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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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Beine, kreuzte sie und brach dem Verräter mit einer raschen Bewegung das Genick. Erst viel später ging mir auf, dass Desan sich kaum gewehrt hatte.
    Ich sprang auf . Laurean war damit beschäftigt, den umstehenden Nobilat Anweisungen zu erteilen. Sie schwärmten eilig in die Gruft aus und verwandelten die Leiber der geopferten Ammen und Sklaven mithilfe ihrer Amulette zu Staub. Und dann, als folgten sie alle einem geheimen Ruf, strebte das ganze Salizarenvolk in die Gänge, die sich wie finstere Würmer steil durch das Erdreich nach oben wanden.
    «Komm», sagte Laurean und ergriff meine Hand. «Es ist soweit.»
    Wir folgten den Brüdern und Schwestern, und als wir in einen der engen Gänge traten, ließen wir eine leere Gruft hinter uns. Niemand würde einen Hinweis darauf finden, dass hier ein ganzes Volk von Blutdurstigen gelebt hatte, doch es gab für uns auch keinen Weg mehr zurück. Wir kletterten einen schmalen Pfad empor, der immer niedriger wurde, schließlich mussten wir uns bücken und zum Schluss kriechen. Kurz darauf streckte ich meinen Kopf durch eine bereits eilig freigeschaufelte Öffnung in die frische Nachtluft.
    Ich blickte mich um, bevor ich die Arme ausstreckte und mich aus dem Erdloch hinausstemmte. Wir befanden uns in einem kleinen Waldstück nahe der Villa, deren hell erleuchtete Fenster durch das Geäst zu erkennen waren. Schatten huschten im Innern des Hauses hin und her. Die Mönche hatten das Haus erobert und inzwischen waren sie auch in die Gruft eingedrungen.
    Laure an hatte sich hinter mir aus dem Erdloch geschwungen. Ich spürte, dass sein Körper vor Angriffslust vibrierte. Das Beben unserer Körper übertrug sich in Schwingungen über das Fleckchen weichen Waldbodens, auf dem wir standen. Er zog scharf die Luft ein und nahm Witterung auf. Der größte Teil unseres Volkes war mittlerweile lautlos zwischen den Bäumen verschwunden. In Richtung der Villa machte ich die Umrisse von zwei kämpfenden Gestalten aus, dann waren es drei, schließlich immer mehr. Die Mönche hatten scheinbar begriffen, dass wir auf anderem Wege aus der Gruft entkommen waren und schwärmten nun ihrerseits in den Wald aus. Ich blähte die Nasenflügel weit auf und sog schaudernd einen bitteren, beinahe ätzenden Gestank ein.
    « Laurean», flüsterte ich. «Das Weihwasser … wir haben keine Chance! Sie vernichten uns!»
    Ich drehte mich um und trat an meinen geliebten Gefährten heran, ich legte meine Arme um ihn und ließ die Hände über seinen prachtvollen Köper wandern, über die Schultern hinab zu seinem Geschlecht, dabei blickte ich in seine Augen, die wie schwarze Löcher waren. Ich hätte mich gern hineinfallen lassen, sie waren wie ein Abgrund, der mich anzog, ohne zu wissen, wie tief er war und was mich erwartete. Und trotzdem war dieser Sog süß und verlockend.
    Wie viel Zeit mochte vergangen sein, seitdem Laurean und ich uns zum ersten Mal begegnet waren? Waren es Jahre oder Jahrzehnte? In diesem Moment kam es mir vor wie eine einzige Nacht, viel zu kurz jedenfalls, und ich war nicht bereit, es jetzt schon enden zu lassen.
    « Du gehst jetzt, Alicia, ich befehle es dir!»
    «Nein, Laurean, das kann ich nicht, ich werde dich nicht verlassen! Das kannst du nicht verlangen, ich verlasse nicht meinen Fürsten und mein Volk!»
    «Du bist jetzt die Fürstin und du bist unser Volk!»
    Laurean hob die Arme und nahm das kostbare Amulett mit dem Blutstropfen Orlathats ab.
    «Es geht nicht um dich oder um mich , Alicia. Es geht um den Stamm der Salizaren. Vergiss das niemals!»
    Er streifte mir die Kette über den Kopf und fasste nach der alten, die um meinen Hals hing, riss sie mit einem kräftigen Ruck ab und schleuderte das Schmuckstück von sich. In diesem Augenblick sprang eine Gestalt aus dem Erdloch hinter uns. Für eine Sekunde dachte ich, es wäre einer der Unsrigen, ein Nachzügler. Erst auf den zweiten Blick registrierte ich, dass dieser junge Salizar mit einer hellen Kutte bekleidet war und sein schwarzes Haar zu einer Tonsur geschnitten trug, doch seine Gesichtszüge glichen denen Laureans auf überraschende Weise.
    « Alesh!», entfuhr es mir.
    Er war es, und er war es doch nicht. Statur und Gesichtszüge wiesen eindeutig auf seine Abstammung von den Blutdurstigen hin, doch sein Blick irrte hasserfüllt zwischen Laurean und mir hin und her. Für einen Augenblick standen wir drei wie versteinert, starrten einander an.
    «Du bist Laurean», stellte Alesh schließlich fest und nahm eine

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