Alice im Zombieland (German Edition)
mich an den Computer, um über Zombies zu recherchieren, doch wegen der kleinen schmerzenden Verletzungen konnte ich nicht still sitzen. Und aufgekratzt oder nicht, ich war völlig fertig. Die Buchstaben begannen vor meinen Augen zu verschwimmen.
In diesem Augenblick verstand ich, was meine Mutter mir zu sagen versucht hatte. Egal, in welchem Zustand du dich befindest, du musst irgendwie deine Kräfte zurückgewinnen .
Gähnend legte ich mein Handy auf den Nachttisch, stieg ins Bett und deckte mich zu. Überraschenderweise entspannte ich mich sofort und fiel in tiefen, tiefen Schlaf, den kein Traum zu stören wagte. Vielleicht verhalf die Tatsache, dass ich endlich einen Vorsatz gefasst hatte, mir zu diesem Frieden. Womöglich hatte das ein wenig des Schuldgefühls von mir genommen, das ich seit dem Unfall mit mir herumschleppte. Schließlich hatte ich im Gegensatz zu meiner restlichen Familie überlebt und ich hatte dieses Leben damit vergeudet, mir Sorgen zu machen und sonst nichts. Bis jetzt.
Von nun an würde ich lernen, die Zombies zu vernichten. Ich würde etwas verändern. Ich würde andere Menschen davor bewahren, das durchzumachen, was ich durchgemacht hatte.
Fast taten mir diese Kreaturen schon leid. Fast. Ich war noch nie in meinem Leben so entschlossen gewesen. Sie würden keine Chance haben.
Es klopfte an der Tür.
„Ja“, krächzte ich und versuchte meine verklebten Augen zu öffnen. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich geschlafen hatte, aber ich wusste, dass ich noch etwa hundert Stunden brauchen würde, bevor ich überhaupt nur daran denken konnte, mein gemütliches Bett zu verlassen.
Nana steckte den Kopf herein. Sie hatte sich das glatte dunkle Haar hinten zusammengebunden und trug kaum Make-up, in ihrem Alter brauchte sie wohl nicht viel davon. Heute schien ihre Haut zu glühen, sie wirkte vital und aufgeräumt. Zum ersten Mal erkannte ich etwas von meiner Mutter in ihr, diese zeitlose Schönheit, das Weiche, Zarte.
„Ich habe dich lieb, Nana“, platzte es aus mir heraus. Ich konnte die Worte, die ich meiner Mutter nie gesagt hatte, einfach nicht zurückhalten.
Sofort traten ihr Tränen in die Augen, benetzten ihre Wimpern. „Ich habe dich auch lieb. Sehr sogar.“ Sie räusperte sich, als müsste sie sich beherrschen, um nicht gleich die Fassung zu verlieren. „Du und Kat wart also die ganze Nacht wach, was?“
„Ja“, sagte ich und wünschte, ich könnte ihr irgendwas erzählen, das sie zum Lächeln brachte. Wir haben stundenlang eine Kissenschlacht veranstaltet .
„Vielleicht gehst du nächstes Mal etwas früher schlafen.“
„Wohl kaum“, murmelte ich. Es würde vermutlich kein nächstes Mal geben. Meine Abende wären in Zukunft sicher Cole und dem Kampf gegen Zombies gewidmet.
„Ich kann mich noch gut an diese Dinge erinnern“, sagte sie und seufzte wehmütig. „Komm schon, Kindchen. Es ist Zeit aufzustehen. Mittag steht auf dem Tisch.“
„In einer Minute, versprochen.“
„Nicht länger als zehn“, erwiderte sie, und ein strenges Stirnrunzeln vertrieb das glückliche Strahlen aus ihrem Gesicht. Dann schloss sie die Tür und ließ mich allein.
Ich streckte mich und zuckte sofort zusammen, als meine Muskeln protestierten und die Wunden sich meldeten. Als ich das Handy vom Nachttisch nahm, warteten drei neue Textnachrichten auf mich.
Ich rieb mir verschlafen die Augen und stellte fest, dass die erste von Kat stammte, alias Miau: Du wolltest mir Details liefern!
Die zweite war ebenfalls von Kat: Wo bleiben die Details?
Die dritte war von Justin. Na ja, ich hatte seine Nummer nicht gespeichert, deshalb war sie mir unbekannt, aber ich wusste aufgrund der Frage, dass sie von ihm war: Wann soll ich dich abholen?
Er hatte mich gefragt, ob ich mit Cole gehe, und ich hatte Nein gesagt. Nein war immer noch aktuell, aber …
Es gab überall einen Haken, oder? Vergangene Nacht hätten Cole und ich es fast auf der Tanzfläche miteinander getrieben. Wir hatten gemeinsam gegen Zombies gekämpft, und er hatte mich eingeladen, in seiner Gruppe mitzumachen. Er hatte ein paar meiner Fragen beantwortet und würde mir noch mehr Informationen zukommen lassen - jedenfalls hatte er das angekündigt. Er hatte mich vor dem Zorn seiner Freunde beschützt. Vielleicht war er bereit, mit mir zu gehen.
Würde ich Ja sagen, wenn er mich fragte? Oder besser ausgedrückt: War ich für eine Beziehung mit einem Typen wie ihm überhaupt schon bereit?
Vor der Sache mit den Zombies hatte
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