Alicia
ihrem Tagtraum.
Sie sprang von ihm fort. »Was erlaubt Ihr Euch! « keuchte sie. Kein Mann außer Stephen hatte je gewagt, sie anzufassen, wenn sie das nicht ausdrücklich gestattete. Sie sah sich rasch um und merkte nun, wie weit sie von der Burg entfernt war.
Richard legte ihren Blick falsch aus. »Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen«, schnurrte er. »Wir sind ganz allein. Lord Gavin kam eben aus Schottland zurück, und so sind sie alle mit sich selbst beschäftigt. Wir haben Zeit. «
Sie wich vor ihm zurück. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Stephens Warnung war wie ein Schrei in ihr. Und die Sorge um das Baby stand nun obenan. Daß nur dem Baby nichts passierte!
»Ihr habt keinen Grund, Euch vor mir zu fürchten«, sagte Richard mit honigsüßer Stimme. »Wir können viel Spaß miteinander haben. «
Alicia richtete sich stolz auf. »Ich bin Alicia MacArran, und Ihr habt sofort zur Burg zurückzukehren! «
»MacArran! « Richard lachte. »Die Männer erzählten mir, Ihr seid eine unabhängige Frau. Doch ich hätte nicht geglaubt, daß Ihr sogar Euren eigenen Mann zu Eurer Puppe machen würdet! «
»Ihr seid beleidigend! Und nun geht und laßt mich allein! «
Richards Lächeln wurde zu einer starren Maske. »Glaubt Ihr, ich würde Euch in Ruhe lassen, nachdem Ihr so heftig mit mir geflirtet habt? Ihr habt mich als Begleiter heute morgen ausgesucht. Ich wette, Ihr habt zutiefst bereut, daß wir nicht unbeobachtet blieben! «
Er strich über ihre Haare. Sein kleiner Finger berührte ihre Brust.
Sie sah ihn entsetzt an. »An so etwas habt Ihr dabei gedacht? Daß ich mit Euch allein sein wollte? « Sie blickte sich nach Rab um.
»Ich habe zur Vorsicht Euren Hund in der Scheune eingesperrt«, sagte Richard mit selbstgefälligem Lächeln. »Und nun ziert Euch nicht so. Ihr wißt, daß Ihr mich genauso begehrt wie ich Euch. «
Und damit preßte er den Mund auf ihre Lippen, während er sie mit einer Hand bei den Haaren festhielt.
Alicia stöhnte und stieß mit dem Knie den Mann in die Lenden.
Richard stöhnte und ließ sie los.
Alicia versuchte, in ihrem schweren Kleid von dem Mann fortzulaufen. Doch ihre Füße verfingen sich in den weiten Röcken. Sie schlug der Länge nach hin, und im nächsten Moment spürte sie, wie eine Hand über ihre Beine strich. Sie versuchte, sich gegen diese Hand zu wehren. Doch Richard drückte sie auf den Boden nieder und riß die Röcke entzwei, bis sie mit entblößten Beinen auf der harten Erde lag.
»Jetzt wollen wir sehen, ob wir dein Feuer noch ein bißchen anheizen können! « sagte Richard und drückte den Mund auf ihren Nacken.
Im nächsten Moment schrie er auf, als eine Masse aus grauen Haaren und scharfen Zähnen gegen ihn prallte. Alicia rollte von dem Mann weg, der aufzustehen versuchte, um sich gegen den Angriff des Wolfshundes zur Wehr setzen zu können.
Ein Arm stemmte sie vom Boden hoch. Miles zog sie zu sich heran, hielt sie mit einem Arm, während er das gezogene Schwert mit der rechten Hand hob. »Ruf deinen Hund zurück«, sagte er ruhig.
Alicia befahl mit bebender Stimme: »Rab! «
Der Hund ließ widerstrebend von Richard ab und kam an die Seite seiner Herrin.
Richard versuchte, aufzustehen. Das Blut lief ihm vom Arm und vom Schenkel. Seine Kleider waren an mehreren Stellen zerrissen. »Dieser verdammte Hund griff mich grundlos an! « schimpfte er. »Lady Alicia stürzte, und ich hielt bei ihr an, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. «
Miles trat von seiner Schwägerin fort. Seine Augen waren hart wie Stahl. »Du faßt mir keine Frau eines Montgomerys an«, sagte er mit einer tödlichen Stimme.
»Sie kam zu mir! « sagte der Mann. »Sie wollte etwas von mir… «
Es waren die letzten Worte, die er auf dieser Erde sprach. Miles’ Schwert ging ihm mitten durchs Herz. Miles warf nicht einmal mehr einen Blick auf den Toten, der zu seinen eigenen Gefolgsleuten gehört hatte. Er wandte sich Alicia zu und schien zu spüren, was sie empfand — Hilflosigkeit und Erniedrigung.
Er legte sacht den Arm um sie und zog sie an sich. »Ihr seid jetzt sicher«, sagte er ruhig. »Niemand wird es noch einmal wagen, Euch zu belästigen. «
Plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern und Miles zog sie noch enger an sich. »Er sagte, ich hätte ihn ermutigt«, flüsterte sie.
»Gemach«, antwortete Miles, »ich habe ihn beobachtet. Er hat nicht verstanden, daß Ihr als Schottin mit den Leuten anders umzugehen pflegt als wir. «
Alicia
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