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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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klei­nes biß­chen.«
    »Ich war mir kei­ner Ähn­lich­keit, die auch nur von lei­ses­tem In­ter­es­se sein könn­te, be­wußt«, sag­te er. Es klang freund­lich – sar­kas­tisch, aber freund­lich –, und des­halb bohr­te ich wei­ter.
    »Mein Va­ter war emp­find­sam, zu emp­find­sam für sei­ne Zeit, zu emp­find …«
    »Dann kann es na­tür­lich kei­ne Ähn­lich­keit ge­ge­ben ha­ben.«
    Er stell­te nichts mit sei­nem Ge­sicht an, das auf Hu­mor hin­ge­wie­sen hät­te.
    »Nun, ich ha­be nicht sa­gen wol­len, Sie sei­en nicht emp­find­sam. Na­tür­lich nicht.«
    »Na­tür­lich nicht.«
    »Mein Va­ter war ein Es­ka­pist.«
    »Viel­leicht sind wir uns doch nicht ganz un­ähn­lich. Auch ich nei­ge ein we­nig zu je­ner Rich­tung. Wie war er?«
    Ich war bei­na­he sprach­los. Clau­de Rey­nal hat­te tat­säch­lich mir ei­ne Fra­ge ge­stellt! Schließ­lich ent­zog ich mich dem Bann die­ser vor­ge­beug­ten Hal­tung, die­ser grau­en Au­gen und ant­wor­te­te: »Nun, er rea­gier­te auf sei­ne Zeit, die An­sich­ten, die Kri­sen. Sie wis­sen schon, Ver­bre­chen, Le­bens­mit­tel­man­gel, über­füll­te Woh­nun­gen, Haß, Heu­che­lei …«
    »Ich ha­be un­deut­li­che Er­in­ne­run­gen an ei­ni­ge die­ser Zu­stän­de. Wie vie­le an­de­re Men­schen ha­be ich aus ih­nen der Be­quem­lich­keit hal­ber Ge­schich­te ge­macht.«
    »Ach ja? Je­den­falls, wie ich schon sag­te, ver­such­te mein Va­ter, die­sen Zu­stän­den zu ent­kom­men. Er schlepp­te uns, die Fa­mi­lie, im gan­zen Land um­her. Er war auf der Su­che nach ei­nem – ei­nem bes­se­ren Le­ben, wür­den Sie es wohl nen­nen.«
    »Ja, das wür­de ich.«
    Ich wünsch­te, er wür­de sei­nen Kör­per um den hal­b­en Zoll, den er sich mir ent­ge­gen­ge­neigt hat­te, wie­der auf­rich­ten.
    »Das End­er­geb­nis war, daß mein Va­ter auf sei­ner Su­che da lan­de­te, wo er her­ge­kom­men war. Im über­tra­ge­nen Sin­ne, mei­ne ich.«
    »Ja, ja, ver­ste­he.«
    Ich kam nicht da­hin­ter, wel­ches Spiel Rey­nal mit mir trieb.
    Ich spür­te nur, daß er die Fi­gu­ren ma­ni­pu­lier­te.
    »Im we­sent­li­chen fan­den wir über­all die glei­chen Be­din­gun­gen. Die großen Städ­te lit­ten un­ter Über­be­völ­ke­rung, die klei­nen Städ­te wa­ren ver­bar­ri­ka­diert. Die leich­teren Zei­ten, die Zei­ten der Welt­re­gie­rung und des Er­neue­rungs-Wun­ders, soll­ten ja erst kom­men.«
    »Das Wun­der, ja, so ist es.«
    Ir­gend et­was – aber dies­mal nicht Rey­nal – dräng­te mich, nicht wei­ter­zu­re­den.
    »Ich weiß es nicht be­stimmt, ich ver­mu­te es nur. Es wur­de eben al­les zu schwie­rig für ihn.«
    Ich mach­te ei­ne Pau­se und war­te­te dar­auf, daß er et­was sag­te, zum Bei­spiel ja, ja, zu schwie­rig, aber er blieb stumm und blick­te mich an.
    »Er ver­such­te, uns al­len hin­durch­zu­hel­fen. Er riet mir – das fällt mir jetzt ge­ra­de ein, ich hat­te es ver­ges­sen –, das Bes­te aus mei­nem Le­ben zu ma­chen, zum Woh­le der Mensch­heit zu wir­ken, al­les zu tun, um die Aus­brei­tung von In­tel­li­genz und mensch­li­chem Mit­ge­fühl zu för­dern. Das hört sich für Sie wohl al­les recht tö­richt an?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Er ver­wand­te viel Zeit dar­auf, mir Ratschlä­ge die­ser Art zu ge­ben. Im Al­ter wur­de er ein biß­chen se­nil. Mehr als ein biß­chen. Dau­ernd droh­te er mit Selbst­mord. In sei­nen letz­ten Ta­gen wach­te ich bei ihm und ge­lob­te, mein Le­ben der Ar­beit für die Mensch­heit zu wei­hen, ganz wie er es wünsch­te. Nach sei­nem Tod über­wach­te ich den Trans­port sei­ner Lei­che zur nächs­ten Er­neue­rungs­kam­mer, und we­ni­ge Ta­ge spä­ter kam die schlech­te Neu­ig­keit.«
    »Schlech­te Neu­ig­keit?«
    Ich glau­be, er neig­te sich noch einen hal­b­en Zoll wei­ter vor.
    »Ja. Se­hen Sie, es war ir­gend­ein Feh­ler pas­siert, der viel­leicht auf ihn selbst, viel­leicht auf den Er­neue­rungs­pro­zeß zu­rück­zu­füh­ren war. Die Über­tra­gung sei­ner See­le aus sei­nem na­tür­li­chen Kör­per in einen Kon­ser­vie­rungs­be­häl­ter, wo sie hät­te ru­hen kön­nen, bis ei­ne Hül­le zur Ver­fü­gung stand, war miß­lun­gen. Man schick­te ei­ne Nach­richt, er

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