Alicia II
streikt. Aber dies eine Drittel hat genug zu tun. Siehst du, die Killer-Kommandos sind schwer aufzuspüren. Meistens setzen sie sich aus Ausgemusterten zusammen, die in den Untergrund gegangen und von einem Schutzsystem aufgenommen worden sind, das sich als sehr wirksam erwiesen hat. Und sie verfolgen eine hinterlistige Strategie. Sie treffen an einem vorher vereinbarten Punkt zusammen, begeben sich an den Ort ihrer Mission, schießen sofort und schnell und zerstreuen sich ebenso schnell wieder. Mit Ausnahme weniger Teams, die immer zusammenarbeiten – so das Team des berühmten Gorman Triplett – haben die meisten Kommandos keine bleibende Zusammensetzung – du weißt schon, es sind nicht immer die gleichen drei oder vier Mitglieder. Einer der Gründe, warum die Polizei in den Streik trat, ist ihre Ablehnung der Gesetze, die ihnen bei der Festnahme von Ausgemusterten die Hände binden.«
»Was ist denn das?«
»Eine Gruppe von Gesetzen, die von verängstigten Gesetzmachern durchgebracht wurden. Ursache war der Mangel an verwendbaren Wiederverwertungskörpern. Zusätzlich zu den Ausgemusterten, die einfach im Untergrund verschwanden, gab es viele, die einen besonders scheußlichen Selbstmord verübten, nur damit ihre Körper nicht mehr verwendet werden konnten. Und dann war da die Sabotage – na, darüber weißt du ja Bescheid.«
»Als ich in den Raumdienst eintrat, gab es eine Religion, die den Ausgemusterten erlaubte, ihre Körper ihrer späteren Erlösung wegen hinzugeben, eine Art von …«
»Du meinst sicher die Jünger St. Ethels.«
»Richtig.«
»Oh, die gibt es immer noch, und wie ich hörte, ist ihre Anzahl im Laufe der Jahre sogar gestiegen. Die meisten Leute, die vor einem Beinhaus anstehen, tragen ihre St. Ethel-Medaillen, ob sie nun Gläubige sind oder nicht.«
Ich dachte an Bru und fragte mich, ob sie dem Wachposten am Eingang des Beinhauses theatralisch ihre Medaille hingehalten habe.
»Manche Leute meinen, es sei gut, daß es den St. Ethel-Kult gibt, denn andernfalls würden wir noch weniger Körper für die Kammern zu Gesicht bekommen. Gott, wir können so kalt darüber sprechen! Wie ist das möglich?«
»Vielleicht der Alkohol.«
»Vielleicht. Wie dem auch sei, in der ausgemusterten Klasse gibt es immer noch viele, die mit der Botschaft St. Ethels nichts anzufangen wissen. Aber den St. Ethel-Jüngern gelingt es, eine schwierige Situation einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Warte mal, der Schnaps bringt mich ganz durcheinander. Ich wollte dir doch von den Gesetzen erzählen. War ich damit zu Ende gekommen?«
»Falls ja, dann ist es mir entgangen.«
»Also, die Gesetze. In dem Gesetz, das jeden Polizisten wütend machte, heißt es, ganz gleich, welches Verbrechen der Ausgemusterte begangen hat, er darf nicht auf eine Weise getötet werden, die eine weitere Benutzung des Körpers unmöglich macht. Wie du dir vorstellen kannst, wurden dadurch wirksame Vorsichtsmaßnahmen gegen Attentatsversuche sehr schwierig. Und es hat zu einer paradoxen Situation geführt. Attentäter-Kommandos schicken zu viele Erneuerte und Natürliche in die Kammern und die darauf folgenden überlangen Perioden der Dunkelheit. Gleichzeitig füllen sich die Reihen der ausgemusterten Abweichler mit neuen Rekruten, die nicht zur Stelle sind, wenn ihre Zeit für das Beinhaus gekommen ist. Und außerdem kann die Polizei jener Personen, die das ganze System ruinieren, nicht Herr werden, weil das Gesetz nur die ungefährliche Tötung erlaubt.«
»Die ungefährliche Tötung?«
»Der Körper muß dabei heil bleiben. Es sind Experimente mit Waffen, die lähmen oder betäuben, durchgeführt worden, aber das sind im allgemeinen Waffen für kurze Entfernungen, und die Polizei kommt nie nahe genug heran. Dazu sind die Killer die besseren Schützen. Und die Polizei kann die Killer vor und nach einem Attentatsversuch nicht aufspüren. Ach, Voss, es ist eine Farce, wirklich. Ich könnte dir Sachen erzählen …«
Da Ben darauf bestand, hielten wir noch in zwei anderen Lokalen der Stadt Einkehr. Einmal, um eine Sängerin zu sehen, die ihm besonders gefiel. Das zweite Mal, um etwas zu uns zu nehmen, das uns einigermaßen wieder nüchtern machte. Stacy verließ uns stillschweigend zu einem Zeitpunkt, an den ich mich nicht erinnere. Ben war nicht wieder nüchtern zu bekommen. Er mußte in ein Taxi gesetzt und nach Hause geschickt werden. June und ich besuchten noch ein paar Lokale.
Natürlich war June an mehr als nur
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