Alicia II
Teller liegen. Er hatte einen Hang zu einfarbiger Kleidung, wenn ihm die Wahl freistand, aber er schien keine Lieblingsfarbe zu haben. Lange Zeit nahm er weder ein Bad noch eine Dusche, und dann badete oder duschte er auf einmal stündlich. Er trank nichts, und dann taumelte er umher, als sei er betrunken. Er trank eine Menge und war nüchterner als jeder andere. Er war körperlich geschickt, außer wenn er besonders tölpelhaft war. Der größte Widerspruch war die Tatsache, daß wir Freunde waren.
2
Die Ausschiffung war schnell erledigt. Wir saßen in engen Kämmerchen mit niedriger Decke, und die zuständigen Bürokraten stellten uns die zuständigen Fragen. Es gab nur wenige Fragen zu stellen. Zwei rauhe, alte Raumfahrer waren es nicht wert, die Prozedur lange hinauszuzögern. Bald hatten wir die Raumstation hinter uns und befanden uns auf einer Fähre. Ich fragte Stacy: »Was möchtest du gern als erstes tun?«
»Nichts Besonderes.«
»Du hast die Erde seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen, gibt es da nichts …«
»Nichts Besonderes. Ich habe weniger Grund als du, zur Erde zurückzukehren.«
»Warum sind wir dann hier?«
»Das muß in deinem Kopf stecken. Ich weiß es nicht.«
»Ja, aber ich auch nicht.«
»Habe ich mir gedacht.«
»Du bist so gottverdammt schlau, Stacy.«
»Nicht besonders schlau. Sonst wäre ich nicht hier bei dir.«
In dem Empfangszentrum auf der Erde hatte eine kleine Frau hinter einem großen Schreibtisch eine Überraschung für mich.
Eine Nachricht von Ben, geschrieben auf Pergament-Ersatz, der mich immer irritierte, weil er nie knitterte. Eigentlich war es nicht verwunderlich, daß eine Nachricht von Ben auf mich wartete. Er hatte immer gewußt, wo ich steckte.
Lieber Voss,
ich hoffe, mit all dem Raumdienst-Unfug bist Du fertig. Ich dachte schon, Du würdest nie mehr zurückkommen. Hoffe, Dich bald zu sehen, ich brauche einen abstoßenden Menschen wie Dich, um mein eigenes Leben an ihm zu messen. Nachdem Cleveland mich gründlich zerstört hat, habe ich mich in New York niedergelassen, und Du kannst mich unter der obigen Adresse erreichen. Komm irgendwann vorbei und bring Whisky mit. Heutzutage ist davon eine Menge zu haben.
Immer der Deine
BEN
Ich zeigte diesen Brief Stacy, der nicht beeindruckt war. »Das ist großartig, nicht wahr?« fragte ich.
»Was?«
»Nach vierzehn Jahren willkommen geheißen zu werden, das ist großartig.«
»Mag sein.«
»Wärst du nicht auch ganz aufgeregt, wenn du von einem Freund aus der Zeit vor dem Raumdienst hörtest? Ich meine, von einer Person aus deiner Vergangenheit?«
»Finde du eine Person aus meiner Vergangenheit, die noch lebt und sich noch in ihrem rechtmäßig angestammten Körper befindet, und ich werde mich darüber nur zu gern aufregen.«
»Okay. Entschuldige. Ich wollte dich nicht gegen den Strich bürsten.«
»Hast du auch nicht getan.«
Bevor wir das Empfangszentrum verließen, stellten wir fest, welche Höhe unsere Bankguthaben hatten. Der Ausdruck und die Kreditscheine (die verdächtig wie altmodisches Geld aussahen, obwohl sie unterschiedliche Beträge repräsentieren konnten) enthüllten die Tatsache, daß wir beide in unserer Raumdienstzeit ein Vermögen verdient hatten, das uns frei zur Verfügung stand. Jetzt verstand ich all dies alte Raumfahrergarn darüber, wie lange ein Mann dazu brauchte, nach seiner Rückkehr zur Erde sein Geld zu verschleudern.
3
In New York angekommen, fragte ich Stacy, ob er besondere Sehenswürdigkeiten besichtigen wolle, bevor wir Bens Praxis aufsuchten. Er sagte nein. So nahmen wir uns ein Taxi, und ich nannte dem Fahrer die Adresse auf Bens Brief. Mit einem Gefühl der Erleichterung darüber, daß sich Taxis in den letzten vierzehn Jahren nicht sehr verändert hatten, ließ ich mich in die weichen Polster sinken. Die Taxis wurden immer noch von lakonischen Verrückten gefahren, und immer noch boten sie gegen eine zusätzliche Gebühr Dutzende von Luxus-Extras an, um ihre Passagiere von ihrem polizeiwidrigen Fahren abzulenken. Ich überlegte, ob ich eins der Extras bestellen sollte – einen Drink, Musik vom Band, alte TV-Programme –, sagte mir dann aber, daß der Angriff unseres Fahrers auf die Straße mich mehr unterhalten werde als alles andere. Stacy wählte interessanterweise eine Pornokugel, die er an seinem Kopf anbrachte. Während der ganzen Fahrt behielt er sie, und offensichtlich reagierte sein Körper überhaupt nicht auf die
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