Alice im Zombieland (German Edition)
mir ja nicht mal hundertprozentig sicher sein, dass Bridezilla tatsächlich existierte, aber in irgendeiner Nacht, vielleicht sogar in dieser, würde ich Gewissheit bekommen. Solange ich diesen Plan verfolgte, musste ich es irgendwann herausbekommen.
Jeden Morgen, nachdem sie erschienen war, überprüfte ich den Wald hinter dem Garten meiner Großeltern. Dabei fand ich mehrere menschliche Spuren, Fußabdrücke. Die meisten waren groß und breit, als kämen sie von einem Mann mit Stiefeln. Ein paar waren schmaler und kürzer, wie die Fußabdrücke einer Frau in Tennisschuhen.
Diese Abdrücke bewiesen eigentlich schon, dass ich nicht halluzinierte. Trotzdem befürchtete ich insgeheim, dass ich das sah, was ich sehen wollte, und dass selbst die Fußspuren nur ein Trugbild waren. Was, wenn sie von Kindern stammten, die Verstecken spielten? Wie blöd würde ich dastehen, wenn ich stattdessen Monster vermutete?
So blöd, wie es einst mein Vater in meinen Augen war, dachte ich und lachte bitter.
Eine weitere Stunde verbrachte ich damit, zu warten und zu beobachten. Noch mehr Zeit verging. Gott, gib mir Kraft, betete ich. Sollte Bridezilla in dieser Nacht nicht auftauchen, würde ich es morgen wieder versuchen - und die Nacht darauf und die darauf, so lange wie nötig. Ich würde nicht aufgeben.
Okay, kurz vor zwei Uhr zog ich dann doch in Erwägung, schlafen zu gehen. Bridezilla erschien selten so spät, meine Augenlider waren bereits so schwer wie Blei und vom unterdrückten Gähnen tat mir der Kiefer weh. Ich war enttäuscht, wütend und - wenn ich ehrlich war - auch ein bisschen erleichtert. Keine Monster bedeutete keine Konfrontation.
Genau. Mein Plan war, mich ihnen zu nähern.
Ich stand auf und warf einen letzten Blick zum Waldrand hinüber. Ich würde mich ins Bett legen, lesen und …
Ein weißer Fetzen blitzte hinter einem Baum hervor. Ich hielt die Luft an. Furcht kroch mir wie die Berührung kalter Finger den Rücken hinauf. Okay, es sollte also doch eine Konfrontation geben. Adrenalin schoss durch meine Adern, ich spürte wilde Entschlossenheit, und mir war klar, ich könnte mich nicht dazu zwingen, nichts zu unternehmen.
Ich griff nach dem Baseballschläger, den ich mir von Pops geliehen hatte. Das war schon so lange fällig; Furcht und die Erinnerung an die Geschehnisse nach dem Unfall hatten mich jedoch davon abgehalten. Inzwischen war ich schlauer und gestärkt. Ich hatte meinen ersten Schultag in der neuen Schule überlebt, also würde ich den Gruselgefühlen vor dem da draußen die Stirn bieten können, um herauszufinden, was im Wald - ja, genau! - herumspukte.
„Tut mir leid, Dad, aber ich muss gegen die Regeln verstoßen“, flüsterte ich.
Die Monster gieren nach deinem Fleisch, nach deinen Innereien . Es war, als würde er mit mir sprechen, und für einen Augenblick hielten mich die Gedanken an das Vergangene wieder gefangen. Sobald sie dich sehen, jagen sie dir hinterher. Und wenn sie dich kriegen, verschlingen sie dich .
„Woher weißt du das, haben sie dich denn jemals verfolgt?“, hatte ich ihn gefragt. Nicht etwa weil ich ihm glaubte, sondern in der Hoffnung, ihn mit meiner Logik zu überführen, sodass er einsah, wie sehr er sich irrte.
Ein paar Mal, aber sie haben es nie geschafft, mich zu erwischen .
Wenn sie dich nie erwischt haben, woher weißt du dann, dass sie dich verschlingen wollten?
Ich konnte das Böse spüren, das sie ausstrahlen, ihr schreckliches Vorhaben .
Dad, man kann doch nicht …
Doch, man kann. Außerdem, vor einigen Jahren habe ich ein Buch gelesen, in dem alles über sie drinstand .
Und du glaubst das, was in diesem Buch steht? Zweifellos Science-Fiction.
Er dachte einen Moment nach. Na ja, nicht alles. Da stand zum Beispiel, dass man sie mit einer Schusswaffe nicht verletzen kann, aber mit meinem Gewehr schaffe ich jeden. Und ich habe mit anderen gesprochen, denen das Gleiche passiert ist …
In Chatrooms, wo vierzigjährige Männer sich als siebzehnjährige Mädchen ausgaben. Schrecklich.
Sie sagen alle genau dasGleiche. Die Monster wollen uns fressen .
Ich riss mich zusammen und verdrängte diese Gedanken schnell wieder in die tiefsten Tiefen meines Unterbewussten, dahin, wo das Schuldbewusstsein, die Trauer und tausend andere Gefühle gärten, und stieg leise die Treppe hinunter. Durch die Hintertür verließ ich das Haus, trat auf die Veranda und blieb einen Moment stehen, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Wärme hatte sich
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