himmel war dunkel, es nieselte, als würde die Welt um den Verlust weinen. Während mir das nur recht war, hätte meinem Vater das sicher nicht gefallen. Er hatte den Sonnenschein geliebt.
Das Grundstück auf dem lang gestreckten Hügel war in Abständen mit Bäumen bepflanzt. Ein paar Büsche wuchsen um einige Grabsteine, Blumen in jeder denkbaren Farbe sprossen in alle Richtungen.
Eines Tages würden um die Grabsteine meiner Familie auch Büsche und Blumen wachsen. Im Moment befanden sich dort nur drei große ausgehobene Löcher, die darauf warteten, dass sie mit Särgen gefüllt wurden.
Wieder einmal musste ich mir zu oft „Es tut mir leid!“ und „Bald geht es dir besser!“ anhören. Die konnten mich alle mal. Ich zog mich in mich zurück, blickte in die Luft und schaltete während der Zeremonie ab.
Um mich herum weinten die Leute in ihre Taschentücher. Da waren Mr und Mrs Flanagan, unsere früheren Nachbarn, mit ihrem Sohn Cary. Er war süß, ein bisschen älter als ich. Ich konnte mich nicht erinnern, wie oft ich mir vorgestellt hatte, wie alles verlaufen wäre, wenn ich ein normales Mädchen mit einem normalen Leben gewesen wäre. Ich hätte am Fenster gesessen, hinaus zum Nachbarhaus gestarrt und davon geträumt, wie er zu uns kommen und mich um ein Date bitten würde. Hätte mir ausgemalt, wie wir zusammen essen gingen, er mich anschließend an die Haustür brachte und mich küsste; das wäre mein erster Kuss gewesen. Er hätte versichert, wie egal es ihm sei, dass meine Familie verrückt war, wie er mich trotz allem liebte.
Hatte ich aber nicht. Genauso wenig, wie er mich eingeladen hatte.
Jetzt warf er mir einen traurigen Blick zu, und ich wandte mich ab.
Nachdem der Pfarrer mit der Zeremonie fertig war und meine Großeltern ihre Reden gehalten hatten, standen alle auf und versammelten sich in Gruppen, unterhielten sich, tauschten Geschichten aus. Zu viele von ihnen kamen zu mir herüber, tätschelten mir die Schulter und umarmten mich, was ich überhaupt nicht mochte und worauf ich auch nicht reagierte. Ich war nicht in der Lage, eine Zirkusshow abzuziehen, um niemandes Gefühle zu verletzen.
Ich wollte in meinem Bett liegen, unter der Decke versteckt, und mir vorstellen, ich hätte mein altes Leben wieder.
„Sie war so ein fröhliches Kind, nicht?“, sagte jemand neben mir. Eine Frau, von der ich wusste, dass ich sie kannte, ohne dass mir einfiel, woher, starrte auf den kleinsten Sarg, während ihr Tränen die geröteten Wangen hinabrollten. „Wir werden sie vermissen. Ich erinnere mich an diesen einen Tag …“
Sie hörte nicht auf zu reden. Ich stand da und glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Ich wollte ihr sagen, sie solle ruhig sein, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Meine Füße schienen am Boden festzustecken, als hätte mir jemand Beton über die Schuhe gekippt, sonst hätte ich mich von ihr entfernt.
„… und dann war da der eine Tag, als sie in der Klasse geholfen hat …“
In meinem Kopf klingelte es die ganze Zeit, ich verstand
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