Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
Vom Netzwerk:
deine Haare sind ja so lang, seit wann trägst du sie schwarz, und du siehst so … so anders aus, wie ist denn das möglich …?»
    Hauke starrte mich wortlos an. Lenas Augen waren weit aufgerissen und ich konnte förmlich sehen, wie sie versuchte, das, was sie sah, mit ihrem Verstand in Einklang zu bringen. Plötzlich veränderte sich ihr Blick und ich wusste, dass sie an die Träume dachte.
    «Oh Gott, Hauke, sie ist es, ich hab es dir doch gesagt. Es war kein Traum, Isa ist …»
    B evor sie das Wort aussprechen konnte, hatte ich das Amulett berührt und die magischen Worte gesprochen, dann wandte ich mich um und lief davon. Weder meine Freundin noch ihr Mann noch der Kunde, den ich zurückließ, würden sich an mich erinnern.
    Die Begegnung hatte mich zutiefst erschüttert, sodass ich unverrichteter Dinge in die Villa heimkehrte. Die Salizaren waren nun meine Heimat, und es hatte sich immer gut angefühlt, hierher zurückzukehren. Doch nun fühlte ich mich verwirrt und allein.
    «Dieses verfluchte Menschenblut», rief ich aus, als ich weit vor der Zeit zurückkehrte und Laurean mit einem jungen Nobilat antraf. Der Fürst der Salizaren musste nicht jede Nacht in der Stadt herumstreifen. Wenn ihm danach war, ließ er einen seiner Brüder oder Schwestern kommen, für die es eine Ehre war, dem Fürsten mit Blut und Leib zu dienen. Laurean würdigte mich keines Blickes, bis er sein Mahl in aller Ruhe beendet hatte. Ich kauerte mich in eine dunkle Ecke des Saales und wartete. Am liebsten hätte ich geweint, doch meine Augen blieben trotz des Schmerzes trocken. Salizaren hatten nun einmal keine Tränen. In meinen Eingeweiden rumorte es, als hätte ich eine Darmgrippe. War es der Blutdurst, der mir zusetzte, weil ich in dieser Nacht noch keine Beute gemacht hatte, oder ein Kummer, den ich längst überwunden zu haben glaubte?
    Laurean entließ den Nobilat und bedeutete mir, mich neben ihm auszustrecken. Als ich das frische Blut an seinen Lippen roch, wurde ich von der Gier überwältigt. Ohne dass ich ihn darum bitten musste, senkte Laurean das Haupt und bot mir seinen Hals dar. Ich schlang meine Arme und Beine um ihn, und während ich trank und er wohlig unter mir grunzte, spürte ich, wie Laureans Geschlecht anschwoll und sich in meinem Leib verankerte. Wir bewegten uns wie ein einziges Wesen, wir bissen und durchdrangen einander, bis ich alles andere vergessen hatte. Laureans Blut stillte meinen Durst ebenso wie meinen Kummer.
    Als im Osten der Himmel heller wurde, legte Laurean einen Arm um mich, als wären wir Mann und Frau, und ich bettete meinen Kopf an seine Brust. Obwohl meine Verwandlung mich äußerlich und auch innerlich zu einem anderen Wesen gemacht hatte, so fühlte ich immer noch Dinge, die eine reinblütige Salizarin niemals empfinden würde, und ich grübelte über vieles nach, was die Brüder und Schwestern niemals hinterfragen würden.
    «Was ist das zwischen uns? Laurean, ist das Liebe, was wir fühlen? Nach Jezebels Tod hättest du jede aus deinem Volk zur Gefährtin haben können. Warum also hast du mich erwählt?»
    Laurean schwieg lange. Schließlich sprach er mit der tiefen Stimme der Weissagung: «Höre, Alicia: Es ist vorbestimmt, dass Orlathat, die Göttin des Blutes, erst zurückkehren kann, wenn der Fürst der Salizaren einen Abkömmling namens Alesh zeugt, sobald das nächste Blutfest im Schatten des toten Mondes steht. Und du, Alicia, die künftige Fürstin der Salizaren, wirst ihn in deinem Leib tragen.»
    Laurean verstummte und schloss die Augen. Ich ließ mir die Worte durch den Kopf gehen. Etwas hatte mich daran gestört, doch ich kam nicht darauf, was es war. Dass ich dazu bestimmt sein sollte, einen Abkömmling der Salizaren zu gebären, war eine große Ehre, noch dazu, wenn dieser dazu erkoren war, die Blutgöttin aus der Verbannung zu holen. Ich wusste, dass mein Volk seit langer Zeit auf seine Erlösung wartete. Schließlich durchbrach Laurean erneut die Stille, diesmal mit ganz normalem Tonfall: «Du siehst also, es war alles vorherbestimmt.»
    Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich keine Wahl gehabt hätte. Es war doch mein eigener Wunsch gewesen, bei Laurean zu sein, oder etwa nicht?
    «Aber Laurean, das ergibt doch keinen Sinn! Wenn nicht Lenas Hochzeit gewesen wäre, dann hätte ich keine Begleitung für den Polterabend benötigt, und wenn ich dann nicht ausgerechnet die Seite von Champagne & More aufgerufen hätte, dann wären wir uns doch

Weitere Kostenlose Bücher