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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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des Tanzlokals fielen mir wieder ein. Ich fragte mich, ob ich sie niederschreiben solle, damit ich sie während unserer Mahlzeit als verbale Leckerbissen eine nach der anderen hervorholen könne. Als Alicia nicht kam, vergaß ich diese Details wieder, und ich habe mir nie mehr die Mühe gemacht, sie mir von neuem ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Von dem Zeitpunkt an, als ich sicher war, sie werde nicht erscheinen, erlebte ich im Geist unerfreulichere Szenen mit ihr, zum Beispiel, wie sie wegging und nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Schließlich verließ ich die Halle und überlegte, ob die junge Frau, die mich heute nachmittag besucht hatte, vielleicht eine Betrügerin gewesen sei, abgesandt, um mich gesellschaftlich zu blamieren.
    Ich kehrte in die Suite zurück, die Stacy und ich uns teilten.
    Er war noch mit Ben unterwegs. Ich schlief ein und erwachte von einem recht autoritären Klopfen an der Tür. Alicia gestand später, sie habe nicht mit soviel Höflichkeit von mir gerechnet, als sie sich mitten in der Nacht auf meiner Schwelle materialisierte. Der Eindruck war teilweise darauf zurückzuführen, daß ich mein Lächeln ebenso sorgfältig ziselierte, wie ich meine zerdrückte Kleidung glattstrich. Alicia war noch in Straßenkleidung und war jeder Zoll berufstätige Frau.
    »Ich habe Sie aufgeweckt.«
    »Das macht nichts, macht gar nichts. Ich liebe es, von Visionen der Lieblichkeit geweckt zu werden.«
    Merkwürdig, daß ich, normalerweise so kalt zu Frauen, mit ihr gleich von Anfang an scherzen konnte. Aber vielleicht war es doch nicht merkwürdig.
    »Ich hoffe, diese Bemerkung ist ironisch gemeint. Sollte sie es nicht sein, würde ich mich nämlich nicht sehr darüber freuen.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Ich meine diese Vision der Lieblichkeit. Darf ich eintreten?«
    »Natürlich. Setzen Sie sich in den Ledersessel.«
    »Haben Sie etwas Trinkbares?«
    »Einen guten Whisky.«
    »Gießen Sie mir schnell etwas ein.«
    Sie nahm das Glas mit einem bezaubernden Lächeln entgegen und trank es durstig aus. Dann legte sie die Hand auf die Brust und hielt den Atem an. Ihre Augen wurden feucht.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Ich hätte etwas essen sollen, das ist alles.«
    »Sie haben kein Dinner gehabt.«
    »Nicht einen Bissen seit heute mittag.«
    »Ich glaube, das Hotel-Restaurant ist noch geöffnet, wir können …«
    »Nein. Nein, ich möchte jetzt nicht unter Menschen sein.«
    Ich verstand ihre Heftigkeit nicht, hatte aber nichts dagegen, auf ihren Wunsch einzugehen.
    »Übrigens möchte ich mich entschuldigen«, sagte sie.
    »Für was?«
    »Tun Sie nicht so. Sie wissen schon, für was. Daß ich nicht zum Dinner gekommen bin, wie ich versprochen hatte.«
    »Das geht in Ordnung.«
    »Wirklich? Das bezweifele ich. Haben Sie lange gewartet?«
    »Kurze Zeit.«
    »Was lange Zeit bedeutet, ich weiß. O Gott, ich weiß nicht, warum ich …«
    »Warum Sie was?«
    »Nichts. Ich bin einfach unzuverlässig im Einhalten von Verabredungen.«
    »Das werde ich mir für spätere Gelegenheiten merken.«
    »Tun Sie das. Ich bitte alle meine Freunde, sich Notizen über mich zu machen. Das befreit mich von einer späteren Verantwortlichkeit ihnen gegenüber.«
    »Das verstehe ich schon wieder nicht.«
    »Ganz einfach. Ich fühlte mich heute abend schuldig, weil Sie mich nicht kennen. Oder aber Sie merken nicht, daß das Kind, das Sie gekannt haben, sich nicht verändert hat. Wären Sie jemand, der mich kennt, dann wüßten Sie, man muß bei mir damit rechnen, daß ich zu einer Dinnerverabredung oder irgendeiner anderen Verabredung nicht komme, und dann träfe mich keine Schuld. Jetzt kennen Sie mich. Das nächste Mal werde ich mich nicht zu entschuldigen brauchen.«
    »Und wenn ich es mir einfallen ließe, zu einer Verabredung mit Ihnen nicht zu erscheinen?«
    »Das würde ich nur als gerechte Vergeltung ansehen.« Sie nahm einen großen Schluck Whisky, der besser hinunterzufließen schien als der erste. »Und dann würde ich Sie schlagen.«
    »Auch das werde ich mir notieren.«
    »Kaufen Sie sich lieber ein Ringbuch. Haben Sie irgend etwas für einen nervösen Magen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich habe das Problem nie. Tut mir leid, Sie sagten, Sie seien ausgehungert. Was Sie wirklich brauchen ist Essen.«
    »Davon bin ich nicht ganz überzeugt. Trotzdem könnten Sie recht haben.«
    »Ich werde etwas heraufschicken lassen.«
    »Nun gut. Aber bestellen Sie etwas Einfaches, okay?«
    »Steak und

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