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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ich mich hätte konzentrieren können.
    »Nein, es ist nicht fair. Tut mir leid. Ich gebe mir Mühe, es zu verstehen, eine Sache, die in meinen Augen wie ein Mord aussieht, mit deinen Augen zu betrachten. Ich … ich liebe dich, und ich möchte …«
    Alicia lachte plötzlich, ein hartes, durchdringendes Lachen, das mehr von einem Angriff an sich hatte als ihre Worte.
    »Großartig«, sagte sie. »Herrlich. Endlich, in der Mitte einer Diskussion über meine Vorzüge und Fehler als Mörderin sagst du mir, daß du mich liebst. Wie sinnig und romantisch von dir! Möchtest du die Giftphiole mit mir teilen, oder tun wir das im Freien? Können wir …«
    »Verzeih mir, ich habe nur versucht … ich wollte dir nur zeigen, daß … ich weiß nicht, was ich wollte. Ich sagte, ich liebe dich, um dir die Sicherheit zu vermitteln, daß ich dich nicht beschuldige, daß ich dich nicht …«
    »Du hast gerade gesagt, du liebst mich. Du liebst mich gar nicht, und doch hast du es gesagt.«
    »Das ist nicht wahr. Aber vielleicht doch. In gewisser Weise. Vielleicht …«
    »Du liebst mich also nicht. Und?«
    »Ich liebe dich. Das sollte ich nicht, aber …«
    »Natürlich sollst du es, du kannst es, du darfst es. Du kannst drei Riesenschritte tun und mich lieben. Ich wünsche mir, daß du mich liebst, habe es mir immer gewünscht seit ich weiß nicht mehr wann. Sag nichts, erläutere mir nichts, halte dich nicht bei Ausdeutungen auf. Halt mich fest, das ist am besten, halt mich fest.«
    Die Bewegung, mit der sie sich aus ihrer Couchecke abstieß, erinnerte mich an einen Schwimmer, der sich von der Stange am Rand des Bassins löst. Ich hielt sie lange Zeit in meinen Armen, bevor wir von neuem sprachen.
    »Ich kann nicht erklären, wie mir heute zumute war«, sagte Alicia, »als wir in diesem gräßlichen Lokal waren, in diesem häßlichen, überdekorierten Raum, den Pierre so liebte. Während ich darüber nachdachte, wie verfahren alles war und wie ich dich und mich aus der Sache herausholen und Triplett erreichen und davon abbringen könne, das durchzuführen, was immer er planen mochte, damit ich nicht hineinverwickelt wurde und ohne Schuld blieb – während ich über all das nachdachte, kehrten meine Gedanken doch immer wieder zu der Frage zurück, wie es möglich sei, daß Pierre für einen so häßlichen Raum, ein so häßliches Lokal schwärme. Ich bin schon im L’Etre gewesen, und auch dieses Restaurant hasse ich. Wie konnte er ein Leben oder den Teil eines Lebens derartig schalen, trivialen Dingen weihen?«
    »Von seinem Gesichtspunkt aus waren sie nicht trivial. Trivial war in seinen Augen die Rebellion, die dir teuer ist.«
    »Ja, das glaube ich auch. Es überrascht mich, daß ich ihn dafür nicht hasse. Er war abgenutzt. Innerlich war nichts mehr von ihm übrig. Oh, ich will damit nicht behaupten, er habe keinen Charakter gehabt, habe sich nicht ein paar Gefühle gestattet. Ich meine Erosion. Sein Inneres und das so vieler anderer ist erodiert. Sie haben sich genommen, was sie gern als Hülle bezeichnen, und einen guten Teil jeder Lebensspanne dazu benutzt, sie durch innere Erosion immer mehr zu einer Hülle zu machen.«
    »Und du glaubst, daß es bei mir ebenso sein wird.«
    »Vielleicht. Es würde mich nicht überraschen. Wenn du auf der Erde geblieben wärst, statt dich im Raum herumzutreiben, wärst du vielleicht jetzt eine erodierte Hülle.«
    »Dann wären wir nicht zusammen.«
    Ihr Körper war mir so nahe, drückte sich an mich, und ich entdeckte, daß ich sie begehrte. Ich war sogar so erregt, als sei mein Körper plötzlich durch meine Liebe geheilt worden. Ein mittelalterliches Wunder, die Aufhebung eines Fluchs. Zum ersten Mal seit Jahren konnte ich mich deutlich daran erinnern, wie sich mein Körper in meiner ersten Lebensspanne angefühlt hatte, wenn er sexuell stimuliert war. Ich spürte Phantom-Begierden, Phantom-Erektionen.
    Aber natürlich war das nichts anderes als die Empfindungen, die ein Krüppel in einem gelähmten oder amputierten Glied zu haben glaubt.
    »Jedenfalls saß ich nun da in diesem blöden historischen Restaurant«, fuhr Alicia fort, »und überlegte, wie ich uns hinausbringen konnte. Ich wußte nicht, daß Triplett plante, ins Amerika einzudringen. Ich wollte die Mission platzen lassen, aber mir fiel nicht ein, wie. Ich glaubte, das Kommando werde wahrscheinlich auf der Straße auf uns warten und uns in eine weniger bevölkerte Gegend folgen. Menschen rings um uns, das war mein

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