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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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mir stand es bis zum Hals, wo ich ging und stand, Erneuerungsphilosophien an den Kopf geworfen zu bekommen. June verabschiedete sich von ihren beiden kläglichen Gefährten und ging mit uns durch den rekonstruierten Park. Gruppen von Kindern wickelten vergnügt Schaukeln an ihren Ketten auf und ließen sie zurückkreiseln oder trieben Allotria auf Achterbahn-Rutschen. Der Anblick milderte meine trübe Stimmung ein wenig.
    »Er hat Ihnen Unbehagen bereitet«, sagte June. »Simon.«
    »Ein bißchen.«
    »Das ist normal, glaube ich. Die meisten Erneuerten empfinden Unbehagen über einen Selbstmörder. Manchmal wünsche ich mir, sie würden es nicht überall lauthals verkünden. Es könnte mich beeinflussen, und das will ich nicht.«
    Wir fanden ein kleines pakistanisches Restaurant und nahmen dort den Lunch. An diesen kleinen Lokalen mit ihren alten Küchen hatte ich meine Freude. Es machte mich glücklich, daß manche Städte die Mühe nicht gescheut hatten, bestimmte Arten der Essenszubereitung zu erhalten, obwohl es die Länder, aus denen das Essen stammte, gar nicht mehr gab.
    Dieser Gedanke rief in mir die Frage hervor, ob irgendwo auf der anderen Seite des Globus noch ein Pakistan existiere, das Vertreter zu Weltkonferenzen sandte. Hatten sie dort die gleichen Vorteile wie wir? Hatten sie eine zweite Lebensspanne? Wieder konnte ich mich nicht von Überlegungen zu dem Thema Erneuerte und Ausgemusterte lösen. Selbst wenn ich nur in aller Ruhe mein Essen genießen wollte, war ich davon besessen. Ich hätte am liebsten allen Menschen um mich herum zugebrüllt, daß ich mich nicht schuldig fühlte, daß ich mir kein Schuldgefühl aufzwingen ließe, daß ich vierzehn Jahre hinter mir hätte, in denen sich die Schuld vergißt, und daß die zum Überleben notwendigen seelischen Schutzwälle bei mir niedergebrochen seien.
    June hielt das Gespräch in Gang, und sie brachte sogar Stacy dazu, ausführlicher als sonst zu antworten. Anscheinend konnte sie mit ihm umgehen; sie hatte ein Geschick, ihn aus sich herauszulocken. Später spazierten wir durch die Straßen und sahen uns Schaufenster an. Ich weiß nicht, wann wir das als ungefährlich geltende Gebiet verließen, aber bald waren wir in dunklere Straßen geraten. Es waren Leute da, aber nicht viele, und sie schritten forscher aus als die im Einkaufsgebiet.
    Stacy ging mit zwei Schritten Abstand von June und mir, als wolle er eine Grenze ziehen und kundtun, er sei der Einzelgänger und wir das Paar.
    June erklärte mir die These eines Buches, das sie gerade las.
    Es ging darum, wie relativ stabile Beziehungen zwischen qualifizierten und ausgemusterten Einwohnern zu erzielen und Aufstände wie in der letzten Zeit zu vermeiden seien. Ihre Zusammenfassung wurde von drei Männern unterbrochen, die, wie es den Anschein hatte, aus dem Himmel auf uns herabfielen. Tatsächlich waren sie aus einem Fenster im ersten Stock gesprungen. Jeder hatte eine Waffe – häßliche Pistolen, offensichtlich von Hand hergestellt, ohne Verzierungen und von seltsamer Unförmigkeit, Jahrhunderte alt –, und sobald sie wieder sicher auf den Beinen waren, richteten zwei von ihnen ihre Pistolen auf mich, der dritte auf Stacy. Unsere Angreifer waren nicht auf die schnelle Reaktion vorbereitet, zu der uns der Raumdienst erzogen hatte. Stacy, der immer flinker gewesen war als ich, trat dem Mann, der auf ihn zielte, mit dem Fuß gegen das Handgelenk. Die Waffe sprang ihm aus der Hand, und er fiel rückwärts um. Beinahe mit der gleichen Bewegung schlug Stacy den Arm eines zweiten Angreifers zur Seite. Der Mann taumelte und machte komische Hopser, um nicht zu fallen. Nachdem ich June aus dem Weg geschoben hatte, sprang ich den dritten Wegelagerer an. Obwohl die Mündung seiner Waffe genau auf mich zeigte (ich war, was die Waffe des Gegners betrifft, nie vorsichtig gewesen), war er zu überrascht von meiner plötzlichen Bewegung, um abzudrücken. Sein Schreck dauerte nur eine Sekunde, aber mehr Zeit brauchte ich nicht. Wenn ich langsamer gewesen wäre, hätte er mich leicht niederschießen können. Nun aber hatte ich ihn schon zurückgedrängt, als er auf den Abzug drückte, und der Schuß ging harmlos nach oben. Ein Hieb in den Nacken, und er krachte seitwärts gegen eine Mauer. Von dem Aufprall spürte er nichts, denn er war vorher bewußtlos geworden. Ich wandte mich von ihm ab, um Stacy zu helfen, der noch mit dem zweiten Angreifer kämpfte. Doch inzwischen war der erste, der auf dem Bürgersteig lag,

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