Alicia - Gefaehrtin der Nacht
tief und wohltönend, wenn sie nicht so hasserfüllt gewesen wäre.
«Ich werde dir zeigen, wer von höhere m Stand ist», fauchte ich und berührte das Amulett. Dann sprang ich Desan aus dem Stand heraus an. Durch die Wucht des Aufpralls stürzten wir zu Boden. Der überraschende Angriff traf meinen Widersacher unvorbereitet, sodass er sich nicht sofort wehrte. Ich schlug meine Zähne in seinen Hals. Das Salizarenblut durchströmte meine Adern wie eine aufputschende Droge. Meine Sinne waren auf das Äußerste geschärft, während Desan unter mir zu kämpfen begann. Er wand und wehrte sich erbittert, doch noch steckten meine Reißzähne fest in seinem Fleisch. Ich schlang meine Arme und Beine um ihn. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich befreite, doch freiwillig würde ich nicht von ihm ablassen. Der Blutdurst ließ mich alles vergessen. Doch plötzlich waren da Stimmen, menschliche Stimmen, die sich näherten. Desan musste sie ebenfalls gehört haben, denn wir hielten im gleichen Moment inne. Ich lockerte meinen Biss und hob den Kopf.
«Hey, Baby, das ist doch ein nettes Plätzchen für uns …»
«Ich weiß nicht, Schatz, hör mal … da ist doch irgendwas.»
«Ach was, wahrscheinlich ist das nur eine Katze. Komm schon, Baby, ich bin so heiß auf dich, und du weißt doch, zu mir können wir heute nicht.»
«Nein, hör doch mal, da ist schon wer …»
Ich stieß ein warnendes Knurren aus, denn ich spürte, wie Desan unter mir seine Muskeln anspannte. Er konnte mich jeden Augenblick abwerfen. Sobald wir wieder ungestört waren, würde der erbitterte Kampf weitergehen.
«Da sind schon welche …«, hörte ich die weibliche Stimme sagen.
«Na, und wenn schon, dann stören die uns wenigstens nicht. Hey, nur eine ganz kleine Nummer.»
«Ich will hier nicht, ich gehe jetzt.»
«Ach Mann, jetzt warte schon …»
Die Schritte entfernten sich.
Diese Menschen wissen gar nicht, was für ein Glück sie gehabt haben, dass ich beschäftigt bin, dachte ich. Vielleicht hätten wir die Gelegenheit nutzen sollen? Zu spät. Ich beugte mich über Desans Hals. Sein Blut war so köstlich. Laurean hatte recht gehabt. Dies war die Natur der Salizaren und nun auch meine, und es wäre sinnlos, wenn ich mich noch länger dagegen wehrte. Als Gefährtin des Fürsten war es mein gutes Recht, Desans Gehorsam einzufordern. Ich würde sein Blut trinken, das so süß und berauschend war wie Laureans, und mich mit ihm paaren. Im nächsten Augenblick wurde ich fortgeschleudert und fiel krachend zu Boden, doch ich sprang sofort wieder auf die Füße. Ich knurrte und wartete darauf, dass Desan nun seinerseits über mich herfallen würde. Kampflos würde ich mich ihm nicht ergeben. Wild fauchend blickte ich um mich, doch er war verschwunden. Im Unterholz hinter mir raschelte es. Ich fuhr herum, immer noch kampfbereit, doch da war nur noch Desans Stimme: «Ich habe eine Nachricht für meinen Bruder, der sich anmaßt, alleiniger Herrscher der Salizaren zu sein. Richte ihm aus, dass ich mir das Blutamulett holen werde. Ich habe das gleiche Anrecht darauf, Fürst der Salizaren zu sein!»
D ann war es still.
Desans Blut, das eben noch erfrischend durch meine Kehle geflossen war, hinterließ nun einen bitteren Nachgeschmack. Ich musste schnellstens in die Villa zurückkehren und mit Laurean sprechen. Eilig berührte ich das Amulett, um die Wunde der Beute, die reglos am Boden lag, zu verschließen. Ich sprach die Worte, die Laurean mich zu diesem Zweck gelehrt hatte. In einigen Stunden würde der Mann leicht benommen, aber unversehrt zu sich kommen und er würde niemals erfahren, was mit ihm geschehen war. Ich verließ die Lichtung und ließ mich von der Dunkelheit verschlucken. Dabei hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass jemand mir folgte. Desan, dachte ich, wer sonst sollte es sein?
«Nun, hast du Beute gefunden?», hatte Laurean gefragt, und ich hatte genickt, als er mich vor dem Kaminfeuer empfing, doch als ich sogleich von der Begegnung mit Desan berichten wollte, hatte er mir bedeutet zu schweigen. Ich entkleidete mich, legte mich zu meinem Gefährten und bog den Kopf einladend in den Nacken. Seine Lippen waren auf meinem Hals, ich spürte schon, wie die Hauptader an seiner Zunge pulsierte und ein Reißzahn bereits die Haut aufritzte.
«Ich schmecke frisches Salizarenblut», fauchte er und grub seine Zähne tief in mein Fleisch.
« Es war Desan», keuchte ich. «Ich wusste nicht …»
«Schweig, wie es sich gehört
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