Alice im Zombieland (German Edition)
ja tatsächlich noch an etwas anderes denken als an Cole Holland!
Auf keinen Fall würde ich ein Wörtchen darüber an Nana und Pops verlieren. Die beiden würden ausflippen - nicht dass sie mir das jemals zeigen würden. Sie wären nach wie vor freundlich und würden vorgeben, dass alles bestens sei. Sie wussten ja auch nicht, dass ich sie über mich hatte flüstern hören.
„Das arme Ding. Die Therapie wirkt nicht. Ob sie sich je erholen wird? Was meinst du?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es wehtut, mit anzusehen, wie schlecht es ihr geht, aber nichts dagegen tun zu können. Sie lässt mich nicht an sich heran.“
„Ich weiß. Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt.“
Sie versuchten mich zu Kinobesuchen zu überreden, zum Eislaufen und Shopping, Dinge, die Leute in meinem Alter eben scheinbar gern tun. Meine Antwort war immer dieselbe.Nein! Jedes Mal gaben sie mir dann einen Kuss auf die Stirn, gefolgt von der Bemerkung: „Na ja, vielleicht nächstes Mal.“
Weil ich sie nicht noch mehr frustrieren wollte, verkniff ich mir zu sagen: „Wahrscheinlich eher nicht.“ Die meiste Zeit hielt ich mich in meinem Zimmer auf und so wollte ich das auch haben.
Ich gewöhnte mir eine Art Routine an. Am Wochenende las ich vormittags die Iron-Fey-Serie. Abends hörte ich mir die Tapes an, die mein Vater für meine Mutter aufgenommen hatte. (Ich wohnte in ihrem alten Kinderzimmer und hatte den Kassettenrekorder gefunden.) Die Nächte verbrachte ich mit der Suche nach Monstern. Wochentags verließ ich das Haus morgens, um zur Schule zu gehen, am Sonntag ging ich zur Kirche. Das war alles.
Die Pausenklingel durchbrach meine Gedanken wie ein Faustschlag einen Spiegel. Ich ruckte hoch. Ms Meyers stapelte Bücher auf ihren Schreibtisch. Die anderen Schüler strömten bereits zum Ausgang. Ich räumte mein Zeug zusammen, um das Gleiche zu tun.
„Alice Bell“, rief Ms Meyers, bevor ich mich verdrücken konnte.
Ich sah sie an. „Bitte nennen Sie mich Ali.“
Sie nickte und schenkte mir ein freundliches Lächeln. „Ich habe deine Unterlagen von der Carver Academy eingesehen und war beeindruckt. Wegen der vielen Bestnoten nehme ich an, dass du dort sicher nicht im Unterricht geschlafen hast.“
Autsch .„Ich habe nicht geschlafen, ganz bestimmt.“
Ihr Lächeln wurde breiter und zeigte mir, dass sie nicht sauer auf mich war.
„Ich weiß, dass Lesen und Schreiben nicht für jeden gleich interessant sind, aber gib mir doch morgen noch eine Chance, ja? Wenn dir mein Unterricht nicht gefällt und ich es nicht schaffe, dich zu begeistern, okay, dann schlaf oder träum − oder wie auch immer du das nennen willst.“
Das klang fair. „Versprochen.“
„Gut.“ Sie deutete mit dem Kinn zur Tür. „Dann geh mal lieber. Du musst ja sicher zur nächsten Stunde.“
Ich betrat den Flur - und wünschte, die Welt würde in dieser Sekunde untergehen. Frosty und einer seiner besonders wild aussehenden Freunde standen vor der Tür. Sie starrten mich mit kampferprobten Jägerblicken an und kamen auf mich zu. Ich hätte wetten können, sie wollten mich davor warnen, Cole noch einmal zu belästigen.
Wie erniedrigend! Ich ging einfach weiter, und sie liefen neben mir her, auf jeder Seite einer. Testosteron umwallte mich und schloss den Rest der Welt aus.
„Hi, ich bin Frosty“, sagte der blonde Hardcoretyp. Von Nahem betrachtet waren seine Augen nicht vollständig braun, sondern erinnerten hübsch an Schwarzbeeren mit Schokostreuseln.
Mein Magen knurrte. Okay, ich hatte Hunger. Wahrscheinlich, weil mich seine Augenfarbe an einen leckeren Nachtisch denken ließ. Was soll‘s! Appetit zu haben war ja was Feines, wo ich doch den ganzen Sommer über nie Derartiges verspürt hatte.
„Das da ist Bronx, mein Kumpel“, fügte er hinzu, als ich nicht reagierte.
„Ich bin Ali.“ Entweder hatte ich Bronx vorher nicht gesehen - was unwahrscheinlich war - oder er war erst später gekommen. „Bronx also. Weil du da herkommst?“
„Nein“, entgegnete Frosty an seiner Stelle.
Bronx gab keinen Ton von sich, aber − meine Güte! −, dafür glotzte er. Dieser Blick von einem Typen mit Piercings in beiden Augenbrauen und Haaren in Electricblue war nicht einfach unheimlich, sondern satanisch.
„Aha“, sagte ich. Was sonst?
Ein Grüppchen Sportler kam an uns vorbei. Zu meiner Überraschung drückten sie sich an die Wand mit den Schließfächern, um meinen riesigen muskelbepackten Buchstützen aus dem Weg zu gehen. Ich
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