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Alice im Zombieland (German Edition)

Alice im Zombieland (German Edition)

Titel: Alice im Zombieland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Feststellung folgte eine weitere. Ich hatte nicht den Flur überquert, den Typen nicht auf halber Strecke getroffen, Cole - ich nannte ihn Cole - nicht durchs Haar gestrichen. Ihn nicht berührt und ihn schon gar nicht geküsst. Trotzdem prickelten meine Lippen, ich konnte kaum atmen.
    „Geht‘s dir gut?“, erkundigte Kat sich, ganz offensichtlich besorgt.
    Da sie so klein war, hatte ich kein Problem über ihre Schulter zu den Jungen hinüberzublicken. Fast alle anderen waren von den Fluren verschwunden, vielleicht weil bereits das zweite Stundenläuten eingesetzt hatte undlangsam verstummte. Mist. Mist. Mist. Mist . Wie lange hatte ich ihn angestarrt?
    Wenigstens glotzte er mich ebenfalls an. Aber womöglich war das gar nicht so gut. Er wirkte nämlich missmutig. Es war die Art böser Blick, den man bei einem Typen in einer dunklen Gasse sieht, bevor er dein Gesicht in den Dreck drückt, damit er dir die Geldbörse klauen kann. Einer seiner Freunde klopfte ihm auf den Arm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Rotkappe bleckte kurz die Zähne in meine Richtung, drehte sich um und stampfte den Flur entlang zum Ausgang. Die anderen folgten ihm.
    „Hey, Alter, könntest du mir vielleicht mal sagen, was da abgeht?“, beschwerte sich einer von ihnen.
    Ich lehnte mich an die Schließfächer, um nicht umzuknicken. Jetzt, wo der Abstand zwischen uns größer wurde und er mich nicht mehr anstarrte, konnte ich endlich wieder Luft holen. „Der mit der Kappe“, krächzte ich. „Wie heißt der?“ Wahrscheinlich hätte ich Kat erst mal versichern sollen, dass ich noch ganz klar in der Birne war, doch ich wollte unbedingt was über ihn erfahren. Außerdem, hätte mir in diesem Moment irgendjemand diese Versicherung abgenommen?
    Kats Kopf sank nach vorn, als wäre er ihr mit einem Mal zu schwer geworden. Dabei ließ sie mich jedoch nicht aus den Augen.
    „Warum? Interessiert er dich?“
    Ich wollte den Mund schon öffnen und etwas sagen, unterließ es dann aber. Mich interessierte, was gerade eben passiert war. Warum ich mir vorgestellt hatte … ihn zu küssen. Vor allem, wieso diese Vision dermaßen lebhaft gewesen war, dass ich seine Hitze gespürt hatte und seine Kraft. So real, dass ich körperlich reagiert hatte.
    „Nur neugierig“, sagte ich schließlich und versuchte eine Gleichgültigkeit vorzutäuschen, die ich nicht empfand. Doch es stimmte. Ich war neugierig. Sie kaufte es mir nicht ab.
    „Das ist Cole Holland. Und Mädchen, mit diesem Typen willst du dich wirklich nicht einlassen. Vertrau mir.“
    Ich war schockiert. Er hieß tatsächlich Cole?
    Aber … woher hatte ich das gewusst?
    Du hast gehört, wie jemand ihn Cole genannt hat, das ist alles. So was läuft im Unterbewusstsein ab .
    Vielleicht. Wahrscheinlich. „Warum?“, krächzte ich.
    „Weil ich eben vertrauenswürdig bin. Hallo, du hast mich gefragt, oder?“
    Ich hätte glatt die Augen verdreht, wenn ich nicht so erschüttert gewesen wäre. „Nicht − wieso ich dir vertrauen soll, sondern:“Warum will ich mich nicht mit ihm einlassen?“
    „Oh. Na gut. Erst mal, weil er dich einschüchtert.“
    „Ich bin nicht eingeschüchtert.“
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir den Kopf zu tätscheln. „Wenn du dir schon diese kleine Wahrheit nicht eingestehen willst, wie wär‘s damit? Weil er der Anführer dieses rabiaten Vereins ist und total gefährlich.“
    Gefährlich. Ja, das drang zu mir durch. „Du warst mit einem seiner Freunde zusammen.“
    Kat streckte die Arme aus, als hätte ich ihr gerade ein Argument geliefert. „Und nun sieh, wo mich das hingeführt hat - betrogen und ein gebrochenes Herz.“ Das leise Klicken sich schließender Türen erfüllte den Flur, und sie blickte sich um. „Komm mit. Das können wir unterwegs zu deinem Klassenraum besprechen.“
    Jetzt, wo die Gänge verlassen waren und ich mich frei bewegen konnte, hätte ich mich entspannen sollen, aber ich fühlte mich, als wäre ich irgendwo angestöpselt. An etwas wie eine Batterie. Ich hatte Energie, und in meinem Kopf summte es. Selbst die Beleuchtung in den Fluren erschien mir heller.
    „Cole ist der Schlimmste von dieser Bande“, erklärte Kat. „Er sagt was, und die anderen springen. Sie schwänzen oft den Unterricht, um … nun, da kann ich nur genauso spekulieren wie du. Na gut, vielleicht nicht genauso, aber viel weiß ich nicht. Du denkst wahrscheinlich, ich müsste Bescheid wissen, doch Frosty ist der Champion im Geheimnissehüten.

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