Alicia II
diesem Flur gedacht. Im Augenblick waren keine anderen Leute in der Nähe, und wir konnten unsern Feind bis zu dem Schrank zerren und ihn zwischen einem Saugschrubber und einem Wasserreiniger verstauen. Ich versuchte, Stacy die Waffe in die Hand zu drücken.
»Vielleicht sollten wir sie mitnehmen.«
»Warum in aller Welt sollten wir …«
»Sein Partner könnte jederzeit auftauchen.«
»Das ist immer noch kein Grund, eine Waffe mitzuschleppen, die uns in unnötige Schwierigkeiten bringen kann.«
»Was soll ich damit tun?«
»Schieb sie in den Wasserreiniger.«
»Okay, gute Idee.«
Wir schlossen die Tür vor dem bewußtlosen Mann gerade noch rechtzeitig, denn zwei Techniker bogen um die Ecke.
Einen Augenblick sahen sie uns verwirrt an. Ich zog ein Notizbuch aus einer Jackentasche und trug etwas darin ein.
Damit überzeugte ich die beiden Beobachter, daß es unsere Pflicht sei, Besenschränke zu überprüfen. Sie gingen weiter.
Jetzt mußten wir nicht nur noch wachsamer als zuvor sein, wir mußten auch unsere Schlüsse aus dem ziehen, was unser Feind gesagt hatte, und entsprechend handeln. Er hatte uns bis zu jenem Punkt gelangen lassen, um unser Vorhaben aufzudecken. Das bedeutete, andere wußten, daß wir die Gruppe verlassen hatten und auf dem Weg nach unten waren.
Zumindest wußte es sein Partner. Die wichtige Frage war, ob sie auf eigene Faust handelten oder ob sie andere Personen alarmiert hatten. Und wenn ja, wie viele andere?
Vor uns lag der komplizierteste Sicherheitsblock, eine als Laser-Barriere bekannte Verbesserung gegenüber den früheren menschlichen Wachtposten. Ein Dutzend Laserstrahlen, darauf eingestellt, eventuelle Eindringlinge zu töten, schoß über einen verhältnismäßig engen Durchgang hin. Leute, die nach einer besonderen Sicherheitsüberprüfung die Vollmacht erhalten hatten, die Lagerräume zu betreten – es war ein kleiner Prozentsatz des gesamten Kammer-Personals –, konnten die Strahlen mit einem Spezialschlüssel abstellen und durchgehen, bevor sich die Laser automatisch wieder einschalteten. Wir hatten keinen Schlüssel, und wir konnten uns nur auf unser Absorber-Wissen darüber, wo sich jede einzelne Laser-Einheit befand, verlassen, um einen Weg durch das Labyrinth zu finden. Als wir uns dem Durchgang näherten und ich die vielen Warn- und Gefahrenschilder sah, die vor ihm angebracht waren, fielen mir alle die Alpträume ein, die ich über diese Phase der Mission gehabt hatte.
Die Tür zu dem Durchgang war verschlossen, aber zu Stacys Talenten gehörte auch das Öffnen von Schlössern. (Wenn er das nur bei dem besonders konstruierten Schloß hätte tun können, dessen Mechanismus die Laserstrahlen abstellte! Aber für eine ganze Serie von Schlössern fehlte uns die Zeit.) Stacy hatte die Tür in Sekunden auf. Wir blickten hinein und spürten die Energie der Laserstrahlen, die wir nicht sehen konnten.
Zum ersten Mal, seit wir Alicias Büro verlassen hatten, fühlte ich mich entspannt. Das hier war etwas, womit ich fertig werden konnte, ein Problem, das nicht die Gefahr menschlicher Einmischung barg. Der Absorber hatte uns das augenblickliche Schema der Laser-Barriere eingeprägt. Wie immer schossen sechs Strahlen senkrecht in die Höhe, unsichtbare Pfeiler, die wir umrunden mußten. Weitere sechs verliefen in unterschiedlicher Höhe waagerecht, darunter zwei direkt über den Fußboden. Wenn das Muster nicht heute oder gestern geändert worden war, und das war nicht vorgesehen gewesen, hatten wir eine gute Chance, unverbrannt durchzukommen.
Ich bin überzeugt, falls wir aufgenommen wurden, als wir uns langsam einen Weg durch das Labyrinth bahnten, müssen wir ein komisches Bild dargeboten haben. Erst hatten wir uns unter einem Strahl in mittlerer Höhe zu ducken, dann an einem Strahl vorbeizuquetschen, der den Gang in zwei Hälften teilte.
»Sie scheinen alle da zu sein, wo sie hingehören«, flüsterte ich Stacy zu.
»Sei ruhig.«
»Nervös?«
»Ja.«
»Okay. Aber jetzt müssen wir aufpassen.«
Wir stiegen vorsichtig über einen Strahl am Fußboden, und dann mußten wir schnell unsere Schultern drehen, um uns durch zwei horizontale Strahlen hindurchzuschlängeln. So ging es den ganzen Flur entlang. Ducken, aufrichten, zur Seite drehen, drunter herkriechen. Wie Limbotänzer entgingen wir dem letzten Strahl, der Lendenhöhe hatte, und waren am anderen Ende des Korridors angelangt. Stacy stieß laut den Atem aus.
»Du scheinst ganz mitgenommen zu sein«, bemerkte
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