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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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dass du fortan Alicia heißen sollst, Schwester und Gefährtin des Fürsten.»
    Mit diesen Worten legte Laurean mir das Amulett um. Als das Metall meine Brust berührte, legte ich den Kopf in den Nacken und stieß einen wilden Triumphschrei aus. Ja, nun war ich Alicia, eine blutdurstige Kriegerin der Nacht. Die Energie, die mich durchströmte, schien zu gewaltig für meinen Körper. Ich fühlte mich so stark wie eine Löwin und ich gierte nach frischem Blut. Hinter den Fenstern lauerte bereits das Morgengrauen und ich stellte bedauernd fest, dass es für diese Nacht zu spät sein würde. Als hätte Laurean meine Gedanken gelesen, schlang er seine Arme um mich, unsere Amulette klirrten leise aneinander und entfachten einen knisternden Funkenregen. Im Kreis der Brüder und Schwestern ließen wir uns zu Boden gleiten. Laurean streckte den Kopf nach hinten und bot mir seine Halsbeuge dar. Rasch, bevor die Sonne über den Horizont kletterte, schlug ich meine Zähne hinein. Die Salizaren brummten und knurrten dazu, dass bald der ganze Raum vibrierte, und ich ließ mich von dem Blutrausch davontragen. Als ich das nächste Mal aufsah, waren wir allein.
     
    Nach diesem Ereignis begegnete ich den Brüdern und Schwestern in der Villa nur selten. Die Salizaren waren viele, doch Laurean hatte mir erklärt, dass der Stamm sich nur zu besonderen Ereignissen, oder wenn Gefahr drohte, versammelte. Was für eine Gefahr das sein konnte, da wir doch die Bezwinger der Nacht und Herrscher über Blut und Träume waren, das fragte ich nicht.
    Wir stillten unseren Blutdurst stets gemeinsam und Laurean lehrte mich, die Spuren unserer Taten sorgfältig zu verwischen. Eines Tages jedoch, als die Dämmerung sich über die Stadt senkte und ich mich bereit machte, trat Laurean zu mir und sagte: «Alicia, es ist Zeit. Du musst lernen, auch allein zu bestehen.»
    Ich erstarrte. Zwar kannte ich keine Furcht mehr, aber ich hatte gedacht, ich könnte von nun an immer in Laureans Nähe bleiben.
    «Aber warum? Das verstehe ich nicht. Warum gehen wir nicht zusammen? Du hast mir erklärt, dass du ewig lebst und dass wir in Ewigkeit verbunden sind. Du wirst immer bei mir sein. Ich will nicht allein gehen, ohne dich.»
    Meine Stimme hatte den Ton eines quengelnden Kindes angenommen und ich schämte mich vor Laureans Blick, der kühl und abweisend geworden war. Aber ich wollte ihn nun einmal lieber bei mir haben. Hatte ich vielleicht doch Angst? War doch noch mehr Menschliches in mir, als er ahnte?
    «Du wirst das tun, was ich dir befehle!»
    Inzwischen war es dunkel geworden. Höchste Zeit. Laurean knurrte. Der Blutdurst, der alle Salizaren mit Einbruch der Nacht quälte, machte ihn ungeduldig.
    «Ja, Herr» , antwortete ich und senkte demütig den Kopf. Ich musste mich seinem Wort fügen. Laurean war nicht nur mein Gefährte, vor allem war er der Fürst der Salizaren. Ich hatte seinen Befehlen ebenso zu gehorchen wie alle anderen des Stammes.
    « Du hast heute einen Kunden. Sei um zehn Uhr in der Bar des Hotels, wo auch wir uns getroffen haben.»
    «Ich habe einen Kunden, wie meinst du das?»
    «Du wirst das tun, was auch ich getan habe. Für dich wird es einfach sein, die meisten Männer wollen ohnehin nur Sex. Du kannst ihn leicht an einen Ort locken, an dem ihr ungestört seid.»
    «Aber … die Bar, der Barkeeper kennt mich, was, wenn er sich hinterher an mich erinnert, er wird mich wiedererkennen, und …»
    Laurean schüttelte nur den Kopf.
    «Du musst wirklich besser zuhören, Alicia. Wozu hast du das Amulett? Berühre es, bevor du die Bar verlässt, niemand wird sich an dich erinnern. »
    «Und ich soll … Sex mit einem Fremden haben?»
    Ich verspürte keine moralische Entrüstung, ich wollte nur sichergehen, ob ich Laurean richtig verstanden hatte.
    «Alicia, niemand sagt, dass du das tun sollst. Es ist deine Entscheidung, mit wem du dich paarst, das habe ich dir schon erklärt, ob Mensch oder Salizar. Aber du willst leben, oder nicht? Also brauchst du das Blut. Und nun geh.»
    «Ja, Herr.»
    Zum vereinbarten Zeitpunkt betrat ich die Hotelbar. Die Blicke der wenigen Anwesenden richteten sich auf mich, doch ich erkannte den Kunden mühelos in dem schwitzenden, etwas dicklichen Mann, der von seinem Barhocker herunterhüpfte, als ich näher trat. Wahrscheinlich konnte er sein Glück kaum fassen. Ich hatte mich so freizügig gekleidet, wie es von einer Frau erwartet würde, die sich gegen Bezahlung mit einem Mann traf. Extrem kurzer Rock, tiefer

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