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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verschlossene Tür an und fuhr sich dann mit beiden Händen durch seine schmutzigen Haare.
    »Ist sie unverletzt geblieben? Wird sie sich wieder erholen? «
    »Natürlich«, erwiderte Raine zuversichtlich. »Sie ist kräftig und gesund, und du hast sie mir ja als eine Frau geschildert, die fast ihr ganzes Leben im Freien verbrachte. «
    Stephen starrte ins Feuer. »Ich weiß«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Was hast du nur? « fragte Raine. »Das ist nicht der Stephen, den ich gekannt habe. «
    »Alicia«, sagte Stephen mit leisem Stöhnen, »sie wird mich noch umbringen. In Schottland beschloß sie eines Nachts, ihre Männer bei einem Überfall auf den mit ihr verfeindeten Klan anzuführen. Damit ich sie bei diesem Unternehmen nicht stören konnte, gab sie mir ein Gift ein. «
    »Sie tat das? « fuhr Raine von seinem Sessel hoch, als ihm bewußt wurde, in welche Gefahr Alicia sich und Stephen gebracht hatte.
    Stephen nickte düster.
    »Einer ihrer Gefolgsmänner fand mich betäubt im Bett und bemühte sich, mich wach zu bekommen. Als ich sie wiederfand, hing sie an einem Seil an einer Steilwand über den Meeresklippen. «
    »Gütiger Himmel! « keuchte Raine.
    »Ich wußte nicht, ob ich ihr den Hintern versohlen oder sie einsperren sollte, um sie vor sich selbst zu schützen. «
    »Und was von beiden hast du getan? «
    Stephen lehnte sich gegen einen Stuhl. Sein Gesicht spiegelte seine Betretenheit, als er seinem Bruder antwortete:
    »Was ich immer tat, wenn wir uns stritten. Wir liebten uns. «
    Raine ließ ein Glucksen hören, das seine mächtige Brust erschütterte. »Dein Problem scheint darin zu bestehen, daß sie zu sehr an sich denkt. «
    Stephen schüttelte bekümmert den Kopf. »Das Gegenteil ist der Fall. Sie denkt zu wenig an sich. zuweilen beschämt sie mich damit. Wenn es um ihren Klan geht, riskiert sie ihr Leben, weil sie das Wohl ihrer Leute höher achtet als sich selbst. «
    »Und das bereitet dir Kummer? «
    »Und wie! Warum muß sie nachts fremde Rinderherden überfallen, ihrem Gegner ihre Initialen auf die Brust schnitzen, sich in ihr Plaid rollen und unter freiem Himmel schlafen? Warum kann sie nicht. . nicht… «
    »Ein schreckhaftes, rührendes kleines Ding sein, das ihren Mann anhimmelt und ihm die Hemden mit Initialen bestickt? « kam Raine ihm mit Vorschlägen zu Hilfe.
    Stephen setzte sich schwerfällig auf einen Stuhl. »So will ich sie auch nicht haben. Aber es muß doch ein Mittelding zwischen beiden Extremen geben. «
    »Willst du sie wirklich verändern? « fragte Raine. »Was hat sie denn an sich, daß du dich vom Fleck weg in sie verliebt hast? Sag nur nicht, es wäre ihre Schönheit gewesen. Du bist mit einer Reihe von schönen Frauen im Bett gewesen und hast dich trotzdem nicht in sie verliebt! «
    »Sieht man mir das so deutlich an? «
    »Mir, Gavin und Miles ist das sonnenklar; doch Alicia scheint daran zu zweifeln. Sie glaubt nicht, daß du wirklich an ihr hängst. «
    Stephen seufzte. »Ich habe noch nie so einen Menschen wie sie getroffen, ob Mann oder Frau. Sie ist so stark, so nobel. In dieser Hinsicht steht sie einem Mann kaum nach. Du solltest einmal erleben, wie ihr Klan sie behandelt. Die Schotten sind nicht so wie wir. Die Kinder ihrer Leibeigenen laufen zu ihr, hängen sich an sie, und sie küßt alle Babies. Sie kennt die Namen aller ihrer Leute, und sie ruft sie bei ihren Vornamen. Sie spart sich das Essen vom Mund ab, damit ihre Leute satt werden. Eines Abends — wir waren eben einen Monat verheiratet — bemerkte ich, wie sie Brot und Käse in ihr Plaid ein wickelte. Sie achtete nicht auf mich, sondern sah immer nur zu Tam hin. Er ist ein Mann, der oft Vaterstelle bei ihr vertritt. Ich begriff, daß sie etwas tat, was Tam nicht wissen sollte, und nach dem Abendessen folgte ich ihr heimlich aufs Festland. Sie brachte die Nahrungsmittel einem kleinen Jungen, der seinen Eltern — Leibeigenen — ausgerissen war. «
    »Und was hast du zu ihr gesagt? « fragte Raine.
    Stephen schüttelte den Kopf, während die Erinnerung an diese Nacht in ihm lebendig wurde: »Ich, der große Weise, sagte ihr, sie sollte den Jungen zu seinen Eltern zurückschicken statt ihn zu ermutigen, von zu Hause wegzulaufen. «
    »Und was sagte Alicia darauf? «
    »Sie sagte, der Junge sei ihr ebenso wichtig wie dessen Eltern, und sie habe kein Recht, ihn zu verraten, nur weil er noch nicht erwachsen sei. Sie sagte, er würde in ein paar Tagen von sich aus wieder nach Hause zurückkehren und

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