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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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aus Blumen im Haar trug und einen knappen, gelben Bikini, den ich wiedererkannte, weil ich ihn mit ihr zusammen gekauft hatte. Für die Hochzeitsreise mit Hauke. Ich wusste noch, wie wir kichernd wie die Teenager eine Umkleidekabine belagert hatten, während ich ihr einen Bügel nach dem anderen hineingereicht hatte, von omahaften Badeanzügen mit Rüschen an der Hüfte bis hin zu heißen Stringtangas, und sie hatte alles ausnahmslos anprobiert. Wie hatten wir gelacht! Am Ende hatte sie sich für den gelben Bikini entschieden, der ihre leicht bronzefarbene Haut zum Leuchten brachte. Ich hatte Lena immer um ihren makellosen Teint beneidet, während ich selbst mit über dreißig immer noch mit Pickeln und Mischhaut zu kämpfen gehabt hatte. Erst jetzt, da Salizarenblut durch meine Adern floss, war mein Körper vom Kopf bis zu den Füßen ebenso glatt und rein wie der ihre, nur eben viel blasser. Auch wenn Lena noch einen Schritt von mir entfernt stand, konnte ich ihr Blut riechen, und es zu trinken erschien mir wie die süßeste Verheißung. Natürlich wusste ich, dass ich es nur im Traum trinken würde, aber das war immer noch besser, als es gar nicht zu kosten. Während Lenas grüne Augen sich noch wie hoffnungsvolle Scheinwerfer auf mich richteten, konnte ich nicht anders, als sie besitzen zu wollen. Mit einem Satz war ich in der Luft und warf sie zu Boden. Lena kam nicht mehr dazu, meinen Namen auszurufen, so schnell ging alles. Wie besessen schlug ich meine Zähne in ihren Hals und trank, während ich ihren immer schlaffer werdenden Körper in Besitz nahm. Ich ließ erst von ihr ab, als meine Gier besänftigt war. Ihre Augen waren weit geöffnet, und ihr Mund öffnete sich zu einem klagenden Laut, der mir beinahe das Herz brach. ‹Warum?›, fragte sie. ‹Isa, warum?›
    Ich leckte das unvergleichlich süße Blut von meinen Lippen und wünschte zugleich, dass ich diesen Traum für meine Freundin ungeschehen machen konnte. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich geweint, doch meine Augen blieben sogar im Traum trocken. Es machte mich schwach und wütend zugleich, dass ich immer noch so menschlich empfand. Eine Salizarin zu sein war um so vieles einfacher, es gab kein Gut oder Böse, keine Reue oder Scham. Als die, die ich nun war, konnte ich meine Gier befriedigen, wie ich es wünschte, solange ich die Gesetze der Kasten einhielt. Niemand, nicht einmal Laurean, mein Herr und Gefährte, urteilte darüber. Und nun regte sich ein Gefühl, das ich lange hinter mir gelassen zu haben glaubte. Ich bereute, was ich Lena angetan hatte: Dass ich sie am Tage ihrer Hochzeit im Stich gelassen hatte, dass sie wegen mir so traurig und wütend gewesen war, und nun würde sie sich zu allem Überfluss, wenn sie am Morgen erwachte, an einen grauenvollen Alptraum erinnern.
    Plötzlich stand Laurean neben mir. Lena schrie erschrocken auf und ihr Blick irrte flackernd zwischen ihm und mir hin und her. Der Fürst der Salizaren zeigte sich in seiner ganzen Pracht, Spuren von Beute zierten seinen ansonsten makellosen Körper. Ich fand ihn schön und Ehrfurcht gebietend, aber vor allem wollte ich, dass Lena keine Angst mehr haben sollte.
    ‹ Ich will nicht, dass sie sich daran erinnert›, sagte ich. ‹Hilf mir, Laurean, bitte! Am Tage machen wir das doch auch, mach, dass sie es vergisst!›
    ‹ Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Komm jetzt, du kannst es nicht mehr ändern. Es ist ihr Traum, du hast keinen Einfluss darauf, an was sie sich erinnern wird.›
    Laurean berührte sein Amulett und schon fanden wir uns vor dem Kaminfeuer wieder. Es war bereits entzündet, das Zeichen, dass die Sonne untergegangen war und die Nacht anbrach.

6. Kapitel
    Viele Blutfeste gingen ins Land. Ich hatte längst gelernt, mich unbemerkt zwischen den Menschen zu bewegen und sie, falls sie mich gesehen hatten, mit Hilfe des Amuletts alles vergessen zu lassen. So konnten wir auch ungestört die Villa betreten und verlassen und uns, falls es erforderlich war, ganz offen auf den Straßen bewegen. Manchmal bediente ich Kunden des Escortservice und wenn es sich ergab, dann machte ich sie zu meiner Beute. Es war immer wieder erstaunlich, wie leichtsinnig Männer, oft genug aber auch Frauen wurden, wenn sie Sex wollten. Mühelos lockte ich meine Beute an die entlegensten Orte. Wenn mir ein Exemplar besonders gut gefiel, brachte ich es in die Villa, wo sie bis zum nächsten Blutfest hinter dem Holzpaneel verschwanden. Dieses Privileg war allein

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