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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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beachtete die ärztlichen Anweisungen, plante Unternehmungen, sah darauf, daß ich ordentlich aß. Was er anfaßte, machte er richtig. Man kann nicht für immer die wandelnde Körperhülle spielen. Sie ist ein guter Schutz, aber nicht ewig aufrechtzuerhalten. Ich begann, mich in meinem Quartier mit unwichtigen, aber angenehmen Aufgaben zu beschäftigen. Allmählich gab ich Stacy wieder Befehle. Der Eifer, mit dem er sie ausführte, verriet mir, daß er das für ein Zeichen der Besserung hielt. Und bald ging es mir auch wieder besser.
    Niemand wußte genau zu sagen, wieso Stacy am Leben geblieben war. Offenbar hatte sein Anpassungssystem versagt, sobald er den Nebel betrat. Beim Angriff des dichteren Nebelklumpens atmete er eine Dosis ein, die tödlich hätte sein müssen. Der Schmerz zerriß ihm die Lungen und tobte besonders an der Stelle, wo das Anpassungssystem eingepflanzt war. Er sagte, es sei gewesen, als atme er Säure.
    Vielleicht rettete es ihn, daß er geistesgegenwärtig sofort wieder ausatmete und so dem Angreifer nicht erlaubte, noch mehr von seinem Gift in ihn hineinzupumpen. Das ermöglichte es ihm, hinauszulaufen und bei mir Hilfe zu suchen. Hätte ich den Zwang des in mich eingedrungenen Wesens nicht abschütteln und die künstliche Atmung einleiten können, dann wäre er zweifellos gestorben. Das Wunder war weniger durch meine ungeschickten Wiederbelebungsversuche bewirkt worden als durch die Tatsache, daß ich dabei gegen seine Brust gedrückt hatte, wodurch ein Mechanismus in seinem Anpassungssystem wieder an die richtige Stelle sprang.
    »Jetzt habe ich es schon wieder getan«, sagte ich zu Stacy an einem der ersten Tage, als ich mich wieder wohl fühlte.
    »Was?«
    »Dir das Leben gerettet.«
    »Oh. Ja.«
    »Siehst du, wenn ich nicht …«
    »Richtig.«
    »Ich finde, diesmal könntest du mir danken. Bei den anderen Gelegenheiten konnte ich deinen Standpunkt verstehen, aber diesmal …«
    »Diesmal hast du zuerst versucht, mich umzubringen.«
    »Oh. Richtig. Wenn ich das nicht getan hätte, wärst du nicht in den Nebel gelaufen, und dann …«
    »Korrekt.«
    Ich forschte in seinem Gesicht nach Siegesbewußtsein, fand jedoch keins.
    »Aber ich habe dein Anpassungssystem wieder in Ordnung gebracht, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Ich suchte nach einem Weg, seine Dankbarkeit zu erzwingen.
    Ich machte nur ein paar Versuche, weil er mir als nächstes seine Versetzungspapiere vorlegte.
    »Wo kommt denn das her?« Ich hielt die Papiere von mir ab, als tropften sie von Sauce.
    »Ich habe einen Antrag gestellt.«
    »Du willst versetzt werden?«
    »Ja.«
    »Warum? Warum, zum Teufel, Stacy, warum?«
    »Das ist mein, mein ganz eigener Entschluß.«
    »Okay. Okay, aber warum?«
    Er blieb stumm. Er hielt den Körper in steifer Hab-acht-Stellung, obwohl seine Hände »Rührt euch!« machten.
    »Du willst es mir nicht sagen?«
    »Dazu besteht kein Grund. Es ist auch nichts, was sich leicht sagen ließe.«
    »Aber es muß ein Grund vorhanden sein. Und du hast dich nicht nur innerhalb des Systems versetzen lassen, du willst hinaus in den Raum zu irgendeinem idiotischen neuen Planeten. Willst du nicht mehr mit mir zusammenarbeiten?«
    »Habe ich nicht gesagt.«
    »Nein, gesagt hast du es nicht. Aber was soll ich mir dabei denken? Du tust nichts nur aus einer Laune heraus. Dahinter steckt etwas Wichtigeres als der müßige Wunsch nach einer Versetzung. Was kann dir so wichtig sein?«
    »Das Leben, Sir.«
    »Was soll das denn heißen? Dein Leben, mein Leben oder was?«
    »Meins.«
    »Was …«
    »Aber deins auch.«
    Ich versuchte, eine weniger geheimnisvolle Andeutung aus ihm herauszuholen, doch er widersetzte sich mir erfolgreich.
    Die Versetzung sollte sofort erfolgen. Er würde auf ein Versorgungsschiff kommen, das gerade von der Orbit-Station ablegen wollte. Ganz langsam dämmerte es mir, daß dies unsere letzte Unterhaltung war. Daß er in einer Minute ging und bis zum letzten Augenblick damit gewartet hatte, es mir zu sagen.
    »Du machst eine verdammte Dummheit«, erklärte ich ihm.
    »Ja«, antwortete er.
    »Dann geh doch, zum Kuckuck!«
    »Ja.«
    »Hast du alles, was du brauchst? Wann, zum Teufel, hast du deine Ausrüstung zusammengepackt?«
    »Schon vor einiger Zeit.«
    »Du hast dies schon lange …«
    »Ja.«
    »Verdammt sollst du sein, Stacy.«
    »Ja.«
    »Verschwinde!«
    Er nahm sein Gepäck, das, wie ich jetzt erst merkte, seit zwei Wochen in einer Ecke gelegen hatte, und ging zur Tür. Ich wollte ihm

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