Alicia II
Plan mit jeder Phase einfacher. Tatsächlich gewannen wir ständig Zeit.
Die Kontrollpunkte, die über die ganze Kammer verstreut waren, erwiesen sich als kein Problem. Die Wachtposten warfen nur einen Blick auf unsere Plaketten. Je tiefer wir in die Kammer eindrangen, desto weniger Schwierigkeiten schienen wir zu haben. Das sagte ich zu Stacy.
»Überrascht mich nicht«, antwortete er.
»Nein?«
»Ich habe in diesen Teilen weniger Schwierigkeiten erwartet.«
»Warum denn das?«
»Sie haben keinen Grund, hier besondere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Nur weiter oben. Wahrscheinlich haben sie so tief unten noch nie eine ernsthafte Störung gehabt.«
»Kann sein. Ich hoffe es. Bis jetzt ist alles zu glatt gegangen.«
»Das stand vorher fest.«
»Mir ist es gleich, ob es vorher feststand. Mir gefällt es nicht. Und sieh mal, so ein Glück, da wartet wieder ein Viersitzer auf uns.«
Wir schalteten den Leitstrahl ein und fuhren weiter in die Tiefen der Kammer hinunter. Andere Wagen und Leute fuhren und gingen an uns vorbei. Mir wurde klar, warum wir so gut vorankamen – alle sahen genau wie wir aus. Solange wir weiter wie die anderen aussahen, schien es kein Hindernis für unsere Mission zu geben. Wir parkten das Fahrzeug an der Stelle, wo ein anderer Leitstrahl begann. Nach kurzer Umschau wußte ich, daß wir unserm Ziel jetzt sehr nahe waren. Ich stieg aus und ging schnell weiter. Stacy legte mir die Hand auf den Arm, um mich zu erinnern, daß wir uns in normalem Tempo bewegen mußten.
Wir bogen um eine Ecke und sahen einen unserer Schatten vor uns. Er sprach mit einem Techniker; offensichtlich befragte er ihn. Der Techniker hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt, der Schatten beugte sich über ihn.
Stacy und ich fanden einen Grund, ein nahebei in der Wand installiertes Zubehörteil der Klimaanlage zu inspizieren.
»Was machen wir nun?« fragte Stacy.
»Wir marschieren nicht einfach an ihm vorbei, das steht fest.«
»Da hinten, gleich um die Ecke, verläuft die zweite mögliche Route.«
»Nichts wie hin.«
Wir taten, als seien wir fertig mit unserer Überprüfung, verzogen uns hinter die Ecke und fanden die zweite mögliche Route. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als ich die verhältnismäßig leeren Gänge vor mir sah.
»Was meinst du, wie weit haben wir es noch?« fragte ich Stacy.
»Nicht mehr weit. Etwa fünf Minuten bis zur Absperrung, von da nochmal ein paar Minuten – insgesamt weniger als zehn, würde ich sagen.«
»Ob Cheryl jetzt in dem privaten Speisezimmer schwitzt?«
»Laß den Feuchtigkeitsgehalt der Luft überprüfen.«
»Sehr komisch, Stacy. Ich werde …«
Der andere Schatten – oder vielleicht war es derselbe – sprang uns in den Weg. Wo er sich versteckt gehalten hatte, war mir ein Rätsel. Er tauchte als Schatten aus den Schatten auf. Er hielt eine gemein und modern aussehende Waffe in der Hand, und er schwenkte sie vor unsern Gesichtern, damit wir sie ja nicht übersahen.
»Dies ist der Punkt, bis zu dem unsere Neugier Sie hat gelangen lassen, Mister«, sagte er.
»Neugier?« fragte ich.
»Wir hofften festzustellen, was Sie hier vorhaben. Aber weiter können wir Sie nicht gehen lassen, Geraghty. Das Spiel ist aus.«
»Tut mir leid, aber wir haben von einer höheren Stelle als Ihrer unbedeutenden Abteilung die Erlaubnis zu dieser geheimen Inspektion erhalten. Ich weiß nicht, welchen idiotischen Verdacht Sie hegen, aber …«
»Versuchen Sie bloß nicht, mich zu bluffen, Geraghty. Tut mir leid. Ich würde zu gern Ihre Gedanken lesen, um herauszufinden, wie sich ein Mann, der von Natur aus ein Held ist, in einen Verräter verwandeln kann, was ihn dazu bringt …«
»Sir, ich verstehe nicht. Verräter?«
Der Mann hätte mir am liebsten ins Gesicht gelacht. Ich hätte es ihm nicht verübelt. Meine Proteste waren eine zu durchsichtige Kriegslist. Und eine törichte Art, auf Zeitgewinn zu spielen. Trotzdem hatte ich Zeit gewonnen …
Während ich dachte, welch ein Pech es sei, so nahe an die Seelenlagerräume heranzukommen und dann geschnappt zu werden, drückte Stacy die Waffe des Mannes zur Seite und versetzte ihm einen schnellen Hieb gegen den Hals. Ich gewann die Geistesgegenwart schnell genug zurück, um dem Mann die Waffe aus der Hand zu nehmen und ihn aufzufangen, als er fiel.
»Ich glaube, da ist ein …« begann ich.
»Etwa drei Meter von hier, auf der anderen Seite.«
Wir hatten beide gleichzeitig an den Besenschrank auf
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