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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Ab­we­gi­ge­re Fra­gen als die­se sind Fühl­film­be­su­chern schon mit­ten in ei­ner Vor­stel­lung durch den Kopf ge­schos­sen. Kein Wun­der, daß man sie ver­bot, sag­ten ih­re Geg­ner spä­ter.
    Hät­te Ali­cia II für den als Op­po­sex be­kann­ten Ner­ven­kit­zel, bei dem die Frau in die Rol­le des Man­nes schlüpf­te und um­ge­kehrt, ex­tra be­zahlt? Dann hät­te sie, zu­sam­men­ge­schal­tet mit Aren Kral oder Ste­ve Di­mond oder wel­cher Schau­spie­ler ge­ra­de zu der Zeit der Pu­bli­kums­lieb­ling war, sich die Hül­le von Mar­ti­na Skotch an­se­hen, ein paar Jah­re ab­zie­hen (aber nicht die Ge­samt­zahl der Jah­re seit dem Tod der ers­ten Ali­cia, weil Mar­ti­na al­les tat, um sich kos­me­tisch und chir­ur­gisch jung zu er­hal­ten) und die Schön­heit ih­rer Mut­ter stu­die­ren kön­nen.
    Viel­leicht ih­re ei­ge­ne Schön­heit an der Quel­le.
    Aber Op­po­sex wur­de nach kur­z­er Blü­te­zeit auf­ge­ge­ben, und Mar­ti­na Skotch ver­blaß­te in ih­rer Ab­ge­schie­den­heit. Das Pu­bli­kum ver­gaß ih­re Fil­me, die nicht ein­mal mehr für Vor­füh­run­gen oh­ne Fühl­ef­fek­te wie­der aus der Mot­ten­kis­te ge­holt wur­den. Wie ich hör­te, wa­ren Mar­tinas Fühl­fil­me ein­fach fürch­ter­lich, aber trotz­dem be­daue­re ich manch­mal, daß ich sie ver­paßt ha­be. Die zwei oder drei Fühl­fil­me, die ich ge­gen En­de mei­ner ers­ten Le­bens­span­ne sah, als sie für mich we­nig prak­ti­schen Nut­zen mehr hat­ten, wa­ren mei­ner Mei­nung nach un­voll­kom­men syn­chro­ni­siert. Lie­bes­s­ze­nen ver­mit­tel­ten nicht die rich­ti­gen Be­rüh­run­gen und Emo­tio­nen. Re­gen­trop­fen tra­fen das Ge­sicht, lie­ßen es aber tro­cken. Es­sens­düf­te reiz­ten zwar den Ap­pe­tit, und dann kam die her­be Ent­täu­schung, weil der Ge­schmack fehl­te.
    Ein Spe­zia­list für Wie­der­be­le­bungs­tech­nik, von Ali­ci­as Va­ter be­sto­chen, spiel­te die­sem die In­for­ma­ti­on zu, und Rey­nal schlich sich in das Foy­er, wo die neue Mar­ti­na ih­ren ers­ten großen Auf­tritt in der Welt hat­te. Er ging na­he an sie her­an und ver­such­te, Ali­cia I in den mü­den, trau­ri­gen Au­gen, den un­be­hol­fe­nen Be­we­gun­gen, dem hin­ken­den Gang zu fin­den.
    Er sag­te ihr, wer er war, und ich fürch­te, er mach­te ihr einen An­trag, den die in die­sem Au­gen­blick noch un­er­fah­re­ne Mar­ti­na selbst nach den Be­grif­fen die­ser Es­ka­pis­ten-Zeit un­sitt­lich fand. Als sie ihn ab­blit­zen ließ, ge­riet er in Ver­zweif­lung. Er fleh­te sie an, sei­ne Ge­sell­schaft nur für ei­ne Wei­le zu er­dul­den, sei es für zehn Jah­re oder für zehn Mi­nu­ten, das spie­le kei­ne Rol­le. Wie­der lehn­te sie ab. Er küß­te sie trotz­dem. Sie ohr­feig­te ihn. Er ging.
    Viel­leicht ei­ne häß­li­che Ge­schich­te und da­zu ei­ne, die man klu­ger­wei­se im Fa­mi­li­en­schrank un­ter Ver­schluß hält. Ich frag­te mich, ob Ali­ci­as Va­ter, auf ei­ge­nen Wunsch in ei­ne an­de­re Welt ver­pflanzt, fort­fuhr, die­se al­tern­de Fa­ckel zu tra­gen. Und Mar­ti­na – wo sind die­se al­ten Stars heu­te?

 
4
     
    An je­nem Tag am Strand spra­chen Ali­ci­as Va­ter und ich nur noch we­nig mit­ein­an­der. Wir sa­hen Ali­cia beim Spiel zu und lie­ßen uns von ihr un­se­rer Faul­heit we­gen auf­zie­hen.
    Um die lan­gen Schwei­ge­pau­sen zwi­schen Clau­de Rey­nal und mir zu ver­kür­zen, zwang ich ihn stän­dig zur Un­ter­hal­tung. Auf die­se Wei­se hol­te ich dürf­ti­ge, an­ek­do­ten­haf­te In­for­ma­tio­nen aus ihm her­aus. Es schi­en ihn über­haupt nicht zu küm­mern, was er mir er­zähl­te. Doch es wä­re ihm of­fen­bar lie­ber ge­we­sen, wenn ich so bald wie mög­lich ver­stummt wä­re. Ich lern­te ei­ne Kon­ver­sa­ti­ons­tech­nik, die bei ihm gut funk­tio­nier­te: das knap­pe An­schnei­den ei­nes The­mas oh­ne je­de ver­nünf­ti­ge Ein­lei­tung. Ei­nes Ta­ges hat­te ich das Be­dürf­nis, über mich selbst zu spre­chen, das ver­zwei­fel­te Be­dürf­nis, denn die Un­fä­hig­keit mei­nes Kör­pers, et­was zu ler­nen, trieb mich in den Wahn­sinn. Ich sag­te zu ihm: »Sie er­in­nern mich über­haupt nicht an mei­nen Va­ter, kein

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